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Ist gute Witterung, so ist es wirklich eine angenehme Unterhaltung, verschiedene Stunden im freien Walde im Um gänge guter Freunde und gesitteter Menschen, und bei Anhörung abwechselnder Instrumental- und Vokalmusik zuzubringen. Auch finden diejenigen Personen, die Liebhaber von Kegelschieben sind, hier ihren Zeitvertreib, denn es werden in der Geschwindig keit Kegelbahnen im Walde gemacht, freilich aber nur wie man sie L la cmmpaZne erwarten und verlangen kann. Jeden Tag hat ein Lehrer die Inspektion über die Scholaren und sorgt für die Wirtschaft, d. h., er gibt dem jenigen Manne, der das Bier aus der Stadt führt, Auftrag, wenn und wieviel er Bier herausführen soll, damit die Gesell schaft keinen Mangel leide, und macht dann am Abend die Berechnung, wieviel jede Person, die den Tag über diesem Vergnügen beigewohnt, zu entrichten hat, nimmt dann das Geld zu sich und macht bei dem bierschenkenden Bürger die Richtigkeit. Der die Woche habende Bäcker schlägt seine Bude an der Schnlburschenhütte auf, worin er allerhand Butterwaren und Semmeln feilbietet, desgleichen hat auch der Küchler Ware feil. Der Zinngießer und Glaser spielten ehedem ihre Waren aus, welches aber seit vielen Jahren unterblieben ist. Obst aller Art wird ebenfalls herbeigeschafft. Früher wurden die Lehrer, Ratsherren und Kirchenvorsteher den letzten Tag in der Herrenhütte warm gespeiset, welches aber seit dem siebenjährigen Kriege abgekommen ist. Dagegen erhallen die Lehrer und beide Kirchenvorsteher L Person 14 gl., und den Schüler wird I thlr. zu Biere gegeben. Unter Heinitzes und Voigts Rektorate sind den letzten Tag am Forstfeste im freien Walde öffentlich Schauspiele von den Schülern aufgeführt worden, welche aber ebenfalls vor dem 7 jährigen Kriege, und dies war wohlweislich, unterblieben sind. Jetzt geschieht den letzten Tag nichts mehr, als daß die Kloster förster auf freiem Felde einen Holzstoß pyramidenförmig zu sammenhäufen, der dann am Abend angezündet uud das Freuden feuer genannt wird. Auch legen dann und wann die wohl habenden Scholaren zusammen und brennen den letzten Abend ein klein Feuerwerk ab. Es ist immer, besonders in anderen benachbarten Städten, viel geredet worden, daß nämlich beim Forstfeste unter den Schulburschen viel Sittenlosigkeit herrsche. Doch die Sache ist immer wie so viele andere größer gemacht worden, und seit vielen Jahren herrscht auch in dieser Woche unter den Schul burschen größtenteils ein artiges Betragen." F. S. Von Weißenberg über den Strohmberg nach Löbau Erdkundliche Wanderung durchs Löbauer Hügelland Erdkundliche Wanderung durchs Löbauer Hügelland Das liebliche Städtchen Weißenberg, das in diesen Sommertagen die 700-Jahrfeier seiner Gründung bezw. ersten urkundlichen Erwähnung als Stadt feierte, besitzt eine ungemein abwechslungsreiche und schöne Umgebung. Da träumt das buscherfüllte kühle Engtal der Gröditzer Skala, die wir erst kürzlich durchwanderten, dort winkt der bunt gestickte Walörücken des sagenreichen Strohmberges oder laden die grünen Matten des Löbau-Tales unmittelbar am Städtchen zum ungestörten Genüsse eines Sommertages, fern von Hast und Streit, ein. — So wollen wir heute die landschaftlichen Schönheiten und Eigenarten des Löbau— Weißenberger Hügel- und Tieflandes und den Werdegang dieser Landschaft kennen lernen und von Weißenberg süd wärts der alten Sechsstadt Löbau entgegen wandern. Also verlassen wir Weißenberg an der Südostecke des Marktes und statten erst der lieblichen „Bernau" einen Besuch ab, den Weißcnberger Anlegen, die auch noch den sinn- und würdelosen Namen „Weißenberger Schweiz" füh ren. Hier ist gegenüber dem Bismarckgedenkstein