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einem Löwen, Schutz fand"). Die drei Gemeinden Ober- neukirch Steinigtwolmsdorfer Anteil, Oberlausitzerseits und Amtsteil einigten sich 4913 auf gemeinsame Führung dieses Siegels mit unterschiedlicher Umschrift. Im Mai 1926 übernahm die neugestaltete Gemeinde Neukirch (Lau sitz) ebenfalls dieses Siegel, wobei der Anker von Nieöer- neukirch nicht mit übernommen werden konnte. Großschweidnitz: Eine sehr sinnbildliche Darstel lung zeigt die rundgezackte Prägemarke, auf der sich aus grünem Grunde in weiß die Gestalten eines Fabrikanten im langen altlausitzer Rock und eines Lanümaunes, beide mit den typischen lausitzer Schirmmützen bedeckt, abheben. Sie halten in der Linken ihre Stöcke und reichen sich die Rechte, während sie zwischen den Ziffernpaaren der Zahl 1843 stehen. Die Umschrift heißt: Gemeinde Großschweid nitz, Amtsh. Löbau. Geschichtlich erinnert diese Stegelmarke an das Jahr 1843 und die durch Mißernte u. a. herbeigeführte damalige Notzeit und das dadurch bedingte gemeinsame Wirken aller Bolksstände "). * Die Darstellung des Tieres als Sinn bild treffen wir bei einigen anderen Siegelmarken an. Ebersbach: Auf blauem Grunde ist in der rund gezackten Prägemarke in weiß ein Bach und ein mit den Vorderfüßen darinstehenüer Eber, daneben am Ufer eine Weide, von der ein Vogel über den Bach fliegt, dargestellt. Geschichtlich ist dazu zu sagen, daß die Entstehung des Namens Ebersbach, den das Siegel versinnbildlichen soll, umstritten ist. Einerseits glaubt man den Namen einfach von Wildeber ableiten zu können, so wie es das Siegel andeutct, anderseits wieder von der Ortslage am Ober bach, in Mundart Äberbach. Nicht minder glaubwürdig klingt die dritte Lesart, die den Ortsnamen von dem Namen des Anführers (Lokaler) während der Kolonisation (1260—1300) Eberhard oder Ebers ableiten Willi"). Das vorliegende Siegel soll bereits bestanden haben, als 1597 Ebersbach durch die verarmten Erben des Georg von Schleinitz an Zittau verkauft wurde. Neugersdorf hat nur die allgemein gebräuchliche kleine Stegelmarke mit der Inschrift: Der Stadtrat. Das Siegel selbst, das im Stempel verwendet wird, zeigt einen Kranich mit der Umschrift: Der Rat der Stadt Neugers dorf Sa. Das Sinnbild des Kranichs stammt aus einer alten Überlieferung"). Vor der Gründung Neugersdorfs soll an der jetzigen Ostgrenze viel Wald mit Sümpfen ge wesen sein. In diesen Sümpfen sollen zu jener Zeit sich viele Kraniche aufgehaltcn haben. Der letzte Rest dieser Sümpfe ist ein noch heute bestehender kleiner Teich, der den Namen „Kranichpfütze" führt. Elstra führt in seiner runögezackten Siegelmarke auf rotbraunem Grunde ein gelbes Wappenschild, dessen untere Hälfte gerastert, die untere senkrecht schraffiert ist. Im ganzen Schilde erhebt sich eine siebenwurzliche Linde, auf der eine Elster sitzt. Die Umschrift lautet: Der Bürger meister der Stadt Elstra. Geschichtlich reicht das in rot und gelb gehaltene Wap pen der Stadt mit einer grünen Linde und der Elster bis zum 15. September 1528 zurück. Die Gebrüder Wolf und Hans von Ponickau erlangten damals vom Böhmenkönig, da der Ort durch Kriegsbrünste verdorben worden war, für Elstra die Stadtgerechtigkeit, einen Wochen- und Jahr markt, Bürgermeister, Richter und Schöppen und alle ge- *°) W. Hoffmann, Neukirch, Bautzener Tageblatt Hci- matklänge Nr. 33, 16. August 1930. ") Mitteilung des Gemeinderates. ") W. Ändert, Heimatbuch Ebersbach, S. 6. ") Mitteilung des Stadtrates. werblichen Freiheiten. Das von daher stammende Wappen erinnert