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I s c i ) Sonntag, 11. JuU 1920 Nr. 21 1. Jahrgang SW» Erscheint aller Lage A^reiVags' Gesck)iek)te, ^unst^Litepatuv' Drucf u.Verlag.Alwin Marx (Inh. Otto Marx) Südlaufttzer Nachrichten, Reichenau^Sa. Blatten fül" L?eimat?unöe Schristleitung und Geschäftsstelle in^Neichenau.Sa. Fernsprecher Nr. 21S Unbereehtigter Nach0ruoi^ verboten n n >t n ß st >> m ct L- M M g. f g 10 1" litt u- en mt ge er, >ei lgt ;er er- 5a. Sommers Erdengang Fängst kam der Sommer ins lenzmüde Land Durch die Saaten und Felder gezogen, And leise hob er dis segnende Hand And die Ähren begannen'zu wogen. And als er dann rüstig weiisrschrilt Durch dis Stadls und Dörfer im Tals, Da wuchs dis Kcasl unter seinem Tritt, Dis Arbeit im Mittagsstrahls. Doch als er am Walde vorüberkam, Mohnblüken im Munde, dem Hellen, Da rauschten dis Bäume so wundersam. So abendsüß sangen die Äusllen. Dort aber, wo stille ein Friedhof lag, Da hob ec den Blick, den großen. And taubsnetzt am Johannistag Blühten dis köstlichen Aosen. Elisabeth 6teude f Ilttttttlttttttttttlttttlttlllttttttttttttttllttttttttttttttttlttttlttlttttlttttlttttttlttlllttttllllttttttttlttlttltttt Die Vogelwelt der Teichgebiete des Oberlausitzer Tieflandes Von Alfred Hartmann- Görlitz wenig gekannt und darum auch wenig beachtet, konnte die Schönheit der umfangreichen Teich- gebiete in der nördlichen Oberlausitz in ihrem Dorn- röschenschlafe träumen. Nicht Dorngestrüpp, aber die für den Durchschnittswanderer, der nach lich teren Höhen strebt, so langweilige Kiesernheide umgab die stillen Teiche und Seen mit einer lebenden Mauer, und nur selten drang der Fuß eines Pflanzen- oder Vogelsreundes bis an die in ihrer natürlichen Entwickelung nicht oder nur wenig gestörten Lebensgemeinschaften dieser Wildwasser flächen vor. Und das war kein Nachteil für die „ursprüng liche Landschaft", wie ein Stück von ihr noch 1914 gelegent lich eines Besuches durch den Altmeister der deutschen Bo taniker, Geheimrat Professor Dr. Engler, unter Führung des leider noch viel zu früh verstorbenen Oberlausitzer Bo tanikers E. Barber (Görlitz) bezeichnet werden konnte. Letzterem verdanken die Pflanzenfreunde die Entdeckung und Kenntnis des Reichtums und der Schönheit unserer heimatlichen Pflanzenwelt in diesen stillen Winkeln, den letzten Resten der Wassermassen des breiten niederschlesischen Urstromtales, welche hier von Osten nach Westen fluteten. Die Vogelwelt dieser Sumpf- und Teichgebiete und ihren Reichtum zu schauen und ichätzen lehrte den einheimischen und auswärtigen Vogelfreunden der „Stolz" *) der Ober lausitzer Botaniker. Von Niesky aus, jener freundlichen Brüdergemeinde am Rande der Heide, die schon so manchen begeisterten und wissenschaftlich tätigen Botaniker und Zoo logen erzogen hatte, hat dieser gewissenhafte und sorgfältige Beobachter das Vogelleben der Heimat erforscht und in Wort und Schrift, mit Pinsel und Griffel uns lebenswahre und zuverlässigeBilder von seinen gefiederten Lieblingen geschenkt und — hinterlassen; denn der Weltkrieg rief auch ihn und gab ihn nicht mehr zurück. Sein Bogelparadies war ein Teich gebiet nordöstlich von Niesky, wo — wie er schrieb — man gegen Ende Mai mühelos an achtzig Vogelarten beobachten könne. Leider scheint die durch den Krieg und seine Folgen verursachte wirtschaftliche Erschließung des Oberlausitzer Heidegebietes auch diesen Naturpark wie so viele andere ursprüngliche Landschaften in unserm Vaterlande zu besei tigen. Unlängst erfolgte Besuche in der für die Beobachtung günstigsten Zeit haben nichts mehr von jenem Reichtum er kennen lassen, und mein nachstehender Bericht aus dem Fahre 1914 über einen von der zoologisch-botanischen Sektion der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz dorthin unter nommenen Ausslug kann somit — wie angenommen werden muß — heute nur noch ein Bild vergangener Dornröschen- Schönheit skizzieren, wird den Freunden der „Oberlausitzer Heimatzeitung" aber deshalb nicht weniger willkommen sein: „Am 24. Mai unternahm die zoologisch-botanische Sek tion mit mehreren Gästen ihre zweite diesjährige Exkursion, die die Beobachtung derTeichgebietedesSpreer Heidehouses zum Ziele hatte. Das korrespondierende Mitglied der Gesellschaft, Herr Apotheker Dietrich, hatte bereitwilligst die Führung zugesagt und auch die dazu not wendigen Vorbereitungen getroffen. Nach der Ankunft in Rietschen stellte er den Teilnehmern zunächst seinen „Ein jährigen" — Kranich (aus dem Trachenberger Teichgebiet) vor und gab damit Gelegenheit, diesen scheuen Bogel aus *) „Stolz" ist der Familienname.