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Gberlauflher Hetmaizeltun^ Aus Archiv und Sammlung der Gesellschaft für Anthropologie in Bautzen 1. Bautzen-Strehla. Wie erinnerlich, hat ein Sandgruben arbeiter vor dem Bekanntwerden der dortigen Funde zwei Bronzenadeln entdeckt und aus Unkenntnis zerbrochen und weg. geworfen. Durch Aufruf in den Tageszeitungen wurde er ge- beten, eine Beschreibung oder Zeichnung derselben nach dem Gedächtnis zu liefern. Dieser Ausruf hatte den gewünschten Erfolg, der Finder meldete sich bei der Gesellschaft und gab eine entsprechende Zeichnung zu den Akten. Auch hierdurch sei ihm der beste Dank der Wissenschaft ausgesprochen. 2. Brösa bei Guttau. Beim Setzen der Dreschmaschine fand ein hiesiger Wirtschaftsbesitzer ein Rechtecksbeil im Erdreich unter seiner Scheune. Er überbrachte das ausgezeichnet erhaltene Stück der Gesellschaft und schenkte es für deren Sammlung. Nach der mineralogischen Bestimmung in der Geologischen Landesanstalt in Leipzig besteht es aus Quarzit. Derselbe Herr teilte noch zwei weitere urgeschichtlich bedeu- tungsvolle Fundplätze von der Ortsflur Brösa mit, die in diesem Sommer untersucht werden sollen. Ihm gebührt ganz beson- derer Dank, der hierdurch zum Ausdruck gebracht sei. 3. Luppa bei Radibor. Nach einer weiteren Mitteilung ist im Jahre 1912 ein durchbohrtes Steinbeil beim Drainieren gefunden worden. Es konnte in einer Privatsammlung nach gewiesen werden. 4. Zäukendorf bei Niesky. Bei der Durchsicht der Alter tümer aus der Roesgerschen Sammlung konnte ich von hier einen schnurkeramischen Scherben feststellen. Aus dieser Zeit (2500 bis 2000 o. Ehr.) besitzen wir nur wenige Funde aus dem Osten der Oberlausitz, diese Feststellung ist daher umso erfreulicher. 5. Gaußig. Die beiden in den hiesigen Forsten liegenden Hügelgräberselder konnten besichtigt werden. Es handelt sich um zwei verschiedene Arten: Große, hochgewölbte Sandhügel, vermutlich aus der Bronzezeit, und kleine flache Erhebungen, die nach ähnlichen Funden der Dillendorfer Zeit angehören. Raubgräber haben vor längerer Zeit schon diese Hügel ange schnitten und teilweise übel zugerichtet. Etwaige Funde müssen als verschollen gelten. 6. Slraßgräbchen. In überaus dankenswerter Weise hat der Arbeiter Herr Opfer die Beobachtung des hiesigen Gräber feldes und die Sammlung der in Privathaushalten befind lichen Urnen und Altertümer übernommen. Don dem hiesigen Sräberselde stammt ein seltenes Etagen-Gesäß der Billen dörfer Zeit. 7. Löbau. Bei Ausschachtungsarbeiten in der Teichprome- nade fand man Anfang November 1925 in 2,5 Meter Tiefe im sandigen Ton außer Gefäßbruchstücken gut erhaltene kleine Gefäße mit gewölbtem Boden. Man nahm damals allgemein an, daß diese bronzezeitlicher Herkunft seien. Bei einem Be suche des Löbauer Stadtmuseums mußte ich jedoch seststellen, daß es sich lediglich um ganz neuzeitliche Erzeugnisse unbe kannter Derwendungsart handelt. Ein gleiches „Gefäß" steht im Görlitzer Museum unter den frühdeutschen Krügen usw. in der prähistorischen Abteilung. Damit der Irrtum nicht weiter- hin verschleppt wird, sei er hierdurch ausdrücklich richtig gestellt. Dr. Frenzel. Der Moorbläuling (Lesens opiileie Kncii.) ein Glazialreliltt Bon Julius Stephan uf den düsterschönen Mooren der Oberlausitz trifft man neben einigen anderen charakteristischen auch einen Vertreter der artenreichen Sippe der Himmelsfalterchen oder Lycaeniden. Es ist der nur etwa 2>/, cm spannende M o o r b l ä u l i n g (l^csens optilete Xncch), der mit seinem eigentümlich trübvioletten Kleide ganz prächtig in die Landschaft hineinpaßt. Beim Weibchen sind die stark gerundeten Flügel dunkelbraungrau mit blau- glänzend bestäubtem