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die Bewohner Sachsens nicht sehr erfreulich. — Manches fest geschlossene Band wurde hierdurch zerrüttet, und viel Kummer und Sorge fand sich zwischen Vater und Sohn, Mutier und Tochter. Auch in Reichenau war vom I5ten Dezember 1813 eine liebliche Wirtschaft. 425 Mann mutzten sich nach Seiden berg vor die Kommission gestellen, wovon leider mehr denn 200 Rekruten wurden und die andern mitunter einen sehr reich lichen Beitrag (freiwillig hieß es) geben mutzten. Darunter waren sehr viele Männer mit zwei, viele mit einem Kinde und alle ansehnlichen Wirte ohne Kinder. Kein Mensch hatte so etwas vermutet, denn es ging zu weit. Es entstand daher viel Unruhe in der Gemeinde und der Tränen wurden viel vergossen. Alle bemühten sich zwar sehr, um sich wieder los zu machen, allein, nur nach und nach gelang es einigen durch reichlichen Beitrag. Bon dieser Zeit an wurde nun fast alle Tage Veränderung, bald kamen welche los, bald muhten sich wieder weiche gestellen, da ging es nach Marienthal, bald nach Görlitz. Am tüten Januar I8l4 wurde die Landwehr ein berufen, mutzten in Görlitz schwören. Reichenau stellte hierzu 26 Mann, wovon 21 nach Zittau und 5 nach Bernstadt und Htrschfelde zum Exerzieren verlegt wurden. Die von Zittau kamen im Februar nach Bautzen, wo sie armiert und montiert wurden und hatten dann einige Zeit Standquartier in Kamenz. Es war dies das 2te Bataillon unter Kapitän Umwerth. Am 4ten März wurden die Landwehrreserven, und diejenigen, so sich nicht in Seidenberg gestellt halten, nach Görlitz einberufen, da gingen wieder 80 Mann ab. Von diesen wurden 13 Mann ausgehoben und die andern einstweilen entlassen. Hiervon kamen nach Zittau zum 3ten Bataillon nur 2 Mann. Zum freiwilligen Beitrag und wegen Losmachung von der Landwehr hat Reichenau über 1500 Rthlr. zahlen müssen, wo- runter einige mit 100 Rthlr. und noch drüber waren (das hieß freiwillig). Vom 29ten Oktober bis l ten November er folgte die blutige Schlacht bei Hanau zum Vorteil der Alliierten, worauf Napoleon über den Rhein retirierte. Auf seiner Flucht von Leipzig bis Mainz war die Straße, welche er zog, mit toten Pferden und Menschen, mit Verwundeten und Bagage wagen bedeckt und die Verwüstungen in den an der Straße gelegenen Dörfern waren nicht zu beschreiben. Am Ilten No vember kapitulierte der Marschall St. Cyr in Dresden und zog am (6. November aus der Stadt. Die Besatzung bestand aus 1 Marschall, 13 Dioistons-und 20Brtgadegeneralen, 1759 Offizieren und 27 714 Gemeinen, außer b051 in den Spitälern befindlichen, zusammen 35 558 mit 245 Stück Geschützen. Zu- folge der Kapitulation sollte die Besatzung ohne Gewehr nach Frankreich gehen, welches aber nicht genehmigt wurde, sondern sie mutzten als Gefangene nach Ungarn spazieren. — Was Dresden und nachfolgende Festungen durch Zerstörung, Brand, Pest, Hunger, Teuerung usw. gelitten haben, läßt sich kaum beschreiben.— Am 22ten November wurde Stettin übergeben, die Garnison wurde kriegsgefangen nach Polen geführt, hier fand man 350 Kanonen. — Die Festung Danzig wurde am 24 ten Dezember an die Russen und Preußen übergeben. Die Garnison erhielt erst freien Abzug, aber dies wurde nicht ge- hallen, sie wurde ebenfalls kriegsgefangen noch Polen trans- portiert. — Die Festung Torgau fiel am 26 len Dezember 1813 und wurde am 13 ten Januar an die Preußen übergeben. — Wittenberg wurde am 13 ten Januar mit Sturm genommen und die Besatzung kriegsgefangen gemacht. Wegen der Ein nahme Wittenbergs