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Nr. 7 Gberlauflher Helmatzelkung 105 lichen Spottliedchen Ausdruck verlieh. In der zerstörten „Falken burg" auf dem Falkenberqe bei Gabel ruhen unter einer Linde im Hofe des ehemaligen Schlosses reiche Schätze von Gold und Silber und Edelsteinen, welche am Palmsonntage der Hebung harren. Bon ihnen berichtet die Sage ganz dieselbe Begebenheit von einer Mutter und ihrem Kinde wie von dem „Wüsten Schloß" bei Kreibitz. So hat der Palmsonntag seine besondere Stellung in der Sagenpoeste unserer deutschen Stammesgenoffen dies- und jen seits der Grenze. O. Sch. Frühling im Lausitzer Walde Bon W. Lee der, Lauba will der Lenz uns grüßen! Junker Lenz hat vI» V seinen Einzug gehalten. Der beengende Winter ist wieder einmal überstanden und mit erleichtertem Herzen strebt der Naturfreund hinaus in seinen ge liebten Wald, dem wahren Verkünder der unermeßlichen Fülle von Lenzesfreuden. Für uns Lausitzer ist zum größten Teil der Weg nach dem Walde nicht allzu weit, ein Glück nenne ich es, das für mich so manche hochgepriesene Großstadt- annehmlichkeit aufwiegt. Nach wenigen Schritten ist es mir möglich, das Dorf mit seinen Bewohnern, die in ihrer Durch- schnittlichkeit ach leider viel zu wenig Verständnis für unseren Lausitzer Wald zeigen, hinter mir zu wissen. „Das jubiliert und musiziert, das schmettert und das schallt!" überall ist die Luft mit Liebe und Musik erfüllt. Das Haus rotschwänzchen grüßt uns vom Scheunenfirste in schlichter, aber umso herzlicherer Weise. Vom wieder im Besitz genommenen Nistkasten gibt „Vetter Starmatz" seiner Freude über die glück lich gelungene Heimkehr aus fernen Landen in die alte viel- geliebte Heimat beredten Ausdruck durch Flöten, Zwitschern, Knarren, begleitet von Flügelschlagen und tollen Sprüngen. Unermüdlich schmettert der schmucke Buchfink seine Liedstrophen in Fanfarentönen hinaus in die Frühlingslust. So laut schmettert er, daß man glauben könnte, er sei dazu berufen, die noch nicht aus starrem Winterschlafs erwachte Natur zu neuem Leben zurückzurufen. „Wie bist du so schön!" So kann man wohl den Dank- und Lobgesang des weniger scheuen Goldammer deuten, der immer und immer wieder den Lenz, der ihn von so mancher Wintersorge befreit hat, lobt. Liebetrunkene Grünfinken balzen mit Klirren und Klingeln auf den Wipfeln der Straßenbäume. Und nun gar die färben- reiche Kohlmeise mit ihrem feinen Feiertagskleide: blauem Frack, gelber Weste, hohem, weißen Stehkragen, langer, schwarzer Krawatte und schwarzem Käppchen. Sie ist es, die dem dem Frühlingswetter gegenüber vielleicht noch mißtrauischen Landmann eindringlich zuruft: Wetz die Schar! Wetz die Schar! Sehr oft folgt er ihrem Rufe. Hat er es getan, so bannt die letzten Zweifel an doch wiederkehrende Zeiten sein alter Freund, die Feldlerche, aus seinem Herzen. Hoffnungsvoll und lob singend klettert sie am Himmelsgewölbe auf ihrer Liederleiter empor. Lange haben wir all diese Töne des Frühlingskonzertes vermißt. Im Banne dieses Konzertes sind wir ganz unde- merkt unserem Ziele, dem Walde, näher gekommen. Schon von weitem dringen uns die markanten Rufe der Singdrossel entgegen, die weiter tiefer aus dem Walde von den melodischen getragenen Weisen