Volltext Seite (XML)
Elc. 10 O^erlausitzer keimst r e i t u n g S5Z bürg, ferner die von 14 Städten darstellend, die die Spree auf ihrem Laufe berührt: Ebersbach, GeorgSwalde, Neusalza, Schirgiswalde, Bautzen, Spremberg, Kottbus, Lübbenau, Lübben, Beeskow, Fürstenwalde, Köpenik, Berlin und Char- lottenburg. Auch der Platz um den Spreeborn sieht heute nicht mustergültig aus. Doch soll er, Gerüchten zufolge, in nächster Zeit vorgerichtet werden. Auffällig ist dem Besucher, daß der Spreeborn kaum noch quillt, daß ihm vor allem jeder Abfluß fehlt. Nach Aussagen eines Anwohners soll auf Grund von Untersuchungen eines Wünschelrutengängers die den Brunnen speisende Wasserader 3 ÜÜeter östlich von der Ouellfassung verlaufen. Ob der Bau 1895 in westlicher Richtung verschoben oder die Wasserader durch den 1896 erfolgten Aufbau der anstoßenden ülbrich'schen Fabrik abgedrängt worden ist, läßt sich heute wohl kaum mehr entscheiden. Unter Umständen wäre auch hier eine Abhilfe möglich, daß der Spreeborn seinen Namen wieder zu Recht trägt und wie einst sein Wasser nach der in einem Abstande von zirka 25 Metern fließenden Gerödorfer Spree senden kann! Trotz seines monumentalen Baues konnte der Spree born den alten, ihm historisch zustehenden Platz in der Karten darstellung nicht wieder erobern. Denn ivährend die Mrß- lischblätcr Nr. 87 von 1891, 1900 und 1918 die Spree quelle in Gersdorf nennen, ist der Spreeborn zwar jedesmal markiert, aber nicht benannt. Auch der dritte Platz, der Anspruch auf die Ehre macht, Ursprung der Spree zu sein, sollte ein würdiges Denkmal er halten! 1921 weihte hier der Verband der Südlausitzer Ge- birgs- und Humboldtvereine, die „Lusatia", ihre würdige Kris- ger-Ehrenstätte zum Gedenken an die im Weltkriege Gefalle nen unserer Heimat. Auch dieses ernste Mal trägt die In schrift „Spreequelle". Damit sind wir am Ausgangspunkte unserer Betrach tung angelangt. Welches ist die rechte Spreequelle? Spree born und Neugersdorfer Spreequelle find letztenendes e i n Spreeursprung. Ihm steht das historische Vorrecht zu. Die Kottmarquelle hat demgegenüber den Vorteil der höheren Lage. Die Frage des Wasserreichtums, die ja eigentlich geographisch für die Ouelle eines Flusses entscheidend ist, dürfte heutzutage nur schwer zu beantworten sein, da die Gersdorfer Brunnen durch Abholzung und Bebauung des Ouellgebietes an ihrem einstigen Übergewicht stark eingebüßt haben. Es dürfte deshalb vielleicht das Richtigste sein, sämtliche lokalen Bedenken bei seite zu stellen und den von der Wissenschaft und der amt lichen Kartographie bereits stillschweigend angenommenen Zu stand anzuerkennen: Eö gibt zwei Spreequellen, die eine in Neugersdorf, die andere am Kottmar. Die beiden Ouellarme dürften aber nicht, wie es Nkeßtischblatt 71 bezw. 89 tun, einfach „Spree" zu nennen sein, üm auch hier der geschichtlichen Vergangenheit Rechnung zu tragen, ist der Kottmarquellarm „Obere Spree", der Neugersdorfer aber einfach „Spree" oder „Neugers dorfer Spree" zu nennen. Damit dürfte der lange Streit eine gerechte Lösung, die allen Rechnung trägt, ein Ende gefunden haben. Die gelcliic!itliclie 6eZmnc!unZ c!ef^su!enc!js^^eiem in c!e^ Okeflsusih Von Werner Ändert Die erste Erwähnung der heute Oberlausstz genannten Landschaft findet sich in der Regensburger Völkertafel. Dort tritt unsere Landschaft unter der Bezeichnung „Mtlzane" auf. Sie ist in dein auch später üblichen Namen der Oberlausitzcr Wenden, Milzeuer, noch erhalten. Nach der allgemein gel tenden Anschauung wird die erste Niederschrift des Verzeich nisses, das nur in einer Abschrift aus dem 12. Jahrhundert erhalten ist, um 850 angenommen. Dio zweite Erwähnung des ganzen Landes findet sich im Ehronicon des Bischofs Thietmar von Merseburg. Sie ent hält die geschichtliche Begründung der Tausendjahrfeiern in der Oberlausstz. Diese Nachricht führt bereits in die ersten Jahrzehnte des 10. Jahrhunderts, üm die unruhigen Slaven- stänune zu bezwingen, zog König Heinrich I. während des neun jährigen Friedens mit den Ungarn gegen die Slaven. Im Winter 928 fiel Brennabor an der Havel. Hierauf wandte er sich südwärts in das Land der Dalenünzier (Lommatzscher Pflege), besiegte die Daleminzier nach tapferem ^Widerstand und gründete 929 die Burg „Miöni" (Meißen). Der Bisch.'f Thietmar von ÜÜerseburg berichtet in der einzigen Ouelle, die sich mit unserer Landschaft in dieser Zeit beschäftigt, im An schluß an die Gründung der Burg'jMeißen: „^x ea ^4iüeno.<? suae suksclos chaioni censum persolvore coegit" (Thietmar Ehronicon, liber l, 16) — übersetzt: „Von da (Nkeißen) aus unterwarf er (Heinrich I.) die Milzeiter und zwang sie, Zins zu zahlen." Da bei diesem Hinweis keine Jahreszahl steh^, kann der Zeitpunkt dieses Ereignisses nur erschlossen werden. Thietmar sagt von Meißen aus — also n a ch 929. Da nun weiter 932 für die Unterwerfung der nördlichen Lusszer fest steht und der Vorstoß in die Niederlausstz die Rücken- und Flankendeckung voraussetzt und auch Thietmar den Zug nach Liubusua (Lebusa) innerhalb der alten Lausitzgrenzen im Zu sammenhang mit der Unterwerfung der Ntilzener bringt, kommt man auf 932 als den spätesten Termin. Der Alt meister der Oberlansstzer Geschichtsforschung, Professor Dr. Dr. R. Jecht, wies als erster in der neueren Oberlausitzer Ge schichtsliteratur auf das Jahr 932 hin. (Neues Laufitzisches Magazin 1930, Band 106, S. 172.) Absolut zwingend ist jedoch die Zeitspanne zwischen 929 und 932 nicht. Eö ist auch die Zeit zwischen 929 und 936 möglich, also innerhalb Hei rich I. Regierungszeit. Da jedoch für die Zeit von 929 bis 932 das sonstige Geschehen und für nach 932 (933—936) nichts Überliefertes spricht, besitzt 932 als spätester Zeitpunkt den größten Wahrscheinlichkeitswert. Die politische Beziehung, in die damals die Mrlzener zum Deutschen Reich der Sachsenkönige traten, wird verschieden gedeutet. Die einen behaupten, die Oberlausstz sei damals fest in das Reich eingegliedert worden. Für diese Anschauung spricht jedoch kein Onellenhinweis. Wesentlich vorsichtiger ar beiten andere, die annehmen, daß frühestens 929 und am wahrscheinlichsten bis 932 nur eine erste Abhängigkeit der Nkil- zener vom Deutschen Reich erreicht wurde. Diese Anschauung