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Nr. 7 Gberlaufltzsr Helmatzeitung 101 KokIsn sind erstarrt und versteinert, Wetterkickten und kniekolz aut der fZöke, von der sich eine gleiche präch tige Fernsicht bietet wie vom Walberberg oder dem 3chwarze-IZerg. lZergauf und bergab kükrt unser Weg, über (Zesteine und Wurzeln starker liefern, nach dem löochstein, der kuppe und dem Danneberg. Dann treten wir aus dem Walds. Umrakmt von bewaldeten löügeln und unter brochen von zwei Reichen liegt vor uns das Kirchdorf Rammenau. Vas Dorf Kat seine besondere IZedeutung. 5ein vame wird nickt nur im engen löeimatbezirks genannt, weil die Lags des Dorfes eine besonders reizvolle ist, sondern man nennt ibn in allen den Kreisen, die fick mit der Lekre des (Vannes beschäftigen, dessen Wiege in diesem Dorfs stand: sodann (Zottlieb §ickte. In einer Zeit der Erniedrigung Kat er in Wort und 3ckrikt und Hat das Deutschtum wieder zu Linseken gekrackt, an die löerzen vieler Verzagter und (Zleick- gültiger gerüttelt, mit begeisternden Worten den Weg zu einem neuen Morgen gewiesen. Sein Vater war in Rammenau IZandweber. In karter Llrbeit um das tägliche IZrot ist der Knabe kerangewacksen, bis ibn glückliche Umstände, — wenn auch unter großen Müken und Entbekrungen — den Weg zur köderen 5chule und Universität und später zu angesekenen Stellungen ermöglichten. Sein Vaterkaus stekt schon lange nickt mekr. Liber die Gemeinde ekrt ikren großen Sokn noch keute. Unweit der Kirche, wo auch einst sein (Zeburtskaus gestanden, erkebt sich ein schlichtes Denkmal und dem Ortsmuseum Kat man seinen vamen gegeben. Ein besonderer Schmuck des Dorfes ist das Schloß, das nach 1717 vom kammerkerrn knock aufEIstra er baut wurde. Scköns alte Säume zieren den park. Schloß und park gleichen noch keute einem Lustorte damaliger Zeit. Im Dämmern des Eages erreichen wir Sisckofswerda. Von den „Sieben Sergen" ist schon lange nichts mekr zu seken. Lindere breite und lange Sergrücken kaben sich vor sie geschoben und lassen ikre Zauber wirken. Wir sind wieder kinter den »Sieben Sergen" und dem Ziele näker, wo für die Kinder und einfachen Menschen um Elstra die Wunder und Märchen blüken. 20 Jahre „Thalia" Im lieben Reichenau gab es am Sonnabend und Sonn lag, dem 19. und 20. März, zwei große Festtage, an denen alle Schichten der Einwohnerschaft und eine ganze Anzahl aus wärtiger Gäste sich mit dem Herzen beteiligten. Es handelte sich um das 20 jährige Bestehen des in der ganzen Lausitz hochgeachteten Vereins „Thalia", Mitglied des Verbandes „Bolksspielkunst". Die stärkste Seite der genannten Vereini gung, die sogar im Zittauer Stadttheater und auf der Oybiner Waldbühne, auch in Bautzen und Sohland starke Erfolge er zielte, ist bekanntlich die Pflege des heimatlich-mundartlichen Bolksstückes. Im Laufe des Sonnabend waren an den Gräbern der verstorbenen Mitglieder — es kamen eine ganze Anzahl in Betracht — Kränze niedergelegt worden. Am Abend sand in den überfüllten Räumen des Schützenhauses ein groß angelegter und künstlerisch wertvoll ausgestalteter Festkommers mit anschließendem zwanglosen, aber sehr lang ausgedehnten Beisammensein statt. Nach zwei einleitenden Konzertstücken eröffnete der Vorsitzende Herr Julius Palme mit einer ge haltvollen Begrüßungsansprache an die unübersehbare Menschen menge, in der er sonderlich den zahlreichen Ehrengästen mit Herrn Amtshauptmann Kahmann an der Spitze, Gruß und Willkommen entbot. Sodann überbrachte im Namen der Ge meinde Reichenau Herr Bürgermeister G r u n e w a l d in präch- tiger Rede Gruß und Glückwunsch. Die Schöpfung de» idyllischen Naturtheaters im Tschauwalde pries er als eine Großtat des Iubelvereins. Mit stolzer