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Aus den tzeimatvereinen ki» Lauritter ktimatlru»rtavena in vrerOe». Die Dresdener Landsmannschaft Oberlausitzer (Slldlausitzer) hatte sitr den 5. März ihre Mitglieder und Gönner nach dem Künstler hause in der Grunaer Straße zu einem Heiniatkunstabend geladen, der neben Genüssen der verschiedensten Art auch eine große Über raschung vermittelte: Die ost beneideten Erzgebirgler mit ihrem Anton Günther haben vor uns Lausitzern künstig nichts mehr voraus! Die ost gehörte irrige Meinung, als ob sich unsere einiger- maßen Harle Mundart zur Festhaltung im Schrifttum höchstens für mehr oder weniger derbe Schnurren in Prosa eignete, kann als end gültig widerlegt gelten. Angesichts der schönen Erfolge, die Männer wie Wilhelm Friedrich, Richard Blasius, der Laubaner Fritz Bertram und andere errungen haben, hatte jene unzutreffende Ansicht ihre Geltung für das Gebiet der Bühnendichtung schon längst eingebüßt. Es war auch bereits der Nachweis erbracht, daß das Gewand unseres heimatlichen Idioms auch die ernste Prosa sehr gut zu kleiden vermag. Seit dem Dresdner Abend wissen wir nunmehr, daß der Lausitzer Mundart auch das Bereich der Licdlyrik durchaus zugänglich ist. Ein bescheidener Anfang hierzu wurde be reits vor geraumer Zeit von dem jungen Zittauer Tondichter Oskar Schneider mit dem wacker empfundenen Liedchen „Dr Guttlteb und de Minne" gemacht. Mit einem Schlage sind wir jetzt um etwa dretotertel Dutzend Oberlausitzer Lieder bereichert worden, die in Bezug aus bodenständige Echtheit nicht das geringste zu wünschen lassen und sich den besten Gaben anderer mundartlicher Zungen als ebenbürtig an die Seite stellen dürfen. Rudolf Gärtner-Hellerau, der erfolgreiche Verfasser der köstlichen Bücher „Abrlausitzer Lost" und „Abrlausitzer Ardretch", der, obwohl er von kleinlichem Neid und lächerlicher Eifersucht mancher Anjeindung ausgesetzt wird, trotz dem der aussichtsreichste Anwärter aus die künftige Führerschaft aus dem Gebiete des mundartlichen Oberlausitzer Humors ist, hat nicht nur den liebenswürdigen Text dieser Lieder geschrieben, sondern dazu auch schlichte, aber ansprechende volkstümliche Weisen gesunden, um die sich der in Kötzschcnbroda lebende Tondichter G. Otto Neubert mit bestem Gelingen weiter bemüht hat, indem er sie als vier stimmige Männerchöre bezw. Eopransolt mit Klavierbegleitung be- arbeltete. Wir werden noch im einzelnen darauf zurückzukommen haben. 2m übrigen bestritt Rudolf Gärtner gemeinsam mit seinem Freund und Bruder in Apoll Oskar Schwär auch als Rezitator die ganze Bortragssolge des überwiegend auf heitere und heiterste Grundsl.mmung abgetönten Abends. Der leise Hauch be sinnlicher Melancholie im Westn unseres Lausitzer Metstererzählers Oskar Schwär brachte es mit sich, daß er in vornehmer Selbst beschränkung sich damit begnügte, die beiden Teile des Abends mit Gaben seiner im allgemeinen recht schwerblütigen und ernst gestimmten Muse einzuleiten. Ümso bemerkenswerter ist es, daß er nicht minder herzlich bewillkommnet und bedankt wurde, als sein sonniger Ge fährte. Die betoen Dichter konnten in ihrem harmonischen Zu sammenwirken in gewissem Sinne an Heraklit und Demokritos er- Innern. Oskar Schwär rezitierte aus seinem eindringlichen Heimat buche „Im Banne der Scholle" die tief ergreifenden Skizzen „Der Auszug" und „Das Lächeln Gottes", denen später ein brillantes Kapitel aus seiner Erzählung „Die Freie" (Umarbeitung des Dramas „Alwine") folgte. Setne Borträge hinterließen eine erfreulich tief gehende Wirkung. Rudolf Gärtner schöpfte vorwiegend aus dem ergiebigen Brun- neu seines golvtgen Humors. Zuerst bot er uns willkommene Gelegen heit, Bruchteile aus seinem neuesten Buche „Bumbhutt, der äbrlausitzer Hexnmeestr und Eulenspiegel", das in allernächster Zett bei dem rührigen Verlag v. Kommerstädt und Schobloch in Dresden-Wach- Witz herauskommen soll, kennen zu lernen. Diese prächtigen Kost proben haben wohl in der ganzen Hörerschaft die allgemeine Span nung, mit der dem Erscheinen des Werkes entgegengcsehen wird, stark erhöht. Bumbhutt ist ein sagenhafter Abenteurer, der in einem Dorfe bet Hoyerswerda geboren, in langwieriger Krtegszeit einen großen Teil von Norddeutschland und namentlich unsere Lausitz mit wunderlichen Streichen hetmgcsucht und schließlich in Paderborn aus rätselhafte Weise spurlos verschwunden sein soll. Der Verfasser las daraus die liebenswürdigen Abschnitte „'s Summcrkalbl", „Wie Bumbhutt de Becknmühle wiedrbesuchchte" und „A dr Hofemühlr". Später folgten die entzückenden Plaudereien „Set System", „Junge odr Madjl?" und „'s Kaulatschl", deren letztere beiden dem famosen Buche „Abrlausitzer Ardreich" ('s zwäte Vörtlhunnert Geschicht'n a äbrlausitzer Mundoart) entnommen sind. Der noch durch eine hoch entwickelte persönliche Bvrtragskunst unterstützte Dichter erzielte mit seinen reizvollen Gaben dröhnenden Beifall. Als ganz ausgezeichneter Vermittler der Gärtnerschen Lieder hatten sich ein bemerken-wert lcistungssähigcs, sehr gut auseinander etngesungenes dreifaches Quartett mit sauber geschliffenen a capalla- Chören, Fräulein Beata Neubert als ganz vortreffliche Scpran- solistin erster Qualität und ihr Vater G. Otto Neubert als pia- nistischer Begleiter der Soli in den Dienst des Abends gestellt. Es ist schwer zu sagen, ob dem stimmungsvollen „Hörtnlied", dem von sprühendem Humor getragenen „Nudellied", dem laut 6a capo ver langten „Drcschlied" mit seinen plastischen Dreischlagrhylhmen der Männerstimmen oder den teils innig-gemütvollen, teils neckischen Sopranliedern die Palme zu reichen fest „Wiegnlied", „Ringlringl- reihn", „'s Myrthenstöckl", „Heedlbärn" und „'s Looch an Strumpr" sind jedenfalls Perlen volkstümlicher mundartlicher Liedlyrik. Die Lieder, insgesamt 10, sind mit Stngweisen als Postkarten im Ver lag der „Oberlausitzer Helmatzeltung" erschienen und für zusammen 1.- Mk. zu beziehen. Allen Teilnehmern wird dec Dresdener Heiniatkunstabend wert vollstes und unveräußerliches Erinnerungsgut bleiben. Wenn man die Gewißheit hätte, von Zeit zu Zeit derartigen lieben Darbietungen im Rundfunk zu begegnen, könnte man sich letzten Endes sogar noch mit dem allgemeinen Radiofimmel befreunden I Bruno Reichard. ?MiMrug>mg aer vervimSer „Hur-tia" Der Verband „Lusatia" slidlausitzer Gebirgs-, Fortbildungs- und Humboldtveretnr, der gegenwärtig 33 zahlende Vereine mit über 5000 Mitgliedern umfaßt, hieit die Frühjahrstagung seiner Vertreter am 6. März in Zittau, Hotel „Reichshof", ab. Die Versammlung war verhältnismäßig gut besucht; stimmberechtigte