ihrer Verwandten, der Schwarzdrossel, be- gleitet werden. Die goldschnäblige Schwarzdrossel sucht immer mehr und mehr die Nähe der menschlichen Wohnungen auf. Zum Danke dafür wird die Amsel von den Menschen immer mehr und mehr verkannt, wohl gar verfolgt. Die Menschen aber, die kalten Herzens zusehen und vielleicht selbst mit Hand anlegen, wenn nicht nur Feinde, sondern selbst Volksbrüder einander htnschlachten, setzen sich zu Gericht über unseren stimm begabten Freund, der sich, verführt durch falsche Winterfütte- rung oder sonstige Gelegenheit und individuelle Veranlagung, des Nestraubes schuldig gemacht haben soll. Doch wir wollen uns die in unser Herz eingezogen« Freude an der Natur des Lenzes und ihren Geschöpfen durch auf recht schwachen Füßen der Begründung stehende Gerüchte nicht ver- bitter» lassen. Lauschen wir lieber dem abwechselnden Gesang des Bluthänflings, der von der nahen Fichtenpflanzung zu uns tönt. Doch horch! Liebliche Strophen schallen von der Wald blöße an unser Ohr. Sanft hebt der Gesang an, fast klagend, schluchzend und sehnsuchtsvoll, dann wird er lauter und lauter. Er kommt aus der kleinen Kehle der Heidelerche, die die besten Kenner der Vogelwelt mit Stolz an die Seite der Sänger königin Nachtigall stellen. Viele, viele der lieblichen Sänger könnte ich noch aufzählen, die bei dem Frühlingsorchester unter Leitung des Kapellmeisters Specht musizieren. Ein Musikant sei nur noch erwähnt: Der Zaunkönig, der Gnom unsrer Vogel welt. Der dürftigste Sonnenstrahl mitten im eiskalten Winter entlockt seiner Kehle ein Liedchen, das so laut ertönt, daß man in diesem Zwerge kaum den Urheber solcher gesanglicher Fülle sucht. Eine lustige Schar Zeisige schwätzt am Bache, und unter halsbrecherischen, turnerischen Übungen werden die Erlenzweige emsig nach dem begehrten Samen abgesucht. Was leuchtet so herrlich rot aus den Zweigen hervor? Es ist der Brustlatz des Rotkehlchens, das uns mit vielen zierlichen Knicksen be grüßt, dabei aber jede unserer Bewegungen aufmerksam mit seinen großen Perlenaugen beobachtet. In feierlicher Weise erhebt es seine Stimme. Mit Kirchenmusik hat einst ein ge- sangeskuudiger Vogelliebhaber ihr Liedchen verglichen. Leider fehlen beim Konzert noch die Stimmen der Grasmücken, die erst im vorgeschrittenen Frühjahr in das allgemeine Vogel konzert einstimmen. Alltagspflichten zwingen mich, den Heimweg anzutreten. Nur ungern nehme ich von meinen gefiederten Freunden in Wald und Flur Abschied. Die Hoffnung habe ich aber, daß diese Feierstunde noch recht lange wohltuend in meinem Herzen nachklingen wird. l^onctitorei tske Hsuhen,V/en6il^e Ztr. Oss Zern kelustrte TaZes- unst Z^stenst-Lale LrstkIsfiiZes Xonrert Leinliie sitonctitorei-LrreuZniffe VesteliunZsZescfiäfi Verlaust nach ausvärts lei. 2l I8 welche die idealen Bestrebungen des Naturschutzes fördern wol len, bestelle» bei ihrem Buch händler oder beim Verlag die bilderreiche, vornehm ausgestattete Monatsschrift ^Istursckutr MMIt für Sil! Msvle Niet üer UMMtm, sm HstliMlMlKgs iiiii! vmriM SMMnW. tzerausgegeben v. Dr. Hermann Helfer, unter Mitwirkung von zahlreichen bekannten und führenden Persönlichkeiten der Natur- u. Vogelschutzbewegung. 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