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Pit. 6 O^etlausitzet ^eimatreitritig 118 Hier Die Zeil öes geruhsamen (Wanderns, des seligen Dahinschlenderns, der Romantik der Landstraße ist wohl vorüber. Die Errungenschaften der Zivilisation und Technik haben den Raum überbrückt. Wir fah ren heute im Luftschiff in drei Tagen von der alten zur neuen (Welt, und noch immer nicht schnell genug, soll die Rakete die Vollendung der nach menschlichem Ermeßen erreichbaren höchsten Geschwindigkeit dar stellen. Und in dieser Hast moderner Verkehrsent- wickelnng denken wir wehmütigen Blickes zurück zu der Zeit, da das alte Wanderburschenlied vom „Ränzlein auf dem Rücken" noch seinen Zauber auf alle lebenslustigen und wanderfrohen Gesellen aus übte. Doch werden wir schon den (Weg wieder zu rückfinden, ja finden müßen zu jenen stillen Schön heiten am (Wege, von denen einer, dem Zittauer Gebirge, die folgenden Zeilen berichten sollen. Ein Gebirge also und doch nicht erwähnt ans den herkömmlichen Landkarten, obwohl es geologisch und kulturell seine ganz besondere Eigenart hat. Erz gebirgs- und Sudetenrichtung stoßen am Rottmar in der sächsischen Oberlausttz zusammen. Der Kottmac, ein Phonolithkegel von nahezu 600 m Höhe, liegt ganz in der Nähe der Brüdergemeinde Herrnhut, deren Mnssionstätigkeit in der Welt bekannt ist. Ob alle Berliner wißen, daß hier ihre Spree entspringt'^ Blicken wir von diesem bnchenbewaldeten Berge süd wärts, dann zeigt sich uns das Zittauer Grenzgebirge vom Tannenberg bis zum Trögelsberg in seiner gan zen Ausdehnung. Die Berge in ihren bizarren For men deuten auf Sandstein hin Dazwischen aber ragen auch zwei Ouellkuppen, Hochwald (760 m) und Lausche (702 m) beträchtlich über den Kamm des Gebirges. Dieses Heraufdringen feurig-flüssigen (Magmas aber verursachte im Gebiete der ehemaligen Jonsdorfer (Mühlsteinbrüche eine eigenartige Natur erscheinung. Der Sandstein schmolz und beim Wie dererkalten wurde er „gefrittet", d. h. er nahm auch die Kristallform des Basaltes (sechseckige Säulen) an und schuf so die wunderlichen Gebilde der „Orgeln". Verlaßen wir vom Kottmar den mit dem An dreaskreuz gezeichneten deutschen (Wanderweg Saar— Schießen und benutzen den Lausitzer Landweg, so find wir in zwei Stunden in dem großen (Weberdorfe Großschönau, das einstmals durch seine Da maste Weltruf hatte. Auch heute wird noch in ein zelnen Fabriken edelstes Leinen hergestellt. Der (Weg führt bergan durch (W altersdorf. fällt uns die eigenartige Bauweise des Lausitzer Hanfes auf, dessen einer Teil aus Holz mit dem Balkenstuhl und sogen. Umgebinde, während der andere Teil, meist der Stall, aus Stein gebaut ist. Prächtige Türstöcke aus Sandstein deuten auf den ehemaligen (Wohlstand der Bewohner hin. (Wir er reichen nach einstündiger (Wanderung den (Wald und gelangen über die „Nene Sorge" auf vielfach geschlungenem Pfade, beschattet von mächtigen Buchen, auf den Gipfel der Lausche. Hier bietet stch uns ein Bild, das man so leicht nicht wieder km plinen, klick «uk Zokannirrtein unci-»ockvalck vergißt. Südwärts reiht sich Berg an Berg, alles erloschene Vulkane jener gewaltigen Zeit, als stch Basalt und Phono- lith durch die Decke des Sandsteines ihren (Weg bahnten. Un endlich weit dehnt sich der (Wald, in dem auch Hirsche gehegt werden. Nordwärts steht man die dicht besiedelte Wanne des südlausttzer Industriegebietes. Man kann von Zittau, der Grenzstadt, ans fast 50 Kilometer nur durch Städte und Dörfer fahren. Und trotzdem hat man nicht das Gefühl, in Ranch und Oualm Zu ersticken, weil all jene Dörfer als Sil houette die blauen Berge haben. Noch etwas Eigenartiges 8cliönlielten abseits vom ^ege Das Ättäuef