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14 Nr. 17 WM Blasen fux 'I L?eimaikunöe,ß Z Nachönuc^ venboren Scstristleitung und Geschäftsstelle m°Reichenau, Sa. I^ernsprechen Nr. 21S - 1-11-1 >»11«^».».«---^ , 1. Jahrgang Sonntag, 16. Mai 1920 Geschickte, ^Kunst,Ateratui" Druch u.Verlag:Älwin Marx (Jnh.OstoNlak^) Süülaufttzer Nachrichten, Reichenau^Sa. Deutsches ^fingst-Gebst laubsnsstark hinan ;n Gottes Throns Dringe unser brünstiges Gebet: Werde wieder unsres Volkes Krone, Geist des Herrn vol! Huld und Majestät! Edel las) uns unsre Dürde tragen. Gib uns selbst die Kraft des Leben» ein, Allem Schönen tapfer zu entsagen, Au erstarken im bewussten Sein. Lass uns stetig wirken, ohne Hasten. Heils unser Volk von Wohn und Gier. Angebrochen von der "Jahrs Lasten Etshe mutvoll unser Sinn zu Dir. Alle edle Duldsrschaft belohne. Wirb die Suchenden, dem Heil noch fern. Werde wieder unsres Volkes Krons, Ans zu segnen, starker Geist des Herrn! Anna Dix, Aittau. itttimiitttttumttlttttttnimmlimmttttttmmimrumirttmlmttmmmttttmmttmttmrimttttt Pfingsterinnerungen Skizze von MaxZeibig, Bautzen I. Als Bub hatte ich meine besondere Zeitrechnung. Die begann ungefähr um mein fünftes Lebensjahr. Da muß ich wohl ost ein recht böser Strick gewesen sein: denn wenn ich es anscheinend gar zu bunt trieb, sagte Großmütterchen in gemachter Ent rüstung: „Na wart, Bumber!" — sie sah mich nämlich schon immer als zu künftigen Artilleristen — „nächste Ostern kommst du in die Schule." Ich rechnete nun auf „nächste Ostern", und an das Wort knüpften sich tausend kühne Wünsche und tausendmal eine heimlich süße Furcht. Bisher hatte ich ja immer nur die sollte ich aber, wie man mir fest prophe- Rute gekriegt, jetzt zeite, mit dem Stock Bekanntschaft machen. Bei mir war eins klar: „Nächste Ostern" kam nur des wegen, weil ich in die Schule kommen sollte. Und die wunder ¬ schöne Zuckertütenzeit kam. Ich ward Schulbub mit all seinen Pflichten und Rechten. Mit großer Feierlichkeit und ein wenig Angst vor den kommenden geheimnisvollen Dingen trat ich an Mutters Hand den ersten Schulweg an, stolz wie ein Spanier, daß ich nun einen Ranzen tragen durfte, der so schön nach Leder roch. Schwamm und Tafellappen hingen zur linken Seite heraus, und ich achtete fleißig darauf, daß sie in wohl gemessenem Schwünge hin und her baumelten. Der Mutter gutes Herz ist an jenem Tage recht schwer gewesen, wie sie mir später oft erzählte. Was ist's denn um eine Mutter! Nichts als Liebe und Sorge! Doch solche Gedanken kannte ich damals nicht. Ich ging in die Schule, sah viele neue Gesichter, prüfte insgeheim, ob einer der Jungen stärker sein könnte als ich, staunte ein zartes Mädchen mit raben schwarzem Haar wie ein liebliches Wunder an, nahm mit Freuden wohl die größte Zuckertüte in die Arme und vergaß dabei völlig, auf den Lehrer zu achten. Nach und nach erst gewöhnte ich mich an ein strenges Regiment und folgte etwas schwerfällig seinen weisen Lehren. So war Ostern gekommen. Doch nach einigen Tagen be reits schlug meine Zeitrechnung um. Ich spreckc, wohl gemerkt, von der großzügigen: denn auf ein paar Minuten später in und ein Stündlein später aus der Schule kam es mir wahrhaftig nicht an. Merkwürdig, daß mein Lehrer in diesem Punkt ganz anderer Meinung war und auch dann, wenn ich, während er erzählte und fragte, mit meinen Ge danken ganz wo anders war. Pfingsten ging mir durch den Bubenkvps. Da sollte es Ferien geben, Ferien! Versteht ihr es noch, Menschen, was das für einen Buben heißt, der das erste Mal ihren Genuß kennen lernen soll! Und gar noch Pfingstferien! Mutter hatte mir einen neuen, dunkelblauen Anzug versprochen und dazu gelbe Schuhe. Der Inbegriff aller Seligkeit! Pfingsten kam. Schon die halbe Woche vorher wurde zuhause gewaschen und gescheuert, überall roch es nach Nuß und Seife, blüten weiße Vorhänge guckten zum Fenster heraus auf die Blumen, die darob ganz rot wurden. Der Freitag aber vor Pfingsten war voll feinen, würzigen Duftes: Mandeln, Rosinen, Zitronat, Hefe, ei, das gab ein wahres Konzert für die da für besonders empfänglichen Nerven der Buben und Mädchen. Man fühlte sich so innig zu dem süßen Teig, den Mutter mit aufgestrichenen Ärmeln tüchtig knetete, hingezogen, daß man wohl oder übel, natürlich wenn es Mutter nicht sah,