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Är.S Gberlausitzer Heimatzeitung rr gewesen sein ; als Kind der Sonne mußte er durch die Häufung der Regentage in seinem Fluge wesentlich behindert werden. Die Ausdehnung seines Gebiets kann also nur in eine Zeit fallen, in der eine Zunahme der sonnenhellen Friihsommertage stattfand: die Zeit, da die eiszeitlichen Gletscher allmählich zum Abschmelzen gebracht wurden. Die Hochmoorpflanzen müssen demnach schon vorher (in der „Höhezeit der Würmvergletsche» rung"> jene Gebiete besiedelt haben. So Kan» dieser reizende Bläuling ein gut Teil Geschichte unserer Heimat und unseres Erdteils erzählen. VKNVKKKKKNRVVNNKVVKV Heil und "Preis dir, Lausitz! Gott grüß dich, liebe Lausitz l Gott grüß dich, Berg und Tal! . Gott grüß dich, Stadt und Weiler, Dich, Durg und Rittersaal! Die Sehnsucht tief im Herzen, Den Stecken in der Hand: Wie winken stolz die Felsen! Heil dir, du Märchenland! Horch nur, wie's Dächlein poltert, Wie's Mühlrad treibt und schwingt! Wie droben in den Lüsten Dec Schwalbenruf erklingt. Dis Tanne rauscht: „Komm wieder, Wo du auch gehst und weilst l" Ls stockt dein Fuß im Wandern, Dis schnell du heimwärts eilst. Gruß dir und Preis vor allen! — Ein Hohelied entsacht . . . Wie ist's so schön und prächtig In stiller Sommernacht! Wie tönt so lieb und freundlich Die Sprache allezeit — Heil dir und Preis, o Lausitz! Ich ruf es weltenweit. Ä. Goldschmidt. Lrste §rüklingsboten Mattkias Claudius sckreibt in seinem „Lied kinter dem Oken zu singen": „Oer Winter ist ein reckter Mann, kernfest und auf die Dauer, sein §leisck küklt sick wie Eisen an und sckmeckt nickt sütz nock sauer." Lines so gesckilderten Winters sind wir in den letzten Jakren völlig entwöknt worden, vor allem scksint aber der diesjäkrige viel von der sonst Liesen Serrsn eigentümlicksn Manneskratt eingebützt zu Koben. Ms ob sie ibn verspotten wollten, wagen sick allentkalben die Kinder des §rüklings ker- vor. Sckon vor Wocken zeigte der Saselnutzstrauck seine nock geflossenen kätzcken, die sick nun unter dem Einklutz der milden läge geökknet Kaden und den bekrucktenden Staub dem leisesten Windkaucke anvertrauen oder ikn bei IZerükrung abgeben. Länger und lockerer sind die kätzcken geworden und neben iknen zeigen sick die im allgemeinen weniger beacktetsn, aber an Sckönkeit kaum nackstekenden weiblicken kätzcken, die am gleicken Stroucke wacksen und somit den Saselnutzstrauck wokl als getrennt-ge- scklecktlick, aber nock einkäusig kennzeicknen. Rus einer knospe ragen die purpurroten kädlicksn Narben, den Slütenstaub er. wartend, pracktvoll siebt am IZusckrande dieser durckscksinende Sckleier aus, den die roten Demanten durckweben. Zagkakter nock sind die Weiden, deren kätzcken jetzt aber auck beginnen, die knospenküllen zu sprengen. Rn Sack und Waldrand blitzen uns die silbernen Edelsteine entgegen, die aber nock nickt die eiaentlicken Slütenorgane tragen. Im Segensatz zur Sasel ist die Weide zweikäusig, d. k. Staub-und Stempel-oder Lri'cktblüten sind auf versckiedenen Sträuckern oder Säumen. Die eine" tragen zur eigenllicken Slütezeit goldgelbe, oder seltener auck purpurne Staubbeutel, die anderen unsckeinbare grünlicke Stempel, Der reicklicke vlütenstaub und süßer Duft locken dis ersten Insekten, vor allem Sienen Kerbei, die kier ikre erste Dakrung finden. Diese volkswirtsckaftlicke Sedeutung veranlaßte ein Polizei- lickes Verbot, Lis Maikätzcken zu pflücken, Rber dieses Verbot sollte sckließlick nickt der Srund sein, diese §rükblüksr zu sckützsn: deren eigene Sckönkeit in freier Natur dürfte wokl sckon Srund genug sein. Sckon kann man kier und La wieder Weidensträucker mit kerabgekstzten Rindenstücksn ssken, dis von gedankenlosen Spaziergängern und Kindern geplündert worden sind. Dis Weide brickt nickt leickt, und ein pflücken von Weidenzwsigsn Kat stets eine Zerstörung der natürlicksn Sckönkeit zur §olge. Ruck ge plünderte Saselsträucker gewäkren keineswegs einen sckönen