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Busche", in dem einst der Großvater des Schreibers dieser Zeilen dem hier gerade schlafenden berüchtigten „Karrasek" einen Hirschfänger als Andenken stibitzte, und den zwei „Pferdeschlächterhäusern" — 1877 erbaut — vorbei, beim „Wegweiser" auf die Waltersdorf—Gründische Straße. Ge bräuchlicher jedoch ist der Name Landstraße. Der schwarze Busch gehörte wohl mit zu der längs der Lausur sich hinziehenden, schon lange vor 1840 bestandenen, befelderten „Ober-Folge",' im Vergleich zur südlich des Pitschelteiches gelegenen, bewaldeten, jetzt der Stadt Zittau gehörenden „Niederen Folge". Das um 1680 gegründete, an der Gründer Straße ge legene, 27 Häuser zählende „niedere" Dörfel und das 1782 angelegte, 11 Häuser zählende „obere" Dörfel, zusammen offiziell Herrenwalde genannt, hat noch folgende, sich be sonders auf das obere Dörfel beziehende Namen: Pilz- dörfel, Rehziegendörfel, und auch weil die Bauern in der Inflation, wie alle Grenzleute, die „Kronen" liebten, „Kronöörfel"! Das am 17. August 1857 gegründete, 16 Gebäude zäh lende Saalendorf nennt man auch Quarkdörfel. Westlich des ersten an der Zittauer Straße gelegenen Hauses sah man bis vor dem Kriege rechts eine Grube: sie rührte von 1801 her, in dem darin die große, dem Weltkriege geopferte, und 1802 die kleine, an Feiertagen und zu Taufen noch er klingende kleine Glocke der Waltersdorfer Kirche gegossen wurden. Südlich der Waltersdorfer Kirche steigt der 431 Meter hohe, also 29 Meter den Nieder-Kretschams- und Kirchplatz - überragende, einen reizenden Blick auf einen Teil von Waltersdorf mit dem Gebirge bietende „Hauserberg", schon ! Jahrzehnte so nach dem Besitzer des auf ihm stehenden - Bauerngutes benannt, hoch. i Über ihn führt der auch den Butterberg überziehende „Neudörfler Kirchweg". Der Butterberg, benannt so, weil früher ein Herr von Warnsdorf einen Viehhof auf ihm hatte und den Leuten Butter verkaufte, schon 1839 wegen seiner Aussicht gelobt, und auch öfter zu Festlichkeiten benützt, trägt nach Osten zu ein wegen Fruchtbarkeit so genanntes „Honigwiesel" wie nebenstehendes „Honigbüschel". Die zwei westlich an ihm stehenden Häuser sind natürlich die „Butterberghäuser". Hinter Langes Fabrik heißt ein dem menschlichen „Allerwertesten" ähnliches Gelände auf gut „Walters- dorfsch" die „Arschkerbe". Südwestlich des bekannten „Unglücksteines" steigt die befelüerte „Rengersche Kuppe" oder „Ott's Berg" — Otto- Berg 520 Meter S. H., seit einem Jahre mit einer Sprung schanze versehen, nach seinen Besitzern Otto und Renger benannt, einen schönen Blick auf Waltersdorf, Großschönau und Zittau bietend, empor. Ebenfalls auf diese Weise zu einem Namen gekommen ist „Jakobs Loch" am Nordfuße des durch den weithin sicht baren Wändesteinbruch charakterisierten „Neudörfler Heidel- beerberg". Zu dem Loche gelangt man am besten auf Schwarz- bauersch Wege, dann auf einem Wiesenpfade an „Gulichs Büschel" vorüber durchs „Geräumigte" und den Hohlweg. Bekannter ist das überaus romantische, durch das plät schernde Gefälle des schwarzen Grabens angenehm belebte, direkt unter der Lausche, und nördlich den „niederen Lauschewiesen" gelegene, nach Otto Wünsche benanntes Ott's oder Wünsches Loch. Weiter noch die Bemerkung, daß auf dem „Sonne-" oder — früher — „Sommerberg"-Gtpfel zwei heidebewach sene Vertiefungen als angelegte Schanzen vom sieben jährigen Kriege herrühren sollen. In Waltersdorf hat man eine „Hantschelgasse" hinter der Bäckerei von Zimmermann laufend,' dann neben Gu lichs