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1924 wurde eine zu gleicher Zeit wie die vorerwähnte beringte Koblenzer Lachmöwe bei Schloß Hauzenstein in der Oberpfalz geschossen und die dritte Anfang September bei Zescha gefangen. Wir sehen also, wie die eine der Möwen in fast westlicher Richtung gewandert ist (wenn sie nicht, zunächst der Elbe fol gend, nordwärts und dann der Nordseeküste entlang gezogen sein sollte), während die zweite einen nach Südwesten gerich- teten Weg eingeschlagen hat. Die dritte dagegen hat sich, als ein Teil der Vögel, und — wie meine persönlichen Beobach tungen im Gebiet bezeugen — der weitaus größte, die Heimat längst verlassen hatte, noch in der Nachbarschaft der Brut kolonie umhergetrieben. Bon den am 29. Juni 1925 in der Klösterlich-Neüdorfer Kolonie beringten Möwen wurde die erste am 20. August bei Aussig an der Elbe geschossen, eine zweite acht Tage später in der Nähe von Potsdam an der Havel gefangen und wieder freigelassen. Auch in diesem Falle sind die Böge! nicht in der gleichen, sondern in fast entgegen gesetzter Richtung abgewandert, der eine Fundort liegt süd- westlich von der Brutkolonie, der andere aber nördlich davon. Noch reichere und besonders interessante Ergebnisse lie ferten diesmal die Vögel der Freitelsdorfer Kolonie, in der die Beringungen am 7. Juli 1925 vorgenommen worden waren. Die erste Rückmeldung brachte der 16. September mit einem tot bei Gatow an der Havel gefundenen Vogel, die zweite lieferte eine am 12. Oktober in Malschwitz bei Guttau fest- gestellte, von einem Raubvogel geschlagene Möwe. Kurz nach dem Fund dieses noch so spät in der Heimat östlich der Brut- Kolonie umherbummelnden Bogels, am 26. Oktober, wurde ein dritter bereits in der sonnigen Riviera bei Nizza, 1000 Kilometer von seinem Brutorte entfernt, tot aufgefunden. Ein vierter wurde mir am 5. Dezember von Aschaffenburg am Main gemeldet und ein fünfter endlich stellt die bisher am entferntesten von der Heimat gefundene sächsische Lachmöwe dar, er wurde Silvester, etwa 1800 km vom Orte seiner Wiege entfernt, in der Hauptstadt Spaniens, in Madrid, geschossen. Auch bei den Vögeln der Freitelsdorfer Kolonie können wir dies zeitlich so verschiedene Verlassen der Brutheimat be- obachten und sehen auch, trotzdem eine nach Südwesten ge richtete Zugstendenz (Aschaffenburg, Nizza, Madrid) vorzu- herrschen scheint, doch immer noch dieses Auseinanderstreben in verschiedenen Richtungen, die erste, von der Havel zurück- gemeldete Möwe wurde nördlich der Kolonie gefunden. Frühere Freitelsdorfer Funde wurden auf der Unterelbe bei Blankenese (bei Hamburg), bei Wasewitz an der Mulde in der Nähe von Wurzen und in Südostfrankreich unweit des Genfer Sees gemacht. Um aus den Funden unserer ostelbischen Lachmöwen heute schon vollwertige Schlüsse ziehen zu können, sind es noch zu wenige. Ein doppeltes aber dürfte aus ihnen bereits mit Sicher- heit hervorgehen, nämlich, daß einmal unsere Vögel nicht gleich, zeitig die Heimat verlassen, daß vielmehr ein Teil von ihnen schon in den Winterquartieren angelangt ist, während andere sich noch in der Nähe der Brutkolonie umhertreiben, und daß sie zum anderen in verschiedenen Richtungen nach verschiedenen Winterquatieren auseinanderstreben. Ausgeprägte Zugstraßen, wie man sie für die Lachmöwe bisher annahm und die be- sonders den größeren Strömen und den Meeresküsten folgen sollten, dürften kaum bestehen und wir werden daher wohl auch den Glauben an sie aufgeben müssen. Den Lesern der OHZ. sei bei dieser Gelegenheit die Bitte ausgesprochen, uns bei den Beringungen zu unterstützen und das Auffinden beringter Vögel unter Beifügung des Ringes entweder der auf diesem angegebenen Vogelwarte oder auch dem Schreiber dieses (Anschrift: Dresden-A., Marienstr. 