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Ein zweiter junger Künstler tritt uns in dem geborenen Dautznec Rudolf Warnecke entgegen, der in diesen Tagen eine Holzschnittmappe herausgab unter dem Titel Alt-Dautzen. In verhältnismäßig kurzer Seit ist diese Mappe zu einem (Umfange von 12 Blättern, einem Titelblatt, einem Kernspruch und einer Schluß vignette angewachsen. Die einzelnen Blätter verraten eine starke persönliche Eigenart und Auffassung, die Entwürfe sind originell, besonders in der Lösung der Sujets von ihrer (Umgebung, wodurch eine höchst gesteigerte Wirkung erzielt wird. Gft sieht die flotte, großzügige Zeichnung mit dem kraftvollen Rhythmus aber noch nach sehr viel Gärung aus und zeigt, daß der Künstler die Führung nicht immer fest in der Hand be halten hat. Besonders auch die Behandlung des Hinter grundes ist zuweilen dem Bilde nicht von Vorteil. Doch muß man etwas die fugend des Künstlers in Rechnung stellen, dagegen aber anerkennen, daß die Blätter trotz gewisser Mängel als ganz respektable Leistungen anzu sprechen sind. Besonders ist der Mut zu einer solchen originalen Auffassung und künstlerischen Verarbeitung zu bewundern. Dec Preis der Mappe stellt sich auf 30 Mark, doch werden auch Einzelblätter für 3,50 Mark abgegeben. Die Buchhandlung von Stark hat einige Blätter in ihren Schaufenstern ausgestellt. Warnecke hat sich schon an einigen Ausstellungen in Bautzen und wohl auch Zittau beteiligt, so daß er nicht mehr ganz unbekannt ist. Trotz seiner fugend hat er leinen Beruf als Zeichner bei einer Bautzner Groß firma aufgegeben und arbeitet als freier Künstler mit einem Freunde zusammen. DudolsKrsnz. Zwischen Weihnachten und Ostern auf der Landeskrone Bon Alfred Hartmann, Görlitz Lieber Tag, hast du dich nicht verirrt aus der Frühlingstage Schar? Höre doch, wie ferne klingt Frost und harter Februar. er von uns Görlitzern hat nicht solch einen „verirrten Tag" von mehreren des Februar in diesem mit großer Sicherheit angekündigten „strengen" Winter benützt, um auf der Landes krone Borsrühltngssreuden zu genießen? Und wenn er ihm auch nicht ein poetisches Denkmal gesetzt hat, wie es so schön der Bautzener Dichter Max Zeibig getan, zu den schönen Tagen der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern wird er ihn sicherlich stellen. Gar zu gerne lassen wir uns durch solch einen sonnigen Tag über die Jahreszeit täuschen; aber noch blühen die Christrosen so prachtvoll in einem Garten an der Straße, die uns an unfern Berg heran führt, und erinnern an die Weihnachtszeit, die noch nicht fern liegt. Noch fehlen auf dem Berge die weißen und gelben Blütensträuße der Anemonen, deren Name Osterblume uns an den Lenz und seinen Einzug denken läßt. Das erwachende Leben in der Natur, das „Auserstanden nach langer Winter nacht" tritt noch nicht für alle Augen sichtbar in die Er scheinung. Für viele ist der Winter auch heute noch ein Feind alles Lebens. Und doch könnten die zunehmenden Scharen der Rodler, Schneeschuhläufer und Winterwanderer sie eines besseren belehren und erkennen lassen, wie der Kulturmensch sich dem winterlichen Wetter angepaßt hat. Auch die Pflanzen- und Tierwelt ist aus unserm Berge voller Leben. „Hochzeiten" werden gehalten unter den Moosen, die in der Zeit, wo ihr Lebenselement (das Wasser) in so verschwenderischer Fülle zur Verfügung