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Oderlaußtzsr HeimatzeltuilZ Är.S die norddeutsche Tiefebene, die damals Meeresboden war, verstreut haben. Diese Treibeis- oder Driftlheorie des eng lischen Geologen Lyell wurde sogar von Scheffel in dem hübschen Liede „Der erratische Block" besungen, das 1867 in seinem „Gaudeamus" erschien. Als dann 1875 der Schwede O. Torelldie Entstehung des nordischen Diluviums durch seine noch heute allgemein anerkannte Inlandeis- oder Glaziallheorte einwand frei erklärte, wissen wir, daß die erratischen Blöcke auf dem Rücken und in der Grundmoräne der Riesengletscher der quartären Eiszeit zu uns gekommen sind. Die geologische Forschung wird sich künftig kaum noch mit ihnen beschäftigen. Wir schätzen die Findlinge nurmehr noch als ehrwürdige Denkmäler jener Eiszeit und wollen die noch vorhandenen wo nur irgend möglich geschützt und dauernd erhalten wissen. Ein solcher in der Oberlausitz bereits geschützter Block ist u. a. der in Bautzen am äußeren Reichentore. Die davor aufgestellte, nach dem Kriege wieder erneuerte Tafel trägt folgende Inschrift: Nordischer Findling (Gneißgranit) gefunden auf der Grenze der Flurstücke 109 und 110 der Flur Strehla, an diesen Ort befördert am 3. Januar 1907. Ungefähres Gewicht: 280 Zentner. Er besteht aus schwedischem Granitgneis und wurde auf einem Felde in der Nähe des ehemaligen Gasthauses „Zum Bergschlößchen" (Strehla) im Geschiebelehm gesunden. Dieser bestehl hier aus einem ungeschichteten, nur teilweise durch die Wirkung der Schmelzwässeretwasstreifigenzähen Grus, der zahlreiche Geschiebe nordischer und nördlicher (einhei mischer) Herkunft enthält. Die heimischen Geschiebe setzen sich meist aus Lausitzgranit und Diabasen zusammen. Bon welch ansehnlicher Größe die einzelnen Geschiebe mitunter sind, zeigt uns das hier aufgestellte. Ein in einer alten Grube dicht östlich des ehemaligen Gasthauses „Zum heiteren Blick", südlich vom Bahnhofe Bautzen, im Geschiebelehm einge schlossen gewesener Block eines rötlichen schwedischen Gra nites zeigte sogar eine mehrere Dezimeter lange und breite von parallelen Schrammen durchzogene Schlisfläche. Hoffentlich werden in unserer Oberlausitz bald noch mehr der altehrwürdigen Findlinge geschützt, wie dies außer in Bautzen auch schon mehrfach geschehen ist, so in Bern stadt, Reichenbach O./L. und Zittau. Ost läßt sich solch ein Block in sinniger Weise unter gleichzeitiger Verwendung als Kriegergedächtnisstätte schützen, wie dies Reichenbach O./L. erst im Jahre 1923 getan hat. Literatur: 1. Sekt. Bautzen - Wilthen der Geoi. Spez -Karte von Sachsen. lBl. 54), Leipzig 1907, (o. O. Herrmann, 2. Aufl. v. E. Danzig). Erläut. S. 24. 2. „Bautzener Tageblatt" Nr. 3 vom 5.1. 1957. Die Hennigsäule im Jonsdorfer Mühlsteinbruche Ein Beitrag zur Entstehung volkstümlicher Ortsbezeichnungen von I. Sack, Großschönau Gebiet der Jonsdorfer Miihlsteinbrüche mit ihren ZWD wunderlichen Felsgebilden befindet sich in einem Bruche eine Säule, die bei den Sprengarbeiten stehen geblieben ist. Sie ist übermannshoch und soll nicht mehr ganz fest stehen, sondern wie der Wackelstein auf dem Töpfer sich bewegen. Kletterlustige haben sie oft bestiegen, sie führt den Namen „Hennigsäule. Dieser soll von folgendem Ereignis herrühren. Die Jonsdorfer Steinbrucharbeiter hatten, wie so viele ihrer Kollegen, das Standesvorurteil, daß ein richtiger Stein brecher öfter einmal tüchtig trinken müsse, um den schädlichen