Volltext Seite (XML)
Sonntag, 3. Oktober 1920 Grsch->i'n1 allen 14 Aage SnelVags' UnbenechNgter' Naciiönuok^ ^^oenbo^en Blatter füp LZeimaikunöe^ Scstristleitung und Geschäftsstelle in^Neichenau.Sa. Fernsprecher Nr. 21S 1. Jahrgang A ji Gesct)lcl)te, ^Kunst^Litenatup' Druch u.Verlag .Alwin Marx (Inh. Otto Marx) Südlausstzer Nachrichten,Reichenau?Sa. Ar. 27 An unsere Bezieher l Jnsolgs der ständig steigenden Herstellungskosten und des i^ohsn Papierprsises sind wir, um ein Eingehen der vielen jo liebgswordsnen Zeitschrift zu verhüten, leider genötigt, den vierteljährlichen Bezugspreis ab 1. (Oktober d. I. aus Mark 5 L frei Haus sestzujstzen. I, Mir bitten unsere geschätzten Bezieher, hiervon Kenntnis s nehmen zu wollen und uns fernerhin Treue zu bewahren. Die 1 Gberlausitzer Heimat-Zeitung wird auch weiter inhaltlich mit L gleicher Sorgfalt behandelt werden und auf dem allseits als richtig anerkannten Weg weiterjchrsiten, trotzdem das erhöhte Dezugsgsld unsere Ankosten nicht deckt. Hetzer, dem unsere obarlausitzer Heimat lieb und wert ist, ? wird dis von UN» eingeleitsts ideale Ausgabe gern unterstützen, j sowohl durch den Bezug der Gberlausitzer Heimat-Zeitung wie s deren Wsiterempsshlung in Freundes- und Bekanntenkreisen. K Mit landsmännijchsm Grus) I Verlag d-r Gberlausitzer Heimat-Asltung Aeichenau i. 6a. Die werten Postabonnenksn bitten wir, den Mehrbetrag von r Mark 1,50 auf unser Postscheckkonto Leipzig Nr. 27534 durch x inliegende Zählkarte zu überweisen.' Der Rothstein mit seiner Umgebung in sprachgeschichtlicher Beleuchtung Don Professor Dr. K. Stuhl, Würzburg Rothstein ist einer der onziehendsten Berge des Oberlausitzer Gebirgslandes. Zwischen den Eisen- bahnstationen Zöblitz, Löbau und Reichenbach ge- legen und von diesen aus in ein bis zwei Stunden sWtzW bequem erreichbar, lockt er Jahr für Jahr durch seinen Waldbestand und seine eigenartige Pflanzenwelt — der Rothstein ist beispielsweise der einzige Ort der sächsischen Oberlausitz, an welchem der Taxus- oder Eibenbaum wild wachsend angetroffen wird — und vor allem auch durch die umfassende Rundsicht, die er infolge seiner vorgeschobenen Lage bietet, eine überaus große Zahl von Besuchern auf seinen basaltenen Rücken. Dazu kommt die geschichtliche Bedeutung der umliegenden Ortschaften und der bunte Kranz von Sagen, mit dem das Volk seinen Gipfel und das ver fallene Gemäuer der Georgenkapelle auf dem den Halbkreis des Kammes im Südwesten abschließenden Georgenberg umwoben hat. Uber diese und alles andere unterrichtet in wünschens werter Weise das Büchlein des verdienten Heimatforschers O. Schöne, das demnächst in zweiter Auslage erscheinen soll, dazu ein vor Jahresfrist in der „Görlitzer Illustrierten" (vom 10. 11 1918) erschienener Aufsatz: „Die Georgen kapelle auf dem Rothstein" von dem gleichen Verfasser. Uns soll im Folgenden der Ausblick beschäftigen, den der - Berg durch seine Namengebung und durch die der umliegen den Landschaft in die heidnische Vorzeit ermöglicht, in eine Zeit, da noch keines Wenden Fuß den urgermanischen heimatlichen Boden betreten hatte, da noch die Wandalen ihre Rosse in den Wellen des Löbauer Wassers und der Neiße tränkten. Noch heute kann man sich in die Zeit des Heidentums zurückversetzt glauben, wenn am Himmelfahrtstage die Um wohner „uraltem Brauche" folgend (O. Schöne) auf der Höhe des Rothsteins den Frühling begrüßen, insbesondere aber, wenn in der geheimnisvollen Walpurgisnacht überall in der Runde gewaltige Feuerbrände emporflammen, die nach dem Volksglauben die an diesem Abend durch die Luft reitenden Hexen vertreiben sollen, wenn d Jugend bei dieser Gelegenheit die brennenden Besen hoch durch die Luft schwingt und jauchzend durch die Feuer springt und wenn auf der von dem Rothsteinfeuer hellbeleuchteten Bergwiese jubelnde Menschenstimmen fröhliche Lieder zum Preise des Frühlings anstimmen. Das war die Zeit, wo an den Sonnen festen nach altgennanischer Sitte das geweihte weiße Opfer fohlen, das „den Hals vor Pflug und Wagen nie gebeugt und dessen Rücken einen Reiter nie getragen" (F.W. Weber in „Dreizehnlinden" nach der Schilderung des Tacitus) am Opferstein verblutete. An diese Zucht der dem Lichtgotte ge weihten Blankrosse (equi aunciiäi) erinnert noch die Sage von einem weißen Pferde, die sich an einen Teil des Löbauer Berges knüpft, der gleich dem nördlichen Rücken des Roth steins den Namen Heng st berg führt. Nach der Zucht der Rosse, nicht der Rosen, ist auch der nördliche Ausläufer des Rothsteins, der Nosenhatner Berg benannt, auf dessen Südostkuppe, im dichten Laubholz verborgen, tiefe Gräben Reste des Hains oder, was dasselbe ist, des Hagens, hinter dem auf der Tempeltrift die Tiere weideten, darstellen, die der Kuppe den Namen verliehen haben. Noch eine andere Benennung steht zu dieser Aufzucht der Opferfohlen in Be ziehung. Das ist der Name des zwischen dem Rosenhoiner Berg und dem Hengstberg liegenden Dorfes Zobtitz.