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f^Ic. 4 O^erlausitzer IZeimatreituog 75 slädte vom Kaiser als Ganzes angesehen und im Jahre 4356 wird Acht oder Vehme der Sechsstädte urkundlich erwähnt. Sie bildet einen Schrecken der Landesbeschädiger, deren schäs- liche Höfe und Besten in vielen Fällen zerstört wurden. Die Kosten zu den von den Städten gemcinschastlich ausgeführten Heerfahrten wurden auf die Städte nach bestimmten Sätzm verteilt, im allgemeinen in der WAse, daß Budissm und Lanban und ebenso Zittau und Kamenz zusammen soviel ga ben wie Görlitz allem und Löbau nach Vermögen beisteuerte. Aus dem .liechte der Städte, gegen Landfriedensbrecher nsw. einzuschreiten, entwickelte sich das oberlausitzische Vehmgericht und somit immer weiter die Gerichtsbarkert der Städte über haupt. Im Jahre 4320 wird die Qberlausttz erstmalig ur kundlich als OUarkgrafentum bezeichnet, und zwar erscheint Johann von Böhmen als Markgraf von Budissm, Heinrich von Jancr ist mit Görlitz und Lanban belehnt. Schwere Zeiten hatte die Lausitz während der Hussitenkriege durchzumachen. 4420 forderte Kaiser Siegismund die Sechsstädte auf, ihn gegen einige Aufständische in Böhmen zu unterstützen. Trotz- dem der Landvoigt von Zittau von einer Unterstützung des Kaisers von Böhmen abriet, da er sehr richtig vorausschaute, daß die Kräfte in der Heimat noch bitter nötig gebraucht wer den würden. Von Löbau aus zogen die hier vereinigten Streit kräfte nach Böhmen, um dort zum Kaiserliche» Heere zu stoßen. Ritter, Fußvolk, der Adel vom Land und selbst Rats herrn aus den Städten schlossen sich an. Armbrüste, Pfeile und Handbüchsen, große Büchsen zum Gteinschießen waren die Waffen, das Gepäck bestano aus Schirmen, Fähnlein und Banner, Mrßgerät für die Feldprediger und Zelte. Nach l4 iWochen kamen die Truppen wieder zurück, die Oberlausitz selbst zum Widerstande und Kampf in Stand zu setzen. Noch iu demselben Jahre erfolgte ein Angriff der Hussiten auf Zit tau und Oybin, die aber leider nicht überwältigt werden kön nen. Nach damaligen Berichten war Zittau „ein Edelgestei,i des katholischen Glaubens und eine Zufluchtsstätte der Recht gläubigen". Außerdem hatte in Zittau Dr. Andreas von Broda, der erste Ankläger gegen Johann Huß, seine Zuflucht gefunden. In Görlitz wirkte gegen die neue Lehre Rudolf, Bischof zu Breslau, Budissm war selbst Sitz eines Dom- stifteö. Gegen diese Orte richtete sich nun aller Haß und alle Kraft. Im Jahre 4424 erlitten die Zittauer im Lückendorfer Walde eine schwere Niederlage, da sie bei ihrem Ausfall oie feindlichen Kräfte unterschätzt hatten. Die Stadt selbst wagten aber trotzdem die Feinde nicht anzngrcifen. Die Burg Karls- srieden im Lückendorfer Walde wurde zerstört, die ganze Gegend an der Neiße und Grottau geplündert. Auch weiterer Angriffe in diesem Jahre konnte sich Zittau sowohl als auch Löbau sedeömal erwehren. Desgleichen waren hussitische Angriffe 4427 gegen Zittau wieder erfolglos. Die Folge war, daß die ganze Umgegend gebrandmarkt und geplündert wurde, wobei am 4 4.Nsai den Feinden auch das Kloster Marienthal zum Opfer fiel. Wie in allen Jahren vorher hatten sich die Nonnen des Klosters vor feindlichen Angriffen nach Görlitz und in andere feste Orte geflüchtet. Nur die Abtissin Agnes von Gers- dorff blieb zurück und fiel den Feinden in die Hände. Von der Hoheit ihrer Erscheinung geblendet, ließen die Wüstlinge aber von ihrer Verfolgung ab. Der Sage nach ist ein wilder Hussit, der sie verfolgte, tiefergriffen vor ihr niedergefallen und durch ein Wunder Gottes erblindet. 