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Dnucf ll-Verloo^Alwin Marx (Int). Otto Marx) Süölausltzer Nachrichken, Reict)enau^Sa. 2AittsiIungsbiatt der Gesellschaft für Anthropologie und Argejchichts der Gbsrlausitz zu Bautzen, der Gesellschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lusatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsvereins der gesamten Gbsrlausitz. Hauptschristlsitung: Gtto Marx, Reichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatjchriststeller. Gesck>icf)ie, Bloßer füp L?eimaikunöe Sxhristleitung und Geschastsskelle , itt Reichenau, Sc». .F^nnsprecHer Nr. 21z Manuskripten ist Rückporto beizusügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzsr Heimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewsrbsbank und Girokasjs Reichenau Nr. jö. Dberlausitzer Bank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Sittau. Ar. 20 30. September (Scheidmg) 1928 S. Jahrgang Vervand „LusatSa . Sonnabend, 3. November 1928, 16,30 llbr, in Obsroderrvitz, Saftbaus zur ,N1ten Poft», 3 Minuten vom IZaknbok Oberoderwitz entkernt: köerbstvertretersitzung des Verbandes „Lusaka". Tagesordnung: Markierungskragsn, Unfallversicks- rung, Kopfsteuer, Programm kür das folgende Ver- 4 bandsjakr, Verscbiedenes, Anträge. I. N. vr. O. Weder. ^ätigkettsdericbts belr. In diesen vagen kommen dis Formulars kür den väiigkeits. bericbt vom l. l v. 27 bis 30. d. 28 an dis Verbandsvsreins zum Versand. Vie Vorsitzenden bezw. Sescbäktskükrer werden srsucbt, das eins S)cemplar an Lskrer kökler, Orotzscbönau, bis 25. Oktober zurUckzussndsn, das anders zu den Vereinsakten zu nebmen. Um möglickst sorgfältige Nusküüung wird gebeten. Volkssitten und -gebrauche Von Fritz Hermann Pflug Jedes Volk, ob Abend- oder Morgenland, hat seine ver schiedenartigen Sitten und Gebräuche. Es sind dies aus unserer Urväterzeit alte Überlieferungen. Freilich ist davon schon ein großer Teil vergessen, ja sehr oft sogar zum Nach teile des betreffenden Volkes, welches sie verkümmern ließ. Nicht umsonst heißt es: Haltet fest am alten, denn in ihm liegt der Segen und Frieden des Volkes. So ist es auch mit den Sitten und Gebräuchen unseres Volkes. Betrü bend jedoch ist es, daß man gerade bei unserem Volke die Wahrnehmung machen muß, alte Überlieferungen, Volks sitten und -gebräuche immer mehr dem Verfall und der Vergessenheit anheimfallen zu sehen. Und warum? Wir haben vergessen, daß wir ein deutsches Volk sind. Das soll heißen: Wir wissen unser Deutschtum nicht mehr zu schätzen, leben blindlings in den Tag hinein ohne Über legung und Gewissensbisse. Vor lauter Haß, Neid, Miß- i gunst, Zersplitterung, Anfeindungen und Vereinsmeiereien - haben wir unser echtes, deutsches Volkstum abgelegt, Lei- seitegeworfen, ob bewußt oder unbewußt haben wir es acht los fallen lassen. Bedauernswert ist es, das aussprechen zu müssen, und doch ist es bittere, nackte Wahrheitl Schauen wir uns nur um, halten wir einmal die Augen offen, so merken wir erst, welche krasse Form der Verfall des Volkstums und Deutschtums angenommen hat. Wohl findet man hier und dort noch vereinzelte Gegen den, wo alte Sitten und Gebräuche noch gepflegt werden. Aber auch da merkt man schon allmählich den Einfluß unserer üblen, von Überkultur öurchmoderten Zett. Vor etlichen Jahren konnte man noch fast in allen Dörfern auf die sogenannten Spinnstuben stoßen. Heute findet man sie nur noch vereinzelt vor. Höchstens im Erz gebirge, der Oberlausitz, welche an und für sich ganz be sonders ihre Sitten hegt und pflegt, und im Thüringischen kann man sie noch finden. Einer der besten unsrer Volks bräuche ist also so gut wie verlorengegangen. Wie schön war es doch z. B., wenn die Bauernmädchen und -mägde mit ihren Spinnrädern sich abends zum gemeinsamen Plau dern und Scherzen versammelten. Wie surrte da das Spinn rad, wie flogen da die Scherze herüber und hinüber. Sel ten, daß sie lange allein waren, dann fanden sich die Dorf burschen ein und bei Spiel, Tanz und Pfänderspiel floh die Zeit dahin. Es ist auf das lebhafteste zu bedauern, daß dieser sinnige Brauch uns verloren zu gehen droht. Ich selbst habe im Thüringer Land einigen solchen Spinn- stubenabenden Leigewohnt, Habe mir das Völkchen in all ihrer Lebensweise angesehen und ich kann nur sagen, daß ich mich sehr glücklich fühlte, ja, daß dies vielleicht die schönste Zeit meines Lebens mit gewesen ist. Wo findet man jedoch unsere heutige Jugend. Statt ihre edlen Güter, ihr echtes Volkstum fördern zu helfen und zu pflegen, fin det man sie heute in den Wirtshäusern, Kaffees oder Bars sitzen. Sieht man sie heute die neuesten Charleston, Boston oder Jazz tanzen. Sieht man sie ihre Schritte zirkeln, ihre Gliedmaßen verrenken. Und das alles aus Leichtsinn, Un überlegtheit, purer Eitelkeit, Nachäffungstrieb. Es ist ja auch nicht zu verwundern. Den Sinn für das Gute, Edle, das Verständnis für die Schönheiten unserer Natur können