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Freilich mußten jetzt die Görlitzer, falls die Gefangenen nicht zu dem Termine zurückkehrten, sich bei Strafe des „Einreitens" zur Zahlung einer Summe von 1000 Schock Groschen verstehen. Im Dezember erfolgten neue Verhand lungen, in denen der Ritter zwar den Waffenstillstand bis auf den 9. Januar verlängerte, aber an dem Zeitpunkte der Zurücklieferung der Gefangenen festhielt. So kehrten denn die Gefangenen in ihre Haft zurück. Zu diesem Zeit punkt griff der neue Landvogt der Oberlausitz, Albrecht von Kolditz, ein, dem aus persönlichen Gründen und wegen der beängstigenden Hussitengefahr viel au der inneren Ruhe seines Landes gelegen war. Auf einem Tage zu Lauban (1426) brachte er durch sein geschicktes Auftreten auch den Gotsche Schoff soweit, daß dieser die Gefangenen gegen eine Bürgschaft von 800 Mark wieder ans eine be stimmte Zeit entließ. Seinen endgültigen Abschluß fand dann der Handel zu Löwenberg. Die Gefangenen wurden endgültig freigegeben und die Görlitzer bekamen ihren Brief über die 800 Mk. zurück. Über die Stratzengerechtig- keit ging man mit einigen nichtssagenden Worten hinweg. Die Görlitzer hatten durch die kostenlose Auslieferung der Gefangenen unstreitig einen diplomatischen Sieg errungen. Um nun gleichsam aller Welt zu zeigen, daß sie an ihrer Straßengerechtigkeit festhielten, schickten sie schon am 10. 8. 1426 berittene Mannschaften nach der umstrittenen Straße „in die Hute". F. B. nach Prof. Dr. N. Jecht: Der Oberlausitzer Hussiteukrieg. Von Reichenbach nach dem Deutschpaulsdorfer Spitzberg und über Friedersdorf und Jauernick nach Biesnitz Auf der neuen großen Wegetafel, welche der Verein für Heimatkunde Ostern 1927 auf dem Vorplatze des Bahn hofes Reichenbach OL. aufgestellt hat, ist auch gelbblaue Wegemarkierung verzeichnet, welche in einer Stunde nach dem Deutschpaulsdorfer Spitzberg leitet, woselbst sie An schluß findet an eine rotgelbe Bezeichnung über das Wald haus und die Friedersdorfer Feldhäuser nach Jauernick und der Landeskrone. Über diese sehr empfehlenswerte Wanderung sollen im folgenden einige Angaben gemacht werden. Vom Bahnhof Reichenbach schlagen wir zunächst die „Deutschpaulsdorfer Straße" ein, die wir beim „Reichen bacher Wasserwerk" auf einem südlich abzweigenden Fuß wege verlassen und bet zwei großen Grenzsteinen in das grüne Bereich des Waldes eintreten. Unser Weg deckt sich mit einem alten Straßenzuge, der „Alten Bernstädter Straße" oder der „Poststraße", auf der einst zu Zeiten schwerer Seuchenuot das heimgesuchte Sohland umgangen werden konnte. Wir gelangen zu der „See-Eiche", einem mehrere Meter im Umfange messenden prächtigen Baum, der benannt ist nach einem ehemaligen Teich, dem 300 Mor gen großen „Paulsdorfer See", der um 1845 trocken gelegt worden ist. Später tritt der Wald etwas zurück, von einem Wiesenrasenwege sehen wir die Waldkuppe des Deutsch paulsdorfer Spitzberges vor uns liegen. Wir überqueren darauf eine flache Anhöhe, den „Pilzberg". Waffenfuude au diesem Orte und die Bezeichnung „Kampffeld" für ein Flurstück in der Nähe verweisen auf ein hier 1431 statt gefundenes Hussitengefecht. Neuer Wald nimmt uns auf, um uns bald wieder zu verlassen. Wir erreichen eine kleine Hochfläche am Fuße des Spitzberges, der hier unmittelbar vor uns emporsteigt. Unsere gelbblauen Zeichen finden an dieser Stelle ihr Ende, wir lassen uns nunmehr von der von Sohland kommenden rotgelben Markierung leiten. Diese führt uns längs der Landesgrenze und später jen seits derselben an den Ostfuß des Berges und durch eine Sandgrube den nächstgelegenen Häusern von