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VL»nvo?en L?elmaikunöe, ßj >!;! Sonntag, 28. November 1920 Nr. 31 1. Jahrgang Unbeneckstiyrel' Di-fch?i'n< «1!?^ La«? A^nerVags^ Schristleitung und Geschästsskelle m°Neicstenau,Sa. Fernsprecher Nr. 21S ) Gescbicfste, ^uMLi^evatup' Drueft u.Vertag.ÄIwmMarx (Jnh.OüoMarz-) Südlausiher Nachrichten, Neichenau^Sa. x^^ie vorliegende Nummer der „O.H." enthält den ersten / der bereits angeiründigten Aussätze über „Kunst- stätten der Oberlausitz" aus der Feder des Bautzner Schriftstellers O. Flösset. Es ist der mit Abbil dungen versehene Artikel „Ein unbekanntes Heiligtum in der Oberlausitz". Ihm folgen später andere, die ebenfalls im Geiste an solche Orte führen, von denen in der großen Welt nur wenig bekannt ist. Möchten die Schilderungen dazu bei tragen, daß sie mit ihren Altertumswerten mehr von der Öffentlichkeit beachtet und geschätzt werden. liiiiiiiminiiiiiiMiiiiiiiiiMiiiiiuiimiiiiiiiittittiiuiiiittMiiittMiniiiiiiiuiiuttiiiMiiiiiiiii^ Christian Weise, der Rektor von Zittau, - als Lustspieldichter Von R. H., Bautzen (Fortsetzung) Während die Stücke größerer Meisterpolyphon, wie frische, schmetternde Orchestermusik wirken, klingen Weises Werke duettartig, etwas zagend, wie zweistimmige Lieder. Was man nicht ineinander flechten kann, muß man neben einander legen, nacheinander ausbreiten. Und so entstehen benachbarte Szenen von gleicher Struktur, gleichem drama tischen Zwecke. Ich möchte sie Parallelszenen nennen. Daß diese Art der Szenenführung recht lästig wirken kann, ist klar. Wenn in Akt I, Szene 3, den beiden Räten sich des Bonifatius werte Person und Komödie in schnurriger Weise vorstellen, so ist das ganz amüsant. Und es bleibt immer noch amüsant, wenn in der folgenden Szene ein Folgender dasselbe tut, nur mit anderen Schnurren. Aber zwölfmal hören müssen: Ich heiße so und so, tue dies und das, und meine Komödie handelt von dem und dem, ist so und so entstanden — zwölf einfache Variationen über ein simples Motiv, das ist des Guten zu viel. Das wußte Weise so gut wie wir: in I, 9 — genau in der Mitte des Aktes — läßt er zur Abwechslung einen poetischen Paukenschlag erschallen: d. h. „hier fangen sie (die Bewerber) auf ihren Stülgen sehr unverschämt an zu murmeln". Im zweiten Akte dieselbe Sache I Nur heißt hier das Motiv des Zweigesanges: Ich mach nicht mit! Ich auch nicht! Ich auch nicht! Und was in II, 4 Abwechslung bringen soll, ist nicht einmal ein Paukenschlag, ist nur ein schwaches Horn- signal: Ein Bote tritt auf, um seiner Freude über das bevor stehende Spiel höchst überflüssig Ausdruck zu geben. Ähnliches, wenn auch nicht ganz so Schlimmes, muß man in den meisten der übrigen Stücke über sich ergehen lassen. Was innerhalb des Aktes und im Großen die Parallel szenen bewirken, das tun im Kleinen und innerhalb einzelner Szenen Gebilde, die ich mit einem analogen Worte als Parallelwitze bezeichnen möchte: Witze gleichen Baues, gleicher Länge, gleichen Zweckes. Ein Beispiel: Bei der Auswahl der besten Komödie schlägt der Zeitungsschreiber vor, die Manu skripte zu wiegen; das schwerste muß das beste sein. Der Blasebalgtreter empfiehlt hierzu seinen Blasebalg; Kilian, der Totengräber, will sie in der Erde verscharren: was am ehesten verfault, ist das Minderwertigste. Peter, der Karten macher, meint, man müsse darum spielen. Der Kalendermacher will schauen, welche im besten Zeichen gefertigt ist.Fabianus Fabiani, Paedeoterii Zitschdorsensis, verlangt, die latei nischen Wörter jedes Stückes zu zählen, usw., usw. Diese nebeneinander aufsteigenden Blasen eines übersprudelnden Humors können ergötzlich wirken, kommen sie am rechten Ort und in angemessener Zahl. Bisweilen jedoch löst die endlose Reihe von: wie wärs? wie wärs? das unbehagliche Gefühl aus, vor Menschen zu stehen, die wohl Sprechwerk zeuge, aber keine Ohren haben. Man redet aneinander vor bei. Jeder bringt Neues, keiner erwidert. Eine Menge drama tischer Funken; aber sie entzünden kein dramatisches Feuer! Vergeudete Kraft! Die Natur darf sich den Luxus einer Uber- Produktion von Möglichkeiten gestatten — dem Dramatiker ist diese Verschwendung untersagt. Unter dem Einfluß der Parallelwitze und Parallelszenen wird die dramatische Linie dem Profil einer Terrassen landschaft ähnlich. Jeder Abschnitt setzt ein Stück höher ein; aber innerhalb des Abschnittes liegt Flachland. Es fehlt die Stetigkeit des Anstieges. Auch über den Höhepunkt, den dramatischen Gipfel, ein Wort. Er ist im Tobias nebelumhllllt. Der Sinn dessen, was- zum allgemeinen Gaudium gegeben wird, bleibt ver schwommen. Die nichtssagenden unb viel zu häufigen er klärenden Einwürfe der Hörer umspinnen ihn wie ein frostiges Graupelwetter. Und wahre Pcügelstürme — auch eine Vorliebe des Autors oder seiner Hörer — umbrausen ihn. Dabei steigt die Linie, nachdem sie am Schlüsse der ein gelegten Komödie gefallen, noch einmal zu einem zweiten Gipfelansatz, zu der breiten und lebendigen Ausführung der Rachepläne. Und nun bemerkt der rückschauende Blick, daß er auf zwei Kammlinien gelaufen ist, wechselweise. Das Interesse amStückspaltetsich: dereineTeilgehtzudemSpiel,