inmitten prächtiger Eichen aus dem Sachsenwald vor einigen Jahren ein Ehrenhain für die im Weltkriege gefallenen Söhne der Stadt angelegt worden. Wohltuende Stille ringsum. Tief unter uns aber rauscht der Fluß, dessen Wasser hin und wieder durch das dichte Laubwerk heraufglitzern. Wir verfolgen dann unseren schattigen Weg weiter ab wärts bis zum städtischen Wasserwerk und benutzen von hier den Talweg wieder nach der Stadt zu. Ein Aufschluß zur Rechten des Weges enthüllt uns den Untergrund der Stadt, den „Weißen berg er Gneis". So wurde näm lich das Gestein wegen seiner Struktur lange Zeit hindurch bezeichnet, als man noch nicht die Wirkung feurig-flüssiger Magmen auf benachbarte ältere Gesteine kannte (Kontakt metamorphose). Dieser „Weißenberger Gneis" ist aber als ein Teil der nordsächsischen Grauwackenformation weiter nichts als solche Grauwacke, die beim Empordringen des Granites durch dessen Gluthitze in ihrem Gefüge verändert, teilweise umgeschmolzen und gehärtet wurde und dadurch diese gneisartige Struktur angenommen hat, die wir schon letzthin *) eingehend in der Gröditzer Skala kennen gelernt haben. Bet der Obermühle überschreiten wir dann auf schma lem Steg das Löbauer Wasser und wenden uns nun auf einem schönen stillen Wiesenweg am Gleithang des Tales aufwärts. Bald weitet sich unser Blick: Vor uns liegt der dunkle Waldrücken des Strohmberges, unser nächstes Wan- derziel, inmitten von Feldern und blühenden Wiesen. Da hinter aber blaut der vielgestaltige Kranz unserer Mittel lausitzer Berge. Rückwärts gewendet erblicken wir Weißen berg, dessen geschützte Lage auf hoher Felsenkante, auf dem nördlichen Steil- (Prall-) Ufer der Löbau von hier besonders deutlich in Erscheinung tritt. Nach Überschreiten der 1898 erbauten Löbau—Weißen berger Bahn folgen wir der Straße, die uns genau an dem Osthang des Stroh mberges entlang führt. Halbver fallene, von Himbeeren und Hollunder überwucherte An lagen eines einstigen Schotterwerkes am Fuße des Nord hanges führen uns nach einem großen Steinbruch, der uns ersten Einblick in das Innere des Berges gewährt: Überall streben dicke schwarze Basaltsäulen senkrecht empor. Wir be finden uns demnach auf einem Vulkanberge, wie sie hier im Übcrgangsgebiet des Hügellandes zum Tieflande nicht mehr allzu häufig sind, dann aber zur Belebung des Land schaftsbildes außerordentlich viel beitragen. Um den Berg genauer kennen zu lernen, kehren wir auf unseren vorhin verlassenen Weg zurück und gelangen so immer am Buschrand hin, aus dem im Juni und Juli blaue Blütenkerzen der Lupine leuchten, zur Südkuppe (263 Meter) mit dem weithin sichtbaren Signal der „Kgl. S. Triangulierung 1864". Hier oben wollen wir ein wenig rasten und Umschau halten. Die Aussicht ist trotz der ge ringen Höhe des Berges, kaum 50 Meter über der Um gebung, ungemein lieblich und auch weitreichend. Da grüßen im Osten die waldblauen Königshainer Berge, die Landes krone und der langgestreckte Rothstein. Über die hochgelegene Kittlitzer Kirche lugen die beiden Kupven des Löbauer Ber ges. Weiter rechts erscheint der markante Klingsteinrücken des Kottmars in der Ferne und dann der langgestreckte Czornebohzug. Zu unseren Füßen aber breitet sich eine reich gesegnete Landschaft mit wogenden Feldern und saftigen Wiesen. Nach Norden gewendet erblicken wir wieder Weißen berg und dahinter in blauer Ferne die Quarzitmauer der Hohen Dubrau. Auch in dem Bruche dicht zu unseren Füßen streben die Basaltsäulen senkrecht empor. Demnach muß der Strohm bergbasalt (Feldspatbasalt mit zahlreichen Einschlüssen ein- *) Durch die Gröditzer Skala nach Weißenberg. Zur Morphologie Ser Lausitzer Durchbruchstäler. OHZ. 1928. S. 81—82, S. 204—208, S. 22S-227.