Wurzelfelde. Die Unterseite ist bei beiden Geschlechtern staubgrau, mit vielen kleinen „Augen", einigen Orangefiecken und zwei großen, metallisch zentrierten Punkten geschmückt. Das reizende Tierchen läßt sich gern auf feuchten Boden stellen zum Saugen nieder; es hat einen niedrigen tändelnd- tänzelnden Flug und ruht mit Vorlieb« aus Büschen, von deren Spitze besonders die männlichen Freier kurze Exkursionen machen. Es fliegt von Ende Juni bis in den August hinein und wird hie und da auch (als einzige Lycaenide unserer Breiten) im lichten Walde gefunden. Seine hellgrüne, mit gelbem (schwarz gesäumtem) Seitenstreif gezierte Asselraupe lebt an derSumpshetdelbeere (Vsccinium uligmosum); sie verzehrt sowohl Blätter als Blüten und verwandelt sich im Juni in eine runde, stumpfe, grüne Puppe, die nach 2—3 Wochen das Falterchen ergibt. Die eigenartige Verbreitung des Moorbläuling» fordert zum Nachdenken auf. Außer auf den Mooren Nieder schlesiens (besonders bei Niesky, Kohlfurt) kommt der Schmetter ling an einigen Stellen Oberschlesiens und aus den Torfböden Norddeutschlands und der Ostseeprovinzen vor, ferner im Riesen, und Isergebirge, auf den Seeseldern bei Bad Reinerz, auf nassen Wiesen bet Friedrichsberg und Carlsberg a. d. Heu scheuer, aus den Hochmooren des Erzgebirges und anderer Mittelgebirge, in den Alpen und in ihrem Borland?, sodann in Lappland, Nordfinnland und Sibirien. Er hat also dieselbe charakteristische Verbreitung wie der bekannte Moorgelbling (Loliss paiseno L..), den man ja auch an verschiedenen Punkten der Lausitz antrtfft. Gleich diesem kann der Moorbläuling auf seine Familien chronik stolz sein, ist doch seine Art ein noch lebendig zu uns hereinragender Zeuge jener furchtbaren Eis zeit, die einst in Urlagen über einen großen Teil unseres Vaterlandes hereingebrochen ist. Als eigentliche Heimat dieses und anderer Moortnsekten kann wohl der Norden der Alten Welt gelten; von dort sind die verscheuchten Polarkinder bi» zu uns getrieben worden vom unaufhaltsam vorrückenden Eise. Als die mächtige starre Decke im Laufe der Jahrtausende wieder schwand, zogen sich auch jene Irrgäste mit ihr zurück, ein Teil in die Alpen und die höheren deutschen Mittelgebirge, ein anderer Teil dem weichenden nordischen Inlandeise folgend nach Norden. So kommt es, daß heut die gleichen Arten, durch weite Zwischenräume getrennt, sowohl in der Schweiz, dem deutschen Alpenvorland, dem Schwarzwald, Erzgebirge, den Sudeten usw., als auch in den Polargebieten angetroffen werden. Nur an wenigen Orten im Zwischengelände, eben auf jenen Mooren, wo sich ihnen Lebensbedingungen boten, die den bisherigen ähnlich waren, haben sich manche An- gehörige der Eiszettttere (und -pflanzen) erhalten und anpassen können. Und tatsächlich finden wir unfern Moorbläuling in Schlesien z. B. nicht nur in den Sudeten, sondern auch in den Heidemooren Nieder- und Oberschlesiens. Was K. Bertsch jüngst in den „Entomologischen Mit- teilungen" (Berlin-Dahlem, Band X, Nr. 1) über den Moor gelbling ausführte, gilt auch für den Moorbläuling. Diese Schmetterlinge sind nicht bloß für den Insektenforscher, sondern auch für den Botaniker von hohem Interesse, da sie einen wertvollen Beitrag zur Lösung der Frage liefern können, wann die Hochmoorpflanzen in den nirdtrschltsischen Heidegegenden und im deutschen Alpenvorlande etngewandert sind. Die Pflanzengrographen verlegen diese Einwanderung in eine postglaziale Periode. Die Einwanderung von I^csens optiiete Xnlch. aber setzt das Vorhandensein der Futterpflanze ihrer Raupe, der Sumpfheidel- oder Rauschbeere, voraus. Dem Falter indes dürfte «ine nacheiszeitliche Einwanderung als Folge einer Vermehrung der Niederschläge nicht möglich