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decs stolz — und Scheuertücher. Scheuertücher, das ist Mut- ters Aufgabe. Mutter? I^atürlich, jetzt steht man ste erst, das kleine graue Figürchen verschwindet fast hinter den Balken des zweiten Stuhles. Scheuertücher weben geht rascher als Bettzeug arbeiten — ritsch — ratsch, das Zeug wächst zu sehends, prall und praller wird unten der hölzerne „Baum". Das macht, weil das Garn viel dicker ist und die Breite viel geringer. Aber darum gibt es auch weniger dafür. Wieviel? Das verrät sie nicht. Es ist unter 3 Pfennig der Meter. Dann schwingt sie sich mit der Behendigkeit eines Schul mädchens von der lWeberbank und dreht am Spulrad den grauen Garnzopf auf die Spule. Alle erwachsenen Leute im Dorfe haben als Kinder am Spulrad gesessen. Damals ging auch der große lWebstuhl noch, der mit seinen acht Meter Länge nicht mir der größte im Dorfe, sondern in ganz Sachsen war. Jetzt ist er nach Bautzen ins Museum gebracht worden. Aber man kann ihn nicht aufstcllen. Er ist zu lang für die Räumlichkeiten. Beim Weber in Weifa stand er in der Scheune, weil das Zimmer zu klein war, und zwei Nsann waren nötig, nm die gewaltige Maschinerie zu bedienen. Wenn er aber „aufgebäumt" wurde, d. h. die Fäden für die Kette aufgewunden werden mußten, das war ein Fest für das ganze Dorf; der Schnaps floß in Fülle. lWagenplanen, wuchtige, breite Dinger, webte man auf diesem Mbnstrnm Ein gewöhnlicher Handwebstnhl geht selten über seine drei bis vier Mieter Länge hinaus, und für die Spezialartikcl der Halblcinenweberei, für die sich das Handweben noch erhalten hat, sind sie meist noch kleiner. Aber ste fordern doch ihren Nkann. Ebenso wichtig ist die Gewandtheit. Bei der Scheuer tuch- und Schürzenstoffweberei, wie ste in den meisten Fällen üblich ist, steht man das nicht gleich auf den ersten Blick. Deut licher wird es schon in dem kleinen Häuschen, aus dem die schönen, leinengekästelten Handtücher ihren Ausgang nehmen. Denn da arbeitet man mit verschiedenen Schützen und hantiert wie auf einer Orgel, mit den Füßen auf sechs, sieben verschiedenen Trittschemeln. Der Stuhl ist gerade leer. Er muß erst „aufgebäumt" werden, und dazu braucht man drei lMann. Einen, der dreht, einen, der den Kamm führt, und einen, der das Garn hält. Drei Leute sind nicht immer vor handen, jetzt zur Sommerszeit, wo das Korn noch draußen liegt und schon die zweite Mahd gehalten wird. Darum steht wohl auch die große Kiste voller künstlicher Blumen im Zim mer. Eine richtige Oberlausitzer Weberfrau kann nicht müßig gehen. Steht der Webstuhl still, dann biegen und kleben die flinken Finger rosa Apfelblüten an Stiel und Kelch. Dazu schnurrten die beiden Kätzchen, das schwarze und das weiße, die dicht nebeneinander auf der Bank hocken, und der große Kachel ofen umspannt mit wärmenden Armen die viclfenstrige Stube. Etwa tausend Handwebcr gibt es jetzt noch in der Oberlausitz, die zäh am altüberkommenen Erbe, an der altüberkommen.'n Technik festhalten. In die unzähligen anderen Hänser, beson ders an Orten, wo es schon Fabriken gibt, wird der elektrische Strom benützt, hat in kleine und kleinste Unternehmungen mit zwei, drei Webstühlen die Technik ihren Einzug gehalten. Es geht der Oberlausitzer Weberei nicht zum Besten, der maschinellen ivic der Handarbeit. Natürlich. lWelche Indu strie hätte nicht Sorgen in dieser Zeit! Aber hier und da will man doch schon Stimmen hören, die von Aufschwung und Besserwerden reden, von neuem Nkut, der die Weber zur Ar beit anspornt und manchen stillstehenden lWebstuhl wieder in Gang bringt. Es ist ihnen sehr zu wünschen bei der Ouali- tätsarbeit, die sie mit ihrer Hände Fleiß hervorbringen. Mit demselben Fleiß, der die schmucken Dörfer aufbaute, in denen nie die gleiche große Not herrschte, wie in den vielbesprochenen Dörfern des Riesengebirgeö. Es ging wohl knapp her und be scheiden, und Suppe und Kartoffeln bildeten von jeher das Hauptnahrungsmittel. Aber man schlug sich durch, man be stand. kberrback, ein t>pi5«ke5 »Veberclorf. /Xn, Liebel rerbt5 rter rckützenvogei, Vtokrreicken rler kkkühenkönigr.