Genugtuung feierte er die beiden Mundartdichter Wilhelm Friedrich und Richard Blasius als Reichenauer Kinder. Auch pries er das har monische Zusammenwirken von Heimatdichtern, Heimatspielern und einer unbeschadet ihres freimütigen Urteils auf Heimat kunst eingestellten Kritik. Besonders gedachte er des Schrift stellers Bruno Reichard als langjährigen Freundes und Förderers der „Thalia". Sehr vieler Aufträge hatte sich Herr Redakteur Henkner aus Bautzen zu entledigen, der unter herzlichen persönlichen und Glückwünschen des „Bautzener Tageblatts", des Bautzener Gebirgsvereins und körperschaft lichen Lusatiamitglieds, der Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum und des sächsischen Landesoereins Heimatschutz wertvolle An- gebinde überreichte. Herr Amtshauptmann Kahmann über- brachte neben Gruß und Glückwunsch der Amtshauptmannschaft Zittau die gleichen Kundgebungen namens der leider anderweit abgehaltenen Herren Kreishauptmann Richter aus Bautzen und Bürgermeister Dr. Ko ltzen bürg-Zittau. Er führte den Gedanken näher aus, daß wahre Volkskunst auf heimatlicher Scholle den wahren Charakter des in der Heimat lebenden Volkes widerspiegelt. Im Auftrage des Kreises Bolksspielkunst Oberlausitz und auch im Auftrag der Großschönauer und Zittauer Zweigvereine sprach Herr Paul Reuter-Groß schönau. Er übergab schöne Bänder für das Bereinstischbanner. Die Damen des Vereins haben einen ansehnlichen Betrag zur Schaffung eines Perückengrundstocks aufgebracht, den sie durch Frau Anna Hartmann übermitteln ließen. An weiteren Spenden sind ein Bannerband von Frau Else oerw. Sprenger zur Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten und ein von den beiden Theatermeistern Fröhlich und Werner gestifteter Gong zu nennen. Herr Max Herwig, der selbstlose Grund eigentümer des Waldtheaters, erhielt ein schönes Bild dieser Schöpfung, der zum Ehrenvorsitzenden ernannte Wilhelm Friedrich sein eigenes, vorzüglich ausgeführtes Bild in Lebensgröße und gediegener Rahmung. Nunmehr konnte die reichhaltige und gehaltvolle Vortrags- ordnung abgewickelt werden. Bruno Reichard eröffnete sie mit einem Borspruch in gebundener Rede, in dem er als die besonderen Stücke der „Thalia", das mundartliche Lausitzer Bolksstück und seine Pflege als vornehmstes und bahn bestimmendes Ziel betonte. Aus eigenen Dichtungen rezitierte er unter Hinweis auf die gegenwärtigen Gedenkfeiern ein Sonett „Beethoven", weiterhin eine Ulkballade „Sommernacht". Klangschöne und eindrucksvolle Männerchöre steuerte der Männergesangverein Reichenau unter Leitung des Herrn Lehrer Peuker bei. Wacker waltete auch die Kapelle ihres Amtes. Stimmlich ganz vorzüglich aufgelegt war ferner Herr Walter Stemplowsky, der, teilweise im Kostüm und der bühnen mäßigen Aufmachung, die „Siciliana" aus Mascagnis „Bauern- ehre", die große Arie des Max aus Webers „Freischütz" und die Arie des Chapelou aus Adams Oper „Der Postillon von Longjumeau" mit seelenvollem Ausdruck zu Gehör brachte. Besonders angenehm wurde es empfunden, daß sich der Künstler in der Ausnützung seiner gewaltigen Mittel eine den räumlichen Verhältnissen entsprechende Selbstbeschränkung auferlegte. Der dröhnende Beifall der Menge nötigte ihn, das bekannte „Ach wie so trügerisch" aus Verdis „Rigoletto" als Zugabe folgen zu lassen. Unerwartete Genüsse bereitete den Hörern Alwin Rösler mit dem Vortrage von „Tom, der Reimer" (von Löwe) und einem der Trompetenlieder. Der Herr, ein Baß bariton von beträchtlichem Stimmenumfang und ausdrucksvoller Gestaltungskunst, die überdies später noch wirksamer zur Gel tung kam, führte sich überraschend gut ein und dürfte weiter von sich hören machen. Sehr dramatisch gestaltete sich ein von