Herren waren jedoch nur 20 zugegen. Nach herzlicher Begrüßung der Erschienenen durch den Berbandsvorsitzenden, Oberstudienrat Pros. Dr. Weder, Zittau, wurde aus technischen Gründen eine Reihe erbitterter Beschwerden, die sich gegen den Landesverrin sächsischer Heimatschutz richten, an die Spitze der Tagesordnung gesetzt. Bon der Mehrzahl der vertretenen Vereine wurde schärfsten» Klage geführt, daß die letzten Vortragsreihen des Hrimatschutzes ohne jede Fühlungnahme mit den örtlichen Vereinen und überdies in viel zu rascher Aufeinander folge angesctzt worden sind. Es kam zur Sprache, daß namentlich in den Landgemeinden für verschiedene Vereine, die seit länger als einem halben Jahrhundert die heute vom Landesverrin sächsischer Heimatschutz verfolgten Ziele mit allen Mitteln und erfolgreich ge fördert haben, durch dieses Geschäftsgebaren wichtige Lebensfragen ernstlich gefährdet werden. Es kommt hinzu, daß neuerdings, wie auch von der Presse verschiedentlich bemängelt worden ist, die Vor- tragsthcmen in überhaupt keinem oder doch in einem nur künstlich konstruierten Zusammenhang mit den ursprünglichen Leitgedanken des Landesoereins stehen. Besonders Übel wird aber allgemein die Art und Weise vermerkt, in der sich der Landesverrin als höhere Instanz der Lusatiavcretne aufzuspielen beliebt. Der Ton, mit dem begründete Beschwerden hccuntcrgerllffelt werden, erregt allenthalben schärfstes Mißfallen und ist keinesfalls geeignet, die gemeinsame gute Sache zu fördern. Nach eingehender Aussprache, an der sich u. a. die Vertreter von Eibau, Bautzen, Zittau, Neugersdorf, Großschönau und namens der Zittauer Volkshochschule Herr stellvertretender Stadt- verordneienvorsteher Dr. Kretschmar beteiligten, beschloß man einstimmig entsprechende Abwehrmaßregeln. U. a. soll eine Verab redung angestrebt werden, nach der die Heimalschutzredner dem Ver bände Lusatia aus Verlangen zur Verfügung gestellt werden können. Weiterhin erfolgte die Bekanntmachung einer Anzahl von Eingängen. Den Jahresbericht, der wieder eine Menge erspießltcher Arbeit er kennen läßt, erstattete in Kürze Herr Professor Dr. Weder. Auch der Kassenbericht des Herrn Kaufmanns Kittel, Zittau, lieferte ein erfreuliches Ergebnis. Der neue Haushaltplan fand die Billi gung der Versammlung. Die Rechnungsprüfer, Herren Küchler, Ebersbach, und Werner, Großschönau, nahmen die erforderlichen Feststellungen an Ort und Stelle vor und beantragten daraufhin die Entlastung d:s Kaffensührers. Die Versammlung beschloß dement sprechend, und der Vorsitzende sprach dem Schatzmeister den Dank des Verbandes aus. Zwei der Borstandssitze waren durch den Rück tritt der beiden bisherigen Inhaber, Stadlrat Direktor Wilhelm, Zittau, und Privatmann May, Hörnitz, erledigt. Als zweiter Vor sitzender wurden vier Herren vorgeschlagen ; die Wahl fiel aus Herrn Lehrer Ebert, Eibau. Als Schriftführer wurde einstimmig Herr Schriftsteller Reichard, Zittau, gewählt. Don den bevorstehenden Veranstaltungen find zu erwähnen die am 6. Juni in Eibau statt findende Wandrrorrsammlung, ferner Anfang Juli eine größere ge meinsame Tagung mit den sudrtendeutfchen Bruderoerbänden in Oybin, am 25. August dir Bortragsbörse in Eibau und am 6. No vember die Herbstzusammrnkunst der Vertreter in Ebersbach. Al»