32) mitzuteilen. Wird ein beringter Bogel lebend gefangen, so töte man ihn nicht etwa oder nehme ihm den Ring ab, sondern übergebe ihn, nachdem man die Aufschrift und Nummer des Ringes genau festgestellt und sofort auch notiert hat, so daß Irrtümer nicht mehr möglich sind, wieder der Freiheit; es liegt dann die Möglichkeit vor, daß der Vogel noch einmal erbeutet und uns dann doppelt viel erzählen kann. Aus alle Fälle aber sei man genau in den Angaben, besonders bezüglich der Nummer und des Tages des Fundes; ungenau gemeldete Funde machen diese entweder völlig wertlos oder gestatten nur unsichere Schlüsse. So hörte ich im oerfloffenen Herbst zufällig von dem Fund eines Ringvogels (wahrscheinlich einer Lachmöwe) in Truppen bei Königswartha; die einem Beauftragten von mir angegebene Ringnummer stimmt jedoch nicht, es scheint eine Verwechselung zwischen einer 2 und einer 3 vorzuliegen und es würde sich dann, wenn diese Vermutung zuträfe, um eine Möwe handeln, die 1924 auf dem Freitelsdorfer Bier- teich beringt worden ist. 's Hierruhr De Mine loag uffm Kranknloagr; se Hütte suh woas wie a dies' Bee». Abr 's Hütte sich eeqntlich schunn wiedr a brinkl gebessrt. Suh schlimm oas vur acht Tagn woarsch lange nemieh. Ock ees woar abr oh ne a brinkl annersch gewuhrn, und doas woar ihr Gehlere. De Mine hurrte nämlch sichre fchlajcht. Glei wuh dr Duktr 's irschte Moh dogewahst woar, do Hütte a dr Mine a Hierruhr verschriebm. Denne suh kunnt 's do wull bahle ne furtaiehn: Doas Geblöke ann Hause, wenn 'ch abm ees mit r Mine undcrhaaln wullte, doas woar joa bis ba Schuster'sch Loob's ze hiern. Und Schuster'sch Loob, dar wohnte schunn a schie Schtickl weit dervohnt. Mennr Oastcht anoch kunntn 's bahle a Hardl Hundert Metr scnn. Nuhjoa, oas abm nuh dr Duktr 's irschte Moh dogewast woar, do Hütte a glei zer Min' gemeent: „Nein, nein, meine liebe Frau, so kann das auf keinen Fall weitergehen. Hier muß unbedingt sofort ein Hörrohr angeschafft werden!" — Lechte woarsch dr Min' zwoar ne gesoalln, denn suh a Ding kust'sch an ganz schinn Pfenk Geld. Abr weil 's dr Duktr verschriebm Hütte, do ging 's wull bahle ne annersch. Denn a Duktr, dar muß do wiffn, woas de gut is! Und do Hutt se glei an andern Tage a oaller Fliehe de Hoanne, doas woar dr Min' ihre jüngste Tuchtr, a de Stoadt neigeschickt, dermitte se abm suh a Hierruhr azubrengn sellte. De Gustl, woas de abm nuh de grüße Tuchtr woar, die füllte amoh ne a de Foabrike giehn und derfier de Uffwoartche iebrnahm. Und uff die Oart Hütte de Mine abm oh bahle ihr Hierruhr heemgekrigt. Oas nuh de Hoanne aus dr Stoadt heemkoam, do hoatch de Mine doas Ding weisn lussn, se toat's o glei amo probiern, und weeßderhuhle, die Sache woar goarne su iebl! Mit dann Dinge kunnt se glei a grüß brinkl urndlchr hiern. Wie se 's abr genung beguggt und probiert Hütte, do soit se derno zer Hoanne: „Hoanne," sott se, „do schoaff mer ock doas Ding nuh ruff a de Kommode. Und duh 's ock a brinkl geschoiturndlich uff- roim; dermitt 's ne erne goar azwä gitt!" Do loag doas neue Hierruhr nuh ar Kommode, und doas Gebläke kunnt mer abm immr no bis ba Schuster'sch Loob's hiern. Enn schinn Tags koam oh dr Duktr wiedr amo zer Min' sahn. A woar no ne richtsch zer Haustiere nei getratn, do hirrte a schunn wiedr a Geschreie, oas wenn ne ock eene, sundrn amende suh a Hardl fuftsch Schwerhierche an Hause wär»! A ging nei a de Stube und do woar, doas ward'r'ch alleene denkn Kinn, seine irschte Froage, wuh denne nu eegnlch doas neue Hierruhr htegekumm is, doas a do vur a poar Tagn verschriebm Hütte. „Nujoa, Harr Duktr," meente do de Mine, „suh a Ding, doas kust'sch an ganz schinn Hausm Geld. Und mir labm abm oh ne groade o sickn Verhältnissn, doaß mer'ch mir nischt dir nischt suh a Ding keefm Kinn. Abr weil se 's nuh eemo ver- schrieb!» huttn, do hoach mer'sch oh glei oageschoafft. Lalle Tage koannch abr doas Hierruhr ne nahm, do is es ze teuer. Und do duh'ch's abm ock Sunntschs nahm!"