Steinstaub hinunter zu schwemmen. Als bestes Mittel hierfür schätzte man einen guten Korn. Als die Arbeiter in einer Pause wieder einmal eine solche „Session" abhielten und eine stattliche Flasche die Runde machte, weckte der Schnaps in einem der Arbeiter mit Namen Hennig den Unternehmungs- geist und er vermaß sich, auf die Säule zu klettern. Man feuerte ihn an, neckte und reizte ihn, denn ein Jux war in der mühseligen Arbeit eine willkommene Abwechselung, bis er sein Vorhaben ausführte. Mit seinen „Brettlatschen" ging die Kraxelei los und es gelang ihm nach einiger Mühe auf den Felsen zu kommen. Oben freilich war es ihm wohl nicht ganz geheuer. Der Felsen schwankte nach seiner Meinung gar schreck lich und als er wieder herunterwollte, verließ ihn der Mut. Es fehlte nicht an aufmunternden Zureden, Spott und Ge lächter. Es war ein Hauptspaß, den nicht mehr ganz Nüch ternen ängstlich auf der Säule zu sehen. Man ließ ihn lange „zappeln". Erst als die Frühstückspause zu Ende ging und der hilflose Kletterer gar flehentlich um eine Leiter bat, holte man diese herbei und befreite ihn aus seiner Lage. Noch lange aber erzählte man sich von diesem Hauptspaß und die Säule hieß von da ab „die Hennigsäule" und war unter den Arbeitern noch jahrelang bekannt. Lausitzer Lachmöwen Bon Rud. Zimmermann, Dresden. Im verflossenen Jahre berichtete ich an dieser Stelle (OHZ. 1925, Nr. 4) in einem kleinen Beitrag „Lausitzer Lachmöwen" über vorgenommene Beringungen solcher und die bis dahin erfolgten Rückmeldungen beringter Vögel. Für diejenigen Leser der OHZ., die meinen damaligen Beitrag nicht kennen oder sich seiner nicht mehr entsinnen sollten, wiederhole ich hier, daß wir dem zu beringenden Bogel (meistens dem noch flugun fähigen jungen) einen leichten, das Tier aber sonst in keiner Weise behindernden Aluminiumring, der den Namen einer unserer Vogelwarten (Helgoland oder Rossitten) und eine fort- laufende Nummer trägt, lose um den Fuß legen. Wir tun dies, um zunächst den Verlaus des Zuges und die Winter aufenthaltsorte unserer Vögel kennen zu lernen, erhoffen da- neben aber auch noch Antwort auf so manche andere, sonst schwer oder kaum zu beantwortende Fragen des Bogeliebens. Wir kennen ja durch den Ring die Herkunft eines Bogels und sind, wenn er wieder einmal aufgefunden wird, durch irgendwelche Umstände in die Hand eines Menschen gerät, in der Lage, nicht nur unsere Schlüffe über den Verlauf seiner Wanderungen zu ziehen, sondern können in günstigen Fällen auch Untersuchungen über seine Flugleistungen anstellen, er- fahren genaueres über seine Rückkehr in die Heimat und vieles andere mehr. Die von uns in den Vorjahren begonnenen Lachmöwen- beringungen sind auch im Jahre 1925 weiter erfolgt: in der Kolonie auf dem Freitelsdorfer Vierteich nördlich Radeburg wurden sie von Dr. Bäßler-Dresden vorgenommen, während ich selbst vor allem den in der Kolonie auf den Klösterlich- Neudorfer Teichen erbrüteten Jungen die Ringe anlegte. Auch diesmal wieder waren die erzielten Erfolge recht erfreuliche und interessante, und wir dürfen daher hoffen, bei weiterer Fortsetzung unserer Beringungen überaus wertvolle Aufschlüsse über die Lachmöwen Ostsachsens und der angrenzenden preußi- schen Oberlausitz zu erhalten. Zu dem bereits im Vorjahre gemeldeten Funde einer am 10. Juni 1924 in der Koblenzer Kolonie beringten Lachmöwe am 18. August 1924 im Hafen von Amsterdam sind noch zwei weitere gekommen: am 25. Juli