Rnblick. Man mutz sick eben im Zeitalter der Lecknik, einer nock nie dagewessnsn Zunakme der Ssvölkerung und Verkekr daran gewöknen, Laß wir andere pflickten kaben als unsere Väter und Srotzmütter. Sandlungen dieser gegen die Natur kielen kaum ins Sewickt und waren nickt von den sckädlicken Lolgsn begleitet wie ksutzutage. Sind wir stolz und frok über die uns allen zugute kommenden §ortsckritts der neuen Zeit, so müssen wir eben auck etwas von dem unbekümmerten persönlichen Eigenleben kingeben, dessen man sick vor zvvei, drei Senerationen nock erfreute. Ls ist wokl ganz sicker zu erwarten, Satz die Ent- Wickelung in Lecknik und Ssvölkerung nock weiter aufwärts geben wird, womit aber die Lekakren kür dis kreis Natur und damit kür dis natürlicks Lrsude an gegebener, ursprünglicker Sckönkeit zunekmen werden. Dann aber mutz der Mensck in seinem Drangs nack Sckönkeit und §reude nack Surrogaten greifen. Was aber Lrsatz bedeutet, weiß jeder nock aus der kriegszeil. Um wieviel scklimmsr wird es sein, wenn der mensck- licken Seele Ersatz dargeboten werden mutz. Dock ists nickt so weit, und mancher erkennt das Wertvollste erst, wenn er es ver. loren Kat. Verbüken aber ist besser als keilen; das gilt auck kier. Dock siebt es vielleickt manckem kleiniick aus, wenn er sick jeden Sandgriff auf seins Lolgen bin überlegt, nock wollen mancke nickt von einem gedankenlosen Egoismus lassen; aber das sind zumeist die, deren Waklspruck ist: „Dack uns die Sintflut!" kSimmelsscklüsssl Ick wollte durckaus auck etwas für den Seimatsckutz tun und so besckloh ick, die lieblicke Primel, das zartgelbe, konigdukten- de Simmelsscklüsjslcksn, das im zeitigen §rükling das erste Srün unserer Wiesen und Sänge wie blasses Sold durckwirkt, unter meine besonders Obkut zu nekmen. Rn einem lauen Rpriltage — drei Lage vor Sonntag - Koben die ersten Simmelsscklüssel ikre Kellen köpkcken der Sonne entgegen; meiner IZerscknung nack mutzten sie Sonntag vollzäklig erblickt sein und dann konnte die Sacke losgeken, d. k. der Kampf beginnen. — Der Sonntag kam, Keiler, jubilierend, mit allen Reizen eine» Vorkrüklingstages und die fremden kamen, ebenfalls Kelter und jubilierend und tkiit allen Reizen eines Massenausfluges. Rber davon später. Das erste Opfer meines Seimatsckutz-Lisers war die kalbwücksigs Lackier eines Mitbürgers, der mick übrigens seitdem nickt mekr grützt. Rknungslos scklenderte sie über die Straße, ein Sträutzcksn meiner Sckützlings in der Sand. Ls war ein ganz kleines, besckeidenes Sträutzcksn, aber es war dock ein Sträutzcksn, das genügte. Wie ein Leier sckoh ick dar auf zu: „150.— Mark Strafe mutzt Du zaklen, wenn ick Dick anzeige," fukr ick sie an. „Sat Dir niemand gesagt, Satz man keine Simmelsscklüssel abpflücken soll?" „Warum?" „Weil sissonst aussterben und wenn keute von 500 Menscken nur die Sälkte einen Strauß mitnimmt, dann ist morgen nickt eine Slums mekr zu ssken und dis Wiesen sind außerdem zertrampelt I" Die also Rngesckrieens barg ersckreckt das Sträutzcksn unter ikren Mantel und trollte sick. Ick katte sie gar nickt zu Worte kommen lassen, denn ick katte eine Wut, eine Wut! Und mit dieser Wut steuerte ick auf ein pärcken zu, das eng umscklungen auf einer Sank in den Rnlagen satz, reick garniert mit Simmelsscklüsselcken. S i e kaute zerstreut an einem besonders grotzen Exemplar dieser vlumen, wäkrend e r eindringlick auf sie einklüsterte, wobei er die Stiels seines Sträutzcksns acktlos mit den Fingernägeln abknipste. „Erlauben Sie," begann ick köklick aber bestimmt meine Rede, „diese Simmelsscklüsselcken, die Sie kier gedankenlos zerstören, sieben unter bskördlickem Sckutze und Sie können 150.- Mark Geldstrafe " - Weiler kam ick nickt, denn der gestörte Liebkaber sak mick köknisck von oben bis unten an, wäkrend das Dämcken ikn kastig von der Sank fortzog: „Willv, komm, latz dock das alte Weib da quatscken!" Und sckon waren sie um die näckste Ecke versckwun- den. „Rltes Weid" und „quatscken!" — Das waren die ersten