Volltext Seite (XML)
dis glatte Scbnsettäcks, auf der sie sich mit deutlichen Linien ab. zeichnen. Vas könnte an äknticksn Lagen auck mitten im Winter so sein. Nein — aus dem Innern mutz vvokl dies vewutztssin kommen: der Wacbstumtrieb ist es, der jeden Sprotz stolzer sicb recken lätzt. — Vuk dem Npkelbaum vor meinem §enster treiben Sie Spatzen ein neckiscbes Spiel. va sitzen sie in der Sonne und plustern sicb auk und macbsn einen Spektakel und Kopsen bin und Ker. Cs sind meistens nur zwei, aber mancbmal kommen andre zu Laste. Dann gibt es ein Mordsgezeter Wenn Lis beiden allein sind, so verschwinden sie abwechselnd in der Starmeste, dis oben im Wipfel bangt, dreken um, äugen aus dem Loch und kommen wieder zum Vorschein, ganz automatisch, als ob irgendwo jemand auf einen gskeimen Knopf drückte. Liber niemals sind beide zu gleicher Zeit drin; immer wartet der eine, bis der andre wieder draußen ist. Was das Spiel eigentlich zu bedeuten Kat, dakinter konnte ich noch nickt kommen Ick glaube, sie tun es lediglich zum Zeitvertreib, oder aus Woklbekagen, oder treiben gar klotz kindlichen Unfug wie kleine Süden. Wie interessant es dock überkaupt ist, Menschen und Hers in ikrem lun und Lreiben zu vergleichen! Nachmittags. Nber Lock, als ick jetzt draußen war, bade ick gespürt, Latz es beute nickt so freundlich ist. Vie Lukt ist räuber nnd ein leichter Wind schon genügt, datz wir ibn als unangenskm empfinden. Cr bebt die wärmende Wirkung der Sonnenstraklen gänzlich auk und greift uns kalt an dis Saut. Und schon in den trüben Nacbmittagsstundsn bemerken wir auch, datz der Simmel nickt mekr blau gefärbt ist, sondern ein mattes VIeigrau zeigt, und datz die Sonne durch einen leichten Dunstschleier dringen muh, eke sie dis wsitzen Scbneekläcben trifft, dis in solcher Litmospkäre unsre Llugen auch bei weitem nickt so blenden wie gestern Schon klingt auch der Wind etwas kokt und webt Kettiger. Vie Wetter- kakne zeigt, datz er sich gsdrekt Kat und aus dem Westwinkel kommt. Vielleicht bringt er bald lauwetter, datz unsere Llugen sich nach langem Winter nun am jungen (Zrün erfreuen können. Oder sollte es noch einmal Neuschnee geben? sslbends. Vls ick vorkin die Fensterläden zuschob, stand ein blauschwarzer vamm im Westen. ver Wind Katts sich wieder gelegt Von Nach bars Sause stieg der Nauck gerade in dis Säke. Vor der Star- mests auf dem Npkelbaum war es ganz still, vis Spatzen waren schon zur Nuke gegangen Wer von uns beiden wird morgen irük wokl zuerst wieder da sein: sie oder ick? Zwischen Kamenz und Bautzen Ein Vorschlag für eine Osterreise Don Walther Saure ir wissen alle, datz Totthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren ist. Es ist bald 200 Jahre her, schon rüstet man zu großer Gedenkfeier. Aber wo Kamenz eigentlich liegt, darüber herrschen recht unklare Vorstellungen. Staatlich liegt es in Sachsen, land schaftlich zwischen Ober- und Niederlausitz, bahnlich ist es End punkt einer Bahn, die von Lübbenau über Hohenbocka führt, welche also auch die Bewohner der Reichshauptstadt heran bringt; Senftenberg ist die letzte märkische Stadt, von dort fährt man noch eine kleine Stunde. Bon der Ebene, dem Spreewald und grüner Heide kommen wir bei Kamenz an die Berge, in das Stromgebiet der Elbe. Die schwarze Elster, die uns an das Elstertor in Wittenberg und die Verbrennung der Bannbulle denken läßt, also Lessing mit Luther verbindet, tritt hiei aus dem Mittellausitzer Bergland, Kamenz im Berges kranz zurücklassend. Sie hat sich gerade noch den Weg zwi schen Eulenberg und Herrentalselsen gebahnt, von dem der gewaltige Bau der Marienkirche mit 60 Meter hohem, be- helmten Turme Stadt und Land beherrscht. Wie von einer mittelalterlichen Burg schaut man von der Brüstung der Kirch- Hofsmauer auf die grüne Aue zur jungen Elster, an deren Quelle der junge Fichte umhergestreist sein mag. Sie ent springt unweit des Lausitzer Höhenweges, der ein gut bezeich neter Kammweg ist und vom Hutberg bei Kamenz (294) über den Walberg (358), Heiligen Berg (354), Hennersdorfer Berg (388), Kälber-Berg (363), Schwarzen Berg (413) zum Butter- berg (385) bei Bischofswerda führt, an der Bahnstrecke Dresden—Bautzen—Görlitz. Das bedeutet zwar einen guten Tagesmarsch, nämlich acht Stunden. Aber man kann vom Schwarzen Berg ja vorerst nach Elstra (1400 Einwohner) ab- biegen, oder der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz an der Pulsnitz (4000 Einwohner) einen Besuch abstatten, um zu übernachten. Zn Pulsnitz wurde Ernst Rietschel geboren, von Elstra aus aber müssen wir nach Kloster Marienstern, das wir schon von der Höhe liegen sahen. Unser Weg führt über die Ostroer Schanze, einen alten Keltenwall, dem ein wendisches, und dann ein germanisches „Stockwerk" aufgesetzt ist. Marienstern ist ein äußerst sehenswertes reiches Zisterzienser-Nonnenkloster. Am Ostersonntag findet hier nach altslawisch - katholischem Brauche das Osterreiten statt. Auf prächtig aufgezäumten Pferden kommen die Retter in Feierkleid mit Fahnen und Kruzifixen von Crostwitz zur Kirche geritten, das ganze Bild wird durch die Trachten der wendischen Kirchgängerinnen be- lebt. Wir begeben uns, wenn wir nicht mit dem Postkrast- wagen, der von Kamenz über Marienstern nach Bautzen fährt, gleich weiter wollen, zu der hochragenden turmreichen Stadt, zur Höhe zurück, um entweder den Ohorner Steinberg nebst Sybillenstein oder Hochstein zu besuchen, oder hinunter auf der andern Seite nach Rammenau zu pilgern. Denn dort ist Fichte geboren. Bon dort läuft man nach Bischofswerda in l'/r Stunden und fährt mit dem Zuge nach Bautzen. Bautzen soll das Ziel und die Krönung unserer Osterreise sein. Bautzen an der Spree! Welch ein Stadtbild, und welch eine Stadt geschichte! Bautzen ist eine von den Städten, in denen man zu Fuß ankommen muß, die man langsam sich vor den Augen muß erstehen lassen, datz sich die hochgebaute Stadt uns einpräge. Sollte aber ja einer auf dem Bahnhöfe an- kommen, dann sehe er ruhig und stillfreudig zuvor die Bilder in der Bahnhofshalle an und studiere den schönen Ubersichts- plan, datz er nicht planlos hineinschleudere und die Linien der früheren Befestigungen erkenne, wie sie uns heute noch in fünf wuchtigen Türmen sich darbieten. Und dann gehe man Klop- senden Herzens durch die Nikolaipforte zu der alten Kirchen ruine mit in die Lust starrenden gotischen Bogen und schaue zur Spree tief, tief hinunter. Und dann hoch den Blick zur Ortenburg, die gleich der Hauptkirche zu St. Petri in ihren Anfängen ins 10. Jahrhundert zurückgeht. Das Auge blickt immer hinauf und hinunter, ebenso wenn man von Dresden her kommt und über die Kronprinzenbrücke in die Stadt ein zieht. Man bleibt mit einem Ausruf der Bewunderung stehen. Man entsinnt sich nicht, solch ein gestaltenreiches, bewegliches Durcheinander von Dächern, Türmen, Kirchen, altem Gemäuer gesehen zu haben in tiefem, hohem, breitem Stadtbild. Und was Bautzen, das ein treffliches Museum hat, sonst noch im Innern bietet, wo solch ein Aushängeschild, davon mag sich der Leser selber überzeugen. Bautzen ist auch als Standort für mehrere Tage zu empfehlen. Man besuche das Schlacht feld von Hochkirch, besteige den Mönchswalder Berg (449), die alten Wendenberge Czorneboh (561) und Bieleboh (499), in deren Mitte sich das Cunewalder Tal hinzieht, die Heimat und Ruhestätte des Dichters Wilhelm v. Polenz. Die Lausitzer Berge, die von Bautzen aus nach Löbau und Zittau zu, oder in Richtung Neukirch, Stolpen, Neustadt ihren Weg nehmen, lauter wunderbare Wanderungen, gehören alle in den Ausflug bereich Bautzens, der also als Stadt und als Mittelpunkt herrlichster Landschaft im weiteren Deutschland endlich be- kannter werden sollte. Mögen diese Zeilen beitragen, die Oberlausitz als Wandergebiet etwas mehr in Aufnahme zu bringen. Eine Osterreise würde sich schon lohnen. Sinnspruch Man muj) in der Fremde gewesen sein, um das Heimweh und in diesem Weh die Heimat zu verstehen. GH, wie liebt man, wie begreift man das Vaterland am fremden Grtsl