Fabrik im Eck der Land- und Frieörich-Schneider- Straße eine Wiese: die „Schwartelwiese", auf der 1866 die Preußen lagerten. Südlich von ihr beginnt mit der Landstraße der steile „Kirchberg" oder „Schulz'hübel". An die ehemalige, 1898 aufgehobene, der Kirche gegen überstehende 1714 erbaute Schule erinnert das steile „Schulgässel". Hinter Gasthof „Stadt Wien", der „Ober- Schänke" im Volksmunde, erhebt sich der mit einer Som merlaube gekrönte, durch seinen jähen Absturz ein rechtes Schneeloch bildend, der „Hoppeberg". Weiter hinauf steht linker Hand an der Straße ein mit Tür versehener, jetzt recht verwahrloster, sonst immer Forellen habender Born: der „Heideborn" und noch weiter oben, nördlich der Obern Schule, finden wir die „Heide" selbst. Das auf dem Gelände stehende Gartenwirtschafts gebäude heißt daher allgemein „bei Hänsch auf der Heide". — M. — Die Heide blüht Neue Wanöerwege durch die Teich- und Heidelandschaft der nördlichen Oberlausitz Kennst du die Heide, die vielverspottete und doch so os. besungene? Du meinst, sie sei öde und trostlos, nur Sand und dürftige Kiefern und wieder Sand und Kiefernwald? Dazu ärmliche Gaststätten und schlechte Verpflegung? Die Bewohner sprächen nicht deutsch, könnten oder wollten über Weg und Ziel nicht Auskunft geben, seien verschlossen und hinterhältig? Kurz, ein Besuch lohne sich nicht? — Wie falsch ist dein Bild! Gehe doch einmal in die Gegend von Neschwitz, Königswartha, Hermsdorf an der Spree, Milkel, Kauppa, Lieske, Lohsa, und du wirst innerlich reich befrie digt sein. Jetzt steht das Heidekraut in vollem Blütenschmuck. Weit dehnt sich die flammende Ebene, umrahmt von dunk lem Kiefernwald und weißstämmigen Birken. Ein Meer von Blüten, vom zartesten Rosa bis zum sattesten Braunrot, breitet sich vor dir aus. Die Augen können sich nicht satt sehen an dem lieblichen Bilde. Unwillkürlich drängen sich die stimmungsvollen Verse Theodor Storms dir ins Herz: Es ist so still, die Heide liegt im warmen Mtttagssonnenstrahle, ein rosenroter Schimmer fliegt um ihre alten Gräbermale,' die Kräuter blühn, der Heideduft steigt in die blaue Sommerluft. Aber das blühende Heidekraut ist nicht der einzige Schmuck. Wald, Wiese und Wasser sind die Wahrzeichen der ganzen Landschaft, die fast unübersehbare Menge größerer und klei nerer Teiche mit den Eichen bestandenen Dämmen ihr Reichtum. Nicht nur volkswirtschaftlich, auch landschaftlich ist ihre Bedeutung eine große. Ein hoher Reiz geht von ihnen aus. Ob du am frühen Morgen das schilfumrandete Ufer betrittst, wenn das Licht in der Höhe noch mit dem weißen Nebel kämpft oder auf der dunklen Wasserfläche ruht; ob du zu heißer Mittagszeit dich nahst, wenn der Spiegel des Wassers im Sonnenlicht glitzert, oder ob kühler Abendhauch leise durchs flüsternde Schilf zieht: immer wird das Bild des friedlichen Gewässers dich entzücken. Und dann das reiche Vogelleben! Hier nistet noch der Storch. In der Luft schreien die Möven, oder macht der Kiebitz seine wunder lichen Flugübungen, auf dem Wasser aber tummeln sich Bleßenten und Wasserhühner, Krick- und Schellenten und Haubentaucher, und ist das Glück dir günstig, kannst du auch den Liebesruf der Rohrdommel hören. Die Bewohner sind die schlichten, arbeitssamen, fleißigen Wenden, die, namentlich in der katholischen Gegend, Sitten und Bräuche, Kleidung und Sprache ihrer Väter treu be wahrt haben. Ihre Eigenart kannst du besonders an Sonn- und Festtagen in den Kirchdörfern der katholischen Bevölke rung beobachten. Sie sind gute Deutsche, wenn sie auch im