steht, ein üppiges Aussehen zeigen. Die silberqrauen Flecke an den Basalt felsen erscheinen den ganzen Sommer über nie so ausfallend wie jetzt. Dieser G. m. b. H. zwischen Alge und Pilze, eine von den vielen Krustenflechten, bietet die Winterszeit auch die besten Etnkommensoerhältnisse. Und aus den Ritzen und Fugen zwischen den Felsen schauen die zierlichen Farne unsers Berges, der braune und der nordische Streifefarn, mit ihren grünen Blättchen heraus. Ihr Aussehen läßt aber ebensowenig auf große Zufriedenheit mit dem Winter schließen wie die Blätter vom Wurmfarn, Farnweibchen und vom schönsten Farnkraut der Landeskrone, dem stache ligen Schildfarn. Der zerbrechliche Blasenfarn aber will nichts mit dem Winter zu tun haben, er hat seine Wedel im Herbste abgeworsen und überdauert die kalte Zeit mit seinem unterirdischen Wurzelstock. Einen durch Häufigkeit und kräftige Färbung ausfallenden Schmuck der aus dem grauen Waldboden herausragenden Felsen bilden die Blätter des Engelsüß oder Tüpfelfarnes. Scheinbar wie verschwunden sind alle die Blütenpflanzen, die in der warmen Jahreszeit den Waldeshoden schmücken und an denen der Lenz auch auf unserm Berge so reich ist. Aber wohl vorbereitet für ihren Auferstehunqstag harren sie im schützenden Erdreich der weckenden Sonnenstrahlen. Hier und da findet der Wanderer am Bergeshange zu den Seiten des Weges kleine Knollen mit beginnender Knospung: es sind die Vorratskammern vom mittleren Lerchensporn, der oberhalb vom Nordwege und zu beiden Seilen des Steilweges große Flächen des Gipfelhanges bedeckt. Auf ähnliche Weise hat auch das Scharbockskraut, das im zeitig sten Frühjahr zu beiden Setten des Lindenweges den Wald boden mit einem dichten Blätterteppiche überzieht, sich für die Zeit, wo der Erdboden noch nichts für die Ernährung hergeben kann, sein erstes Wachstum gesichert. Aber nicht alle Blütenpflanzen haben ihre oberirdischen Ernährungs werkzeuge im Herbste abgeworfen. Wohl kein Bergbesucher kann die dunkelgrünen Blätter mit den silberhellen Flecken auf ihrer Oberseite übersehen, die fast allenthalben den Bergeshang überziehen. Hie und da leuchten die Blätter rot; es ist dann ihre Unterseite, wie eine nähere Betrachtung er- gibt. Im Sommer ragen aus dem Biätterteppiche die Lippen blüten der Goldnessel heraus, aber von den Silberflecken und der Rotsärbung ihrer Blätter ist keine Spur mehr zu sehen. Es muß sich offenbar um eine Anpassung an die Winterkälte handeln; doch sind die Forscher über die physi kalischen und chemischen Vorgänge, die hier und noch bei anderen Pflanzen zu Grunde liegen, noch nicht einig. Als wahrscheinlich nimmt man an, daß auf der roten Unterseite der Blätter auch die grünen Strahlen des Sonnenlichtes, die sonst für die Erwärmung der Blätter bedeutungslos wären, in Wärme umgewandelt werden. Die Silbeiflecken der Oberseite sollen die Wärmeausstrahlung hyrabsetzen, damit dem Blatt die Wärme soviel als möglich erhalten bleibt. Mitunter kann man diese unter den einheimischen Kraulpflanzen nicht häufigen Silverflecke auch auf den großen eisörmig-lanzettlichen Blättern des Lungenkrautes sehen. Sie entstehen bei ihm wie bei der gefleckten Taub- nessel und dem Scharbockskraut auf den ersten Blättern im Frühlinge und wahrscheinlich nur nach kalten Nächten. Andere Blutenpflanzen verzichten auf diesen Winterschutz;