mit der Linde noch an die alten Marktlinden, die einst einen Tümpel inmitten des Marktes, die „Sand pfütze", umgaben"). Bis 1683 saßen die Ponickaus auf Elstra, das 1620 als Burg bezeichnet wird. Pulsnitz: Die große rundgezackte Prägemarke ist auf schwarzem Grunde mit dem gelben Wappenschild ge ziert, in dem eine schwarze Bärenklaue sichtbar ist. Die Umschrift heißt: Stadtrat zu Pulsnitz. Geschichtlich soll dieses Siegel auf ein Ereignis Hin weisen, das etwas legendär aus dem 13. Jahrhundert be richtet wird. Auf einer Jagd sei der Burgherr Bernhard von Pulsnitz im Urwalde des Radewitz (Keulenberg) durch einen mächtigen Bären in große Lebensgefahr geraten. Beim Kampfe brach Bernhards Jagdspieß und nur das tapfere Zuspringen des Kamenzer Burgherrn habe dem schwerverletzten Pulsnitzer Ritter das Leben gerettet. Mit seiner noch unverletzten rechten Hand habe er dem erlegten Tiere eine Klaue abgchauen und, sie hochhaltend, auöge- rufen: „Zum Andenken an diesen Kampf soll mein Puls nitz für alle Zeiten diese Bärenklaue im Wappen tragen ")." Wilthen führt in seiner ovalen, rundgezackten Prägemarke auf grünem Grunde in weißer Prägung das Bild der Justtzia mit verbundenen Augen, ein Schwert in der Rechten und eine Waage in der Linken, darunter zwei Kreise, im rechten ein Weberschiffchen und im linken (heral disch gesehen) ein Fäßchen. Die Umschrift lautet: Gemeinde Wilthen, Amtsh. Bautzen 1920. Geschichtlich hat dieses Siegel seinen Ursprung aus der Patrimonial-Gerichtsbarkeit der Städte, Gemeinden und Rittergüter, die fast durchweg die Justizia im Gerichts siegel führten. Auf Ersuchen des Freiherrn Reinhard Diet rich von Taube an den Kurfürsten Johann Georg II. er hielt am 15. Marz 1669 Wilthen Markt- und Stadtgerechtig keit. Man nimmt an, Saß aus jener Zeit das alte Ge meindestegel mit der Justizia stamme"). Zwei Gemeinde siegel kamen 1813 sogar abhanden und wurden durch neue, etwas abgeänderte ersetzt. Das jetzige Siegel wurde 1920 eingeführt, wobei auf Vorschlag des Hauptstaatsarchivs zur Unterscheidung von vielen gleichartigen Siegeln die Beizeichen des Weberschiffchens und des Fäßchens als Symbole für die Ortsindustrie, Weberei und Kognakfabri kation ausgenommen wurden. * Die Werbe-Siegelmarke In den letzten Jahren hat man die Bedeutung des Brtefsiegels auch als Werbemarke für besondere Veran staltungen erkannt. So stellte Kamenz zur Werbung an läßlich seiner 700-Jahrfeier eine gedruckte, viereckige, ge zackte Siegelmarke her, die auf schwarzem Grunde einen weiß-roten Giebel mit drei Fensterstöcken und einem Engel darstellt. Darunter stehen die Worte: 700-Jahrfeier der Stadt Kamenz 16.—18. Mai 1925. Bischofswerda gab eine runde, farbig gedruckte Marke mit dem Stadtwappen heraus mit der Umschrift: 700-Jahrfeier Bischofswerda i.Sa. 3., 4. und 5. Sept. 1927. Weißenberg verwendete eine viereckig geschnittene sehr schöne Marke, die auf blauem Grunde in weißer Prägung das idyllische Rat haus zeigt. Darüber steht: 700-Jahrfeier,- darunter: der Stabt Weißenberg i.Sa. 7.—9. Juli 1928. Elstra gab an läßlich seines Heimatfestes zwei gedruckte, farbige Marken heraus. Die eine, viereckig geschnittene, enthält auf gelbem Grunde in rotbraunem Druck das Wappen mit dem Texte: Elstra begeht 400 jähr. Wappen-Jubiläum durch Heimatfest 21. u. 22. Juli 1929. Die andere runde, rund gezackte zeigt in farbigem Drucke in der Mitte das Wappen und die Umschrift: Heimatfest in Elstra i.Sa. 20.—22.Juli. 'ft Otto Schöne, B.N., 20. Juli 1929. ") Mitteilung des Stadtrates. ") P. I. Flechtner, Heimatbuch Wilthen, S. 115.