Volltext Seite (XML)
2 Gberlausitzer Hsimatzeitung Nr.1 Waltersdorf von heute ein Dorf kann den Glauben an die Zukunft vll I haben, kann sich stark genug fühlen, groß zu werden. U) Waltersdorf a. d. Lausche ist durch Jahrzehnte ein °^><A^selbstzufriedenes Dornröschen gewesen, zufrieden da mit, seine stillen Schönheiten der grünen Berghänge und dunk len Wälder selbst zu kennen und den Wolken und den Wetter stürmen näher zu sein als das Niederland. Nie ein Fabrik dorf im eigentlichen Sinne war Waltersdorf, aber die großen Weberei-Unternehmen mit ihren weltberühmten Leinentüchern haben doch fleißigen Dörflern Arbeit und Brot gegeben, ein Auskommen genügend groß, um zu frieden zu sein. Nun sind diese Unternehmen tot. Die Handarbeit aus Leinen, die sie lieferten, wurde unerschwinglich im Preis für Menschen, die in ihrer Mehrzahl Mühe haben, das tägliche Brot zu verdienen. Mit dem Sterben dieser Unter nehmen aber starb die Hoffnung eines ganzen Dorfes, je wieder in der Industrie Unterkommen und Existenz zu finden. Es war ein Glück, daß dieses Sterben in eine Zeit fiel, als inan anfing, in einer bisher unbekannten und un geahnten Weise die Schönheiten der Natur, die Reize der Fremde im Austausch bekannt zu machen. In eine Zeit, da man plötzlich begann, das Wort Fremdenverkehr ganz groß zu schreiben und Eisenbahn und Omnibus, Flugzeug, Schiss und Wanderstab darauf einzustellen. Da besann sich das Dornröschen Waltersdorf, daß man wohl davon leben könnte, seine Schönheiten den Menschen zu zeigen, und andere gesund und froh zu machen in Blu men und Tannengrün. Ja, daß dieses Unterfangen nicht nnr würde Arbeit und Brot bedeuten, sondern auch ein Mitarbeiten an der Förderung menschlicher Kultur. Jur Winter aus einein eisigen Wetterwinkel, der bis weilen tagelang vom Verkehr abgeschnitten war, einer der bekanntesten Wiuterspvrtplätze der sächsischen Gebirge! Heute geht mit Beginne des Winterwetters der Wetterdienst der Rübezahlbaude täglich durch den Bahntelegraphen Groß schönaus und den Mitteldeutschen Rundfunksender durch ganz Sachsen. Jeder Zug und jeder Omnibus bringt Ski läufer von nah und fern. Dem fremden weitgereisten Läufer ist die glänzende Schneelage zwischen Lausche und Finkenkoppe und das für den Skilauf besonders günstige Gelände rund nm die Lausche fast ein Wunder. „Norwegen, so ist unser Norwegen!" riefen 1930 begeistert norwegische Studenten, die an den sächsischen Skimeisterschaften teil nahmen, die zum ersten Male mit großem Erfolg in Wal tersdorf durchgeführt wurden. Rauhe Südwinde — eine merkwürdige Tatsache — decken das Niederholz auf dem Kamm mit dickem Ranhreif ein, nicht minder grotesk als hoch oben auf dem Kamm des Riesengebirges. Sie bauen ein Skiführe auch dann, wenn nirgendswo sonst in säch- siicben Landen der Skilauf möglich ist — wie es in den letzten Tagen war. Kalter Winter verlangt warme Gaststätten. Sv ist es selbstverständlich, daß die Waltersdorfer Gaststätten, immer schon bekannt durch ihre Sauberkeit und Preisivüröigkeit, sich immer mehr vervollkommnet haben und ausgebant sind, um allen Wünschen gerecht zn werden. Es ist eine Freude, in den warmen, gemütlichen Gastzimmern der Banden oben am Sonneberg und am Kamm zn sitzen, nm draußen die Skiläufer schwingen und springen zu sehen. Springen!! Die Sprungschanzen seien nicht vergessen! Die große des Zit tauer SkiklnbS, gewaltig in ihren Ausmaßen und schon mit 44 in besprungen und die kleine des Skiklubs Lausche, theoretisch richtig gebaut und der Tummelplatz der Wal tersdorfer Jugend, die brennend gern springt und sich auch vor 20 ui nicht fürchtet. Will sie doch einmal für Walters dorf Ruhm und Eichenlaub ernten auf fremden Schanzen! Ein so starker Verkehr ans Schneeschuhen verlangt aber Wintermarkierungen, Wegekarten und Auskünfte über Quartier und Wetter. Tas Verkehrsbüro Waltersdorf, unterhalten von der Gruppe Waltersdorf des Verkehrs verbandes Hochwald—Lausche-Gan, unterstützt von der Ge meindeverwaltung, schafft das alles so schnell und gut wie in der Großstadt. Es sorgt auch dafür, daß der Sommerverkehr der Sommerfrischler in richtige Bahnen geleitet wird. Die Zahl der Sommerfrischler ist stündig gestiegen, selbst das schlechte Jahr 1932 hat keinen Nückgang gebracht. All die vielen Wünsche, die da anftauchen, zn befriedigen, ist nicht leicht. Da genügt nicht das Wohnungsverzeichniö und das Faltblatt, auch nicht das Verzeichnis der Gaststätten und der Ausflüge, viele wollen persönlich beraten sein! Besonders schwierig ist natürlich die Erfüllung der Wünsche für Post- und Bahnverbindung. Es ist deswegen für die Weiterentwicklung des Verkehrs besonders wert voll, daß regelmäßige Postantvverbindnngen nach Groß schönau und Zittau bestehen, und daß mich die Bahnver waltung bemüht ist, die Verbindung über den Bahnhof Großschönau immer weiter ausznbaucn. Und was muß nicht alles getan werden, nm bekannt zu werden! Faltblätter, zu Tausenden ins Land gesandt, Werbeplakate ans den Bahnhöfen und Werbemarken zu