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Gberlauflher Hetmaizeltung Nr. 6 des Bierrichteausschusses, war der stimmungsvoll ausgeschmückte Kretschamsaal von einer frohen Gästeschar bis auf den letzten Platz gefüllt. Gewöhnlich pflegen überfüllte Säle die Gemütlich' keil zu beeinträchtigen. Hier jedoch nicht. Schon beim Eintritt in den Saal ging zwar der Trubel los; jedoch bald umhüllte uns der Heimatzauder. Anmutig grüßten die Gemälde der Ebersbacher Berge von den in Keimatfarben gehaltenen Wänden. Beflankt von unsrer Klunst und vom Schlechteberg mit seiner Humboldibaude und dem Wasserwerk, überragte der Kollmar als Bühnenhintergrund das sröhlicke Treiben. Gegenüber der Bühne winkte das neueröffnete, aber schwer ersteigbare Wirts haus „Itrmisbargl", wo man sich mit einem Glase Wein stärken konnte. Nach dem Einganqsmarsche der Sladlkapelle begrüßte der Vorsitzende, Herr Lurt Herrmann, mit herzlichen Dorten die frohe Festesschar und eröffnete den Oobd. Aus der Saatfläche spielte sich bald ein buntbewegtes Leben ab. Lin eingefleischter Städterfratz freilich, der sich Feste nur in der stehen Stadlkluft wünscht, wäre sicherlich nicht zufrieden gewesen, denn die ländliche Tracht und die der Wenden herrschte vor. Wiederaufgelebt war das schöne Altlausttzrr Kleid unserer Ur großväter und Großväter. Der Boden war vorbereitet zur Auf nahme der eigentlichen Saat: der beiden mundartlichen Schau spiele „s Gescheeche" und „Anne äbrlausitzer Huckst". Die in der Mille des Saales ausgestellte dicke Plakatsäule kündigte Wilhelm Friedrichs „Gescheeche" als erstes Spiel der Festordnung an. In seiner heileren Durchjührung paßte dieses Stück unseres Reichenauer Heimatdichters vortrefflich zum ganzen Stimmungs gehalt des Abends. Bald trat das Werk eines anderen Heimat- schrtslstellers aus den Plan. Rudolf Gärtners „Äbrlausitzer Huckst" wurde aufgesührt. Angeführt vom Hochzeitsbitter betrat der Hochzettszug mit eigener Musikkapelle den Saal und zog zur Bühne, wo der Gutsherr eine treffliche Hochzeilsrede hielt. Nun nahm der Hochzeilsbitter als Pertreter des Brautpaares die Geschenke mit launigen Worten in Empfang. Dann verließ die Huckstgesellschast wieder den Saal. Der große Erfolg ging naturgemäß zunächst vom Stück aus. Ein Eingehen auf den Inhalt erübrigt sich aber, da die Hauplwirkung nicht in der Handlung, sondern in der guten Zeichnung der Charaktere liegt. Nach den lustigen Weisen, die zwischen den Aufführungen lockien, wurde eisrig getanzt. Aber da gab es nicht die neu modischen Tänze. Nach Polka- und Walzerklängen drehte sich Alt und Jung im srohen Kreist , und wenn gar die Kreuz polka oder der Rheinländer erklang, da wogte es allüberall im wohlgefülllen Saal. W.nn man nicht gerade das Tanzbein schwingen mußte, konnte man bei der großen Verlosung sein Glück probieren, Lausitzer Trachten beobachten, im Laden der Plakatsäule bet einem schönen Kind Apfelsinen und Brezeln Kausen, einen hinter die Binde gießen und was dergleichen Genüsse sind. Die Lieder der Sängerriege, der Umzug des Bärenführers, die Fahrt der Würsrelmaschine steigerten den launigen Humor noch mehr, bis dann leider die Plakatsäule unter tätiger Mithilfe von „Felix" mit entsprechendem Galgen humor in vorgerückter Stunde avgebaut wurde. Bier-, Würstel ecke und Wirtshaus „Itrmisbargl" hatten zwar noch nicht ge schloffen, doch näherte sich das Ende dieses schlichten Heimatfestes. Es war ein guter Einfall, die heimatlichen Sit.en aufleben äu lassen und echte Heimatart nicht durch politische Meinungs verschiedenheiten abzutöten. Heimatliebe ist überparteiliche Herzenssache. Werner Andert-Ebersbach. Hochwasser unsrer Schwarzen Elster M?