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Ein neuer Sieg Wilhelm Friedrichs. DI^Einen ungemein glücklichen Triff hat die Volkshochschule Olbersdorf getan, als sie für ihre Abschlußveranstaltung ihrer diesjährigen Winterkrurse mit Hilfe des dortigen Vereins „Volks- spielkunst" am 20. März in der bekannten „Zeißigschenke" eine öffentliche Aufführung von Wilh. Friedrichs tzeimatspiel „Die Brüderhöfe" veranstaltete, das im vorigen Sommer auf der ReichenauerNaturbühne im Tschauwalde feine erfolgreiche Feuer probe bestand. Der geräumige Saal war bis auf das letzte ver fügbare Plätzchen besetzt, womit man offenbar nicht gerechnet hatte, da sich unter den Besuchern auch sehr viele Kinder befanden. Das ist natürlich im vorliegenden Falle durchaus kein Fehler, zumal es zur Folge hatte, daß sofort eine Wiederholung des Abends in Aussicht genommen wurde. Mit großer Freude leistete der Berichterstatter der Aufforde rung Folge, den bei derartigen Anlässen üblichen Einführungs vortrag zu halten und stellte sich die Aufgabe, über „Wilhelm Friedrichs künstlerische Sendung" zu sprechen. Er ging davon aus, daß infolge der seit dem zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts gesetzlich gewährleisteten Freizügigkeit und des ins Unermeßliche gestiegenen Verkehrs allenthalben die charakteristi schen Merkmale Oberlausitzer Volkstums — Trachten, Sitten und Gebräuche, vor allem auch unsere Sprach- und Ausdrucks weise — mehr und mehr verdrängt worden sind. All diese Kenn zeichen besonderer Art sind aber wertvolles Volks- und Kulturgut, besten Erhaltung unbedingt zu fordern ist. Deshalb ist es hoch- erfreulich, daß sich unser Lausitzer Schrifttum seit einem reichlichen Jahrzehnt auf die Verwendbarkeit unserer Mundart für schrift stellerische Zwecke in steigendem Maße besonnen und uns bereits eine ganze Summe wertvoller literarischer Arbeiten beschert hat. Damit ist bewußtermaßen auch Pflege der Volkskunst verbunden. Aufs schärfste aber ist es zu verurteilen, wenn künstlicher Weise Begriffsunterschiede zwischen Kunst und Volkskunst, Dichtung und Volksdichtung in der Absicht geschaffen werden, damit das Volkstümliche und Bolksmäßige als minderwertig gegenüber den angeblich übergeordneten und weiteren Begriffen Kunst und Dich tung zu verdächtigen. Eine derartige Differenzierung ist in den bei weiten meisten Fällen auf erhabene Selbstgefälligkeit und hohlen Bildungsdünkel zurückzuführen. Kunst ist Können. Hinzu müssen die unerläßlichen Vorbedingungen, natürliche Veranlagung oder Begabung. Sie können wohl durch geeignete Anleitung (das Studium) gefördert, aber niemals durch Drill irgend welcher Art ersetzt werden. Der Künstler, der stolz erklärt: „Ich und meine Werke sind mir selbst genug", ist ein Narr. Eine Kunst, die nicht in den Tiefen der Volksseele wurzelt oder für das Volk bestimmt ist, verdient diesen Namen überhaupt nicht. Sie verfehlt ihren erziehe rischen Zweck und verliert damit ihre Daseinsberechtigung. Uber Wilhelm Friedrichs Sendung als echter Dichter und Vorkämpfer des Heimatgedankens besteht heute kein Zweifel mehr. Und doch hat er sich sein reiches Können und sein umfastendes Wissen ledig lich auf der Grundlage einfacher Volksschulbildung aufgebaut. Auch für ihn gilt das beherzigenswerte Wort Richard Wagners mit Bezug auf Hans Sachs: „Ehret eure deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister!" Das zahlreiche Publikum begegnete diesen Ausführungen mit erfreulichem Verständnis und folgte dem Spiel, nachdem es auch auf den Inhalt des Werkes entsprechend vorbereitet worden war, mit steigendem Interesse und zuletzt Heller Begeisterung. Es überschüttete die Darsteller mit Beifall und verharrte willig auf seinen Plätzen, als noch ein Nachwort angekündigt wurde. Die Aufführung übertraf an Güte meine Erwartungen um ein Be trächtliches. Meine liebe „Thalia" wird es mir nicht Übelnehmen, wenn ich der Wirklichkeit entsprechend berichte, daß ihre eigenen vorzüglichen Leistungen in verschiedenen Einzelheiten erreicht wurden und daß auch im übrigen eine hoch anständige Wieder gabe von den Olbersdorfern erzielt wurde. Daß