4429 richtete sich ein Angriff gegen Görlitz, das denselben hinter sichern Mauern abschlagen konnte, während die Lanbaner, gegen die sich die Feinde dann weiter gewandt hatten, unter ihrem Bürgermeister Konrad von Zeidler einen Ausfall wagten. Zuerst glücklich im Kampfe, mußten sie doch schließlich der unterschätzten Übermacht der Angreifer weichen, und die Hussiten drangen in die Stadt, hier ein furchtbares Blutbad anrichtend und die Stadt zum großen Teil den Flammen übergebend. Von hier aus zogen sie weiter nach Schlesien. Auf die Kunde von dem Schicksal von Lanban eilten die Truppen der Sechsstädte den Feinden bis Löwenberg nach, ohne sie jedoch einholen zu können. Löbau wurde am Nenjahrstage 4429 von den Hussiten ausgeplün dert und niedergebrannt. Im Herbst desselben Jahres rückten sic gegen Görlitz an, mußten aber unverrichteter Sache ab ziehen und sich damit begnügen, die Vorstädte niederzubrennen. Am 3. Oktober beginnt der Ansturm gegen Kamenz, das nach fünftägiger Verteidigung durch Verrat in die Hände der Feinde fällt und das Schicksal von Löbau und Lanban teilt, ebenso anschließend die Städte VUttichenau und Bischofswerda. Anschließend erfolgt der Versuch, Budissm in die Hände zu bekommen. Drei Tage dauerte der Angriff. In der Stadt hatte sich auch hier ein Verräter gefunden in der Person des Stadtschreibers Peter Prischwitz. Er hatte ein Haus angezün det und Pulver naß gemacht, um die Übergabe der Stadt her beizuführen. Vergeblich. Am dritten Tage des Angriffs fiel der Haupkanführer der Hussiten, Moleste, und hiermit war die Kampfkraft gebrochen. Die Heere zogen weiter nach der Niederlaufitz, Guben und Neuzelle fielen in ihre Hände. In Bautzen aber erinnert die Mbchaeliskirche am felsigen Abhang des Eselsberges noch heute an den Platz, wo der Kampf am heftigsten gewütet hat. Der Sage nach hat an dieser Stelle der Erzengel Michael schützend in den Kampf eingegriffen. Im September und November erfolgte Angriffe auf Zittau und Görlitz werden wieder von den Städten abgeschlagen, während Reichenbach, dessen Bewohner sich 45 Tage lang tapfer ge schlagen und hinter Verschanzungen auf dein Kirchhof gehalten hatten, ihnen zuin Opfer fiel. Viele verloren ihr Leben, die Stadt wurde geplündert und angezündet. 4434 folgte eine zweite Erstürmung Laubans, in dem sich dann furchtbare Greueltaten abspielten. Anfang desselben Jah res hatten sie auch Löbau besetzt, von hier aus die ganze Lausitz drangsalierend. Im Juli 4434 gelang es den Truppen der Sechsstädte, Löbau von der feindlichen Besatzung zu befreien. Im Anschluß hieran lassen die Schreckcnszüge der Hussiten nach der Lausitz nach. Nachdem Görlitz und Zittau noch einige Nkale, aber erfolglos, angegriffen worden waren, kam es mit Zittau und Budissm zu einem Friedensschlüsse, dem sich aber Görlitz nicht anschloß. 4454 nahm der 4453 in Prag gekrönte 43 jährige Ladislaus in Görlitz die besondere Huldigung der Sechsstädte entgegen. Weitere Religionsstreitigkeiten, Erb folge-Differenzen, Raubrittcrunwesen und Befehdungen der Städte untereinander wegen Steuern, andern Privilegien (Bier), Straßengerechtigkeitcn und dergl. lassen die Lausitz nie ganz zur Ruhe kommen, ohne aber auch von besonderer Wich tigkeit zu sein. Mehr und mehr tritt der räuberische Adel in Erscheinung, Handel und Wandel und die kaufmännischen Be schäftigungen der Städte störend. 4440 wird u. a. ein Zug der Sechsstädte gegen böhmische Ritter, die besonders feindselig waren, erwähnt. Im gleichen Jahre hatte Görlitz das Schloß auf der Landeskrone von dem Sohne des Herzogs Hans von Sagan um 600 Mark böhmische Groschet» angekauft und ab tragen lassen, um eine Veste weniger zu ^aben, die wie kaum eine andere geeignet war, Stadt und Umgegend zu bedrohen. Seit 4637 hatte Hans von Bieberstein das Fürstentum Gör litz dauernd befehdet und von der Landeskrone aus viel Schaden verursacht. In diese Zeit der Kämpfe der Städte fällt im all gemeinen die Gründung der Gchützengildcn. „2Lenn auch ein-