^er ungewöhnliche Niederschlagsreichtum des vergangenen WW Jahres stellte die Naturgewalt des Wassers und unsre heimatlichen Gewässer ost in den Mittelpunkt des all gemeinen Interesses. Was der große Dichter vom Ele ment des Feuers prägte, wir beziehen es auch aus das Walten der Wasserkraft, wenn es heißt: „Wohltätig ist des Wassers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, ,das dankt er dieser Himmelskraft. Doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, «inhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur." In kurzer Übersicht mögen nun die Hochfluierscheinungen der „Schwarzen Elster" in der Gegend von Hoyerswerda Er wähnung finden. Die alten Chroniken schreiben darüber in den Kapiteln: „Bon Feuer-, Pest- und Wassersnot" wie auch „Von großem Ungewitter, Wind, Mißwuchs und Teuerung": 1567 war von Walpurgis bis auf Johanni eine so große Hitze und Dürre, daß fast alles Getreide auf den Feldern ver dorrte. Nach Johanni kam groß Wasser, welches das übrige Getreide teils verschlemmt, teils wegnahm und folgte darauf große Teuerung und Hungersnot. 1569 war ein großer Winter mit großem Schnee und' hartem Frost und währte bis auf Pfingsten. Nach Pfingsten kam groß Wasser, so unsäglichen Schaden tat. 1665 im Monat Juni kam groß Wasser, so die ganze' Sommersaat verderdete, worauf große Teuerung und Vieh-- stäupe erfolgte. 1691 den 25ten Juni war eine große Wasserflut, der gleichen fast bei Menschengedenken nicht gewesen ist, und tat großen Schaden an Heu, Hirsen, Heidekorn, Gersten und andrer Sommersaat. 1701 war eine große Wasserflut, so großen Schaden tat. 1716 war ein sehr schweres Jahr, teils wegen großer Nässe, unbeständigen und kalten Sommers, daß auch weder auf den Feldern noch in den Gärten nichts zu seiner Boll- kommenheit gelangen konnte. Es fielen hin und wieder große Schloßen, welche aus den Feldern großen Schaden taten und an manchen Orten das Getreide ganz darniederschlugen, und, obgleich das Korn sich wieder etwas erholte, auch neue Ähren heroorkamen und Körner bekam, so war doch der meiste Teil die schwarzen Mutterkörner und zugleich mit einem solchen starken giftigen Mehltau besudelt, daß hernach große Krank heiten entstanden, sonderlich grassierte der Krampf und die Gichtkrankheit, welche die Leute ganz zusammenzog und ver drehte, oder sie wurden ganz rasend, ja viele starben, sobald sie das neue Korn aßen, daß auch viele Häuser und Gemeinden wüste wurden. Das Vieh, so das neue Korn fraß, starb gleich falls. Worauf auf Ihre Hochsel. Majestät Befehl die Müller solche Siebe sich anschaffen mußten, daß das Korn in der Mühle mußte gesiebet werden. Da aber dieses noch nicht helfen wollte, so wurden auf Befehl Ihre Kgl. Maj. etliche 1000 Scheffel Korn unter das Volk ausgeteilet, die es bezahlen konnten, gaben Geld, die andern, die aufs künftige Jahr bezahlen wollten, wur den ausgeschrieben, die sichs aber nicht getrauten zu bezahlen, denen wurde das Korn gestrichen zugemessen und dafür mußten sie von dem neuen Korn ein gehäuft Maß geben. Das neue Korn war kaum halb so schwer als das alte. 1784 ein sehr großes Wasser. 1804 den 15. Juni war bedeutend großes Wasser, welches die hiesigen Fluren vernichtete. Infolge anhaltenden Regens kam im Juli abermals großes Wasser, das bedeutenden Miß- wachs und 1805 große Teurung nach sich zog, indem 1805 ebenfalls ein sehr nasses Jahr war. Der Scheffel Korn kostete bis 20 Taler. 1830 sehr großes Wasser, am 26. Januar, das größte seit 1784. 1897 2. August: Extra-Blatt. Eine furchtbare Wasser- Katastrophe ist in den letzten Tagen über Schlesien, Sachsen und Österreich hereingebrochen. Überall sind entsetzliche Der- Heerungen angerichtet, die Ernte vernichtet, Gebäude und Brücken eingestürzt und viele Menschenleben zu Grunde ge gangen. Infolge Unterspülung der Eisenbahndämme, Einsturz von Brücken usw. ist der Eisenbahnverkehr vielfach unter brochen. Nachstehend geben wir eine Zusammenstellung der jenigen Strecken in unsrer näheren Umgebung, wo der Verkehr