Deutsch- paulsdorf zu. Ein Abstecher nach der S p i tz b e r g k u p p e sei allen Freunden ursprünglicher Heimatuatur, besonders aber den Anhängern und Anfängern des Klettersports sehr empfohlen. Sie erreicht eine Seehöhe von 366 Metern und verläuft in einem Felsgrat basaltischer Säulen. Von ihrem südlichsten Teile, der durch einen Steinbruch stark zer klüftet ist, bietet sich eine bemerkenswerte Aussicht. Die be deutendsten Höhen des Lausitzer- und Jeschkengebirges, des Jfer- und Niesengebirges vermag das Auge bei klarer Sicht zu erspähen. Unsere Wegebezeichnung leitet uns südwärts dem „Großen Nonneuwalüe" zu. Bald stehen wir vor dem klösterlichen Forsthanse und dem eine einfache Gastwirt schaft enthaltenden Forstbedienstetenhause „WaldHans". In östlicher Richtung wandern wir nunmehr an der Hand der gelbrvten Zeichen zunächst durch ein Waldstück und sodann auf freiem Felde dem Orte Friedersdorf zu. Im Angesichte seiner schmucken Kirche verlassen wir hier die Dorfstraße und steigen zu den aussichtsreichen „F e l d h ä u s e r n" mit der Gastwirtschaft „Wilhelmshöhe" empor. Für unsere folgende Wegstrecke ist der Südrand des „Jauern icker Schwarzen Berges" bestim mend. Je höher wir kommen, desto freier wird der sich uns bietende Blick. Vom Riesen- und Jsergebirge hin zu den formenreichen Gipfeln des Lausitzer Gebirges und Berg landes bietet sich uns dann ein entzückendes Bild vom Waldrande des erwähnten Berges. Um die Ostseite des selben führt uns der Weg nach dem am Südhange des Kreuzberges sich lagernden Orte Jauernick. Überraschend ist der Anblick des plötzlich nach einer Wegbie gung sich vor uns aufbauenden Örtchens. An dessen kleinem Kirchlein mit altersgrauer, teilweise noch zinnenbewehrter Kirchhvfsmauer vorüber, steigen wir hinauf zu den Berg- gast Häusern „Wilhelmshöhe" und der „Kreuzberg- ! baude", die uns Gelegenheit zur Ruhe und Stärkung bie- ' ten. Der anstoßende, zu einer Höhe von 347 Metern sich erhebende Kreuzberggipfel trägt ein großes eiser nes Kreuz, die Aussicht ist anziehend und besonders nach Osten zu frei und weit. Der an die Kuppe sich lehnende „Steinwall" verweist an die Bedeutung des Berges in wen discher Vorzeit, der dann in frühgcschichtlicher Zeit zu einem kirchlichen Mittelpunkt der gesamten Ostoberlausitz wurde. Auf der nach Norden in einen flachen Granitrücken verlaufenden Höhe wandern wir abwärts dem Waldrande zu. Hier zeigt sich uns die vor uns liegende Landes krone in ihrer ganzen eindrucksvollen Gestalt. Wir kreuzen später Oberpfaffendorf bei seinem Ritter gute und schlagen bei dem Gasthause „Zum weißen Röss'l" einen nach dem Südostfuße der Landeskrone leitenden Weg ein. In 2Ai bis 3 Stunden haben wir die genußreiche Wanderung Spitzberg—Biesnitz zurückgelegt. O. Sch. Am Strande des „Heiligen Sees" Nach der Legende, möglicherweise ist es geschichtliche Tatsache, sollen die beiden Slavenapostel Cyrill und Metho dius aus Thessalonich (dem heutigen Saloniki), die die Westslaven (Polen und Tschechen) christianisiert haben, auch bis in die Lausitz gekommen sein und zwar in die Gegend von Zittau und Görlitz. Das wäre im 9. Jahrhundert. Der hl. Cyrill soll nun mit seinen Getreuen noch weiter west wärts vorgedrungen sein und zwar bis zum „Heiligen See" bei Schwepnitz. Da in der Nähe dieses Ortes keine Teiche von der Größe sind, die den Beinamen „See" ver dienten — auch früher kaum waren —, so dürfte es sich hierbei wohl nur um den „Großen Teich" bei Deutschbase- litz handeln. Anscheinend bestanden in seiner Nähe damals keine Ortschaften, nach denen die Lage des „Sees" bezeich- - net werden konnte, Daraus kann geschlossen werden, daß