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w- Sonntag, 17. GAober 1920 Nr. 28 1. Jahrgang Erscheint ollen 14 Aage Anei'/ags' Blatten fün L^eimatkunöe Scstristleitung und Geschäftsstelle in^Reichenau.Sa. FernsprecherNn.2iS Gescl7icl)te, nft^ktepaluv' DrucP u.Verlag .Alwin Marx (Inh. Osts Marx) Sudlausftzer Nachriclften.Reichenau^Sa. UnbenecNiiyrer Nachönuc^ venbo^eri Der Rothstein mit seiner Umgebung in sprachgeschichtlicher Beleuchtung Von Professor Dr. K. Stuhl - Würzburg (Fortsetzung)! ie Kommt nun, so wird man fragen, das so spe zifisch-griechische Wort Zo(w)on mit seinen Ab leitungen : Zobl, Zöbl, wie kommt die griechische Form Polos, die wir in Pölitz, Pöllnitz ge funden haben, also die lautgesetzliche Entspre chung unseres deutschen Wortes Fohlen, Fullen nach Deutsch land? Wer so fragt, hat die Frage nicht richtig gestellt. Sie mutz vielmehr lauten: Wie kommen diese Wörter, wie kommt der Ausdruck Edanon, d. i. Weide, eig. Essen, der dem ndd. Etten, Et so genau gleichkommt wie ein Ei dem andern, wie kommt dieses Wort, das sich in deutschen Ortsnamen wie: Gauleden, Rositten, Görilten, Zowade und zu -itz verscho ben in unzähligen anderen von Mitteldeutschland (Unter franken) bis nach dem Baltikum zerstreuten Siedelungs- und Flußnamen findet, nach Griechenland? Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage: Reisige Germanenzüge haben sie dahin gebracht. Und zwar sind es die wandalischen Silinge oder Seiinge (mit Verlust des Anlauts auch Eilinge oder Ilinge genannt) gewesen, die mit diesen ihrer Wirtschaftsweise entlehnten Ausdrücken sogar ihren Volks namen in die neue Heimat verpflanzt haben; denn Siling, Geling (vgl. K. Zeuß: „Die Deutschen und die Nachbar stämme"), ohne den Zischlaut: Fling, Eiling (a.a. O. S.127 A.) ist derselbe Name wie Hellen, der eine ältere Form: Sellen voraussetzt. Hellenen oder Sellen hießen zuerst die um Do- dona, den „Sitz" (Hella-----Sella) herum sitzenden Siedler, also die Urhellenen, die von da über den Pindus stiegen und das thessalische Talbecken einnahmen. Wohin üe auch kamen, nannten sie das Land, das sie besetzten, Sal oder Sel oder Seliland, Salland, Selland, mit Abfall des anlautenden Zischlautes: Hellas. Sie selbst aber hießen Salmünner.Sal- leute oder Salier, Sellen, Gelinge, Hellenen. Noch im deut schen Mittelalter verstand man darunter achtbare, freie oder adelige Männer. Danach und nicht nach der Salzsee nann ten sich die Franken Salier nnd hieß der Landstrich über Deventer Saalland, Sallent hieß ferner danach die Halbinsel Calabrien und weiterhin ganz Unteritalien hieß das große Selland („Hellas Megale"). Salmänner d. i. Sal- oder Edelhofbesitzer waren auch die östlich des Rhodanus in der Gegend von Massilia sitzenden Salluvier, das derselbe Name ist wie Helloper, eine vollere Benennung der um das dodonäische Heiligtum herum sitzenden Sellen. In der Oberlausitz aber, deren UrbSwohner bekanntlich die germanischen Silingen gewesen sind (Zeuß S. 127), liegt am Ostfuße des Rothsteins das langgedehnte Dorf Sohland, d. i. das Salland, das zu einemSal- oder Fronhofe, Herren hose gehörige Land. Bis heute haben sich in Nieder-Sohland zwei nebeneinander gelegene Rittergüter und haben sich in Ober-Sohland ein zweites Rittergut (Gütel) und die beiden oberen Rittergüter erhalten. Nochmals begegnet der Name Sohland an der oberen Spree nächst der böhmischen Grenze, jenseits der auch wieder eine Ortschaft Rosen ha in (vgl. Rosenhain nächst Sohland a. Rothstein) an die im heiligen Hain gezüchteten Rosse erinnert. Ein weiteres S-lingenland ist für das schlesiso' Nachbar land von ganz besonderer Bedeutung. Es lag um den Zoll ten berg herum und führt bei dem Chronisten Thietmar von Merseburg (um 1017) den Namen puZus Lüerwi. Seit P. Kühnels Schrift: „Der Name Schlesien" (Leipzig 1892) kann es für sicher gelten, daß der Name aus die Silingen zurückgeht. Als diese mit den übrigen Wandalen nach Süd spanien, dem nach diesen benannten sonnigen Andalusien aus wanderten, nahmen polnische Lechen das Land ein, die den deutschen Berg-, Gau- und Flußnamen von den zurück gebliebenen Silingen hörten und nach slawischem Lautgesetz ümwandelten. Aus Siling wurde Silezi, daher der Gau name, latinisiert: pngrwZilenm; der Berg wurde ebenfalls Silezi oder Slenz, der Fluß Sileza, das Volk Silezane oder Sleenzane genannt. In deutschem Munde wurde daraus Schlesien. So ist die Benennung des in der Mittelgegend gelegenen Hauptgaus schließlich der gemeinschaftliche Name des ganzen Landes geworden, nachdem dieses ein an das polnische Bistum Breslau gefallenes selbständiges Reich geworden war (Egli, blowinn AeoAraptiicn). Auf dem im Mittelpunkt des alten Siiingenlandes liegenden Zobtenberg fand nach demselben Thietmar ein „heidnischer verruchter Götzendienst statt, weshalb er von den Eingebornen gar hoch gefeiert wurde." Ohne Zweifel zielt er damit auf die verpönten Roßopfer und auf die mit der Rossezucht verbundenen aber gläubischen Bräuche, nach denen z.B. nie ein Entschluß über eine wichtige Unternehmung gefaßt wurde, ehe man die hei ligen Pferde befragt hatte, was dadurch geschah, daß man im Vorhof des Tempels das größte Pferd vor eine dreifache