mal gelegentlich, wie der schauspielerische Fachausdruck lautet, „Zungenwurst" ge macht wird oder einer oder der andere Darsteller den Flüstergeist mit den Augen zu verschlingen droht, soll ja in den „besten Familien" vorkommen! Die bescheidenen technischen Mittel der Bühne ließen ja hinsichtlich des Szenenbildes einige Wünsche offen, aber dafür ist niemand verantwortlich zu machen. Jeden falls hatte die Regie das Menschenmögliche herausgeholt und lobenswerte Umsicht betätigt. Glänzend war der alte Sallger- bauer, überraschend gut auch Eduard Rieger, Martha und Her mann. Aber auch die übrigen boten durchgängig Leistungen, die sich sehen lasten konnten. Wilhelm Friedrich erzielte einen Triumph von nicht alltäglicher Art. Zum Schluß erschien Herr Lehrer Schreiber auf der Bühne, um noch einige beredte Worte an die Hörerschaft zu richten. Er knüpfte an den Einführungsoortrag wieder an, um dem Dichter aus vollem Herzen zu danken. Er bezeichnete unfern lieben Wilhelm Friedrich als einen wahrhaften Dichter und den lebendigen Quell lauterster Volkskunst. Dem Sprecher des Ein führungsvortrags erwies er die Ehre, ihn als den Mann zu nennen, der diesen Quell erschlossen habe. Daß sich auch die Volkshochschule des mundartlichen Schrift tums annimmt, ist von hocherfreulicher symptomatischer Bedeu tung. Bruno Reichard. Anr SNorgen Der Morgen funkelt gleich der kühlen perle Nm dunklen Asif der Nacht. Dann löst sc sich und fällt, versprüht in Farbgswaltsn bunter Pracht. Still tritt der Tag aus heimlich hohem Forsts, Lehnt still am Stein. Tut leis dis Fernen auf. Dann schreitet er mild über Bergs, Täler, Nus goldner Strassen sanft gewölbtem Lauf. Ti. Das verlorene Glück Eine Sage aus den Wäldern unserer Heimat Don N.F. Stenzel ^A>or vielen, vielen Jahren lebte in einem unermesslich grossen (L? Walds eine Schar lieblicher Elfen. Sie waren so schön wie das Morgen- und Nbendrot zusammen; schneeweiss war ihrs Haut, leuchtend und klar ihre Nugen, dunkelbraun das reiche Lockenhaar und ihre Glieder so wohlgestaltet und edel wie dis der Gazellen und Dehs. Inmitten de» weiten dunklen Waldes lag der Lieblingsplatz der Elsen, wo sie alltäglich spielten, tanzten, scherzten und lachten. Es war eins von duftenden, bunten Blumen übersäte Wisse, dis das ganze Iakr über, auch im Winter, grün und frisch blieb, prächtig schillernde Schmetterlings tanzten da mit der allzeit lustigen Llfenschar um die Wette, Eichhörnchen neckten dis Tanzenden, indem sie diese von den Bäumen herab mit Nüssen bewarfen und die liebe Sonne bestrahlte das ausgelassen frohe Treiben aus der Waldwisss mit Hellem Glanz. In ihrem Haar trugen die Elfen ganz schmale funkelnde Gold reifen; dis verliehen ihnen ewige Jugend und immerwährendes Glück. Don ihrer Mutter, einer huldreichen Göttin, waren diese Glücks- krönlein den Elsen mit der strengen Mahnung, sie ja recht gut zu bewahren und nie aus dem Haar zu nehmen, geschenkt worden. — Nnd so lebten die lieblichen Elsen nun schon seit langer Seit sorglos und lustig in ihrem Walds und obwohl sie schon ein hohes Nlter erreicht hatten, waren sie doch noch immer so jung und frisch wie in ihren ersten Jahren. Nls sie nun eines Tages wieder aus der Waldwisse spielten, da überraschte sie plötzlich ein schrecklicher Sturm, der finster über die Erde sinherbrausts. Sn diesem dunklen Nnwetter verbarg sich aber der „Wilds Jäger" mit seinem wüsten Gefolge; der grimmige Feind aller Feen und Elfen! Nnd als der Anhold und seine wilde Schar dis goldenen Dessen der flüchtenden Waldjungsrauen blinken sah, da eilten dis Bösewichts ihnen nach, rissen ihnen den goldenen glück bringenden Jauberschmuck aus dem Haar und flohen damit in die weite Ferne. Nun war es mit dem Glück der Elfen aus. Nachdem sie ihre Saubsrreifsn verloren hatten, waren sie dem nagenden Nlter, dem Leid und der Not wie dis Menschen preis gegeben. — Da erzählte ihnen ein Twsrg, dass der „Wilde Kläger" und seine Kumpanen dis goldenen Dessen in alle Welt verstreut hätten. Nls die armen Elfen das hörten, brachen sie in Klagen und Tränen aus und beschlossen, ihren Wald zu verlassen und durch die