und der gänzlichen Vertreibung der Fran zosen aus Sachsen wurde im ganzen Lande ein Danksest ge- feiert. Dies geschah auch bei uns am Sonntag Sexagestmä 1814 mit einer Bormittags-Predtgt, und zugleich wurde eine Kollekte an den Ktrchtüren für die verunglückten Bewohner Torgaus und Wittenbergs gesammelt, wo über 40 Rthlr. ein kamen. Schluß folgt. o Du auch hinkommen magst, vergiß die Heimat nicht! Sie üann sich mit vielem meßen, was mehr gerühmt wird als diese schlechte Gegend. Nimm sie hin, ganz hin in dein Herz l Timm Kröger Geologische Naturdenkmäler in der Oberlausitz Hans Naumann, Teichnitz b. Bautzen VM. Ein nordischer Findling in den Bautzener Anlagen n den Bautzener städtischen Anlagen auf der Wall straße, nicht weit vom äußeren Reichentore, liegt ein gewaltiger Steinblock, anscheinend ein Fremd ling in seiner wohlgepflegten Umgebung. In der Tat sagt uns eine davor ausgestellte Tafel, daß wir einen nordischenFindling, einen erratischen Block vor uns haben, wie wir sie namentlich in der norddeutschen Tief- ebene oft von noch größerem Umfange und auch anderwärts bei uns im Flachlande antreffen. Einsam liegen sie meist da, moos- und flechtenüberzogen, inmitten goldglühender Gin- ster-Büsche oder im Rotschimmer der Heide. Sie gehören zum Flachlande wie die Teiche und die düsteren Föhren. Der Bolksmund nannte sie von jeher in instinktmäßiger Erkenntnis ihrer Herkunft aus der Fremde: Findlinge, Irrblöcke,Wanderblöcke, auch Teufels- oder Riesen ft ei ne. Die Geologie, die uns heute über das Wesen dieser Steine belehrt, gab es in früheren Jahrhunderten noch nicht, und so brachte man ihr Herkommen ins gesteinsarme Flach land fast immer mit übernatürlichen Kräften in Zusammen hang. Und in der Tat erzählen zahllose Sagen und Legenden des Flachlandes, daß einst der Teufel oder auch Riesen die Findlinge an ihren heutigen Platz gebracht haben. Meist sind sie vom Teufel gelegentlich des Baues einer Kirche von weit her geschleudert worden, um diese zu zerstören. So soll einst der Teufel den größten Findling tn Norddeutschland, den Stein an der Kirche in Groß-Tychow in Pommern, aus Schweden herübergeschleudert haben, um den Bau kurz vor seiner Vollendung zu zerstören. Der Stein flog aber zu kurz und blieb auf dem Kirchhofe liegen. Häufig wurden die FindlingeauchalsWursgeschosse von Riesen gedeutet, die sie im Kampfe gegeneinander verwandten. Auch sollen viele in vorchristlicher Zeit als Opferaltäre gedient haben. Die Berwitterungsmale, die Furchen, Schrammen und Ber- tiefungen an den Stücken deutet die Sage hier als Blut- rinnen oder auch als Krallenspuren des Teufels und Ein drücke von Ketten. Bei anderen Blöcken wieder knüpfte man wichtige historische Ereignisse an ihre Entstehung, so u.a. bei den „Markgrafensteinen" aus den Rauenschen Bergen bet Fürstenwalde (Mark). Später, als der Glaube an Teufel und Riesen allmäh lich schwand, tauchten andere mehr wissenschaftliche Erklä rungsversuche auf, die uns heute seltsam anmuten. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Sande und Lehme des Flachlandes und auch die Findlinge allgemein für Ab sätze einer großen Wasserflut,der biblischen Sintflut, gehalten. Dann sollten sie Auswürflinge von Vulkanen sein, oder man schrieb ihnen südliche Herkunft von den deutschen Mittel gebirgen zu. Andere wieder, so vor allem Goethe, sahen tn ihnen Reste vermuteten anstehenden Gesteins. Als man dann die nordische Herkunft der Findlinge in Norddeutschland allgemein erkannt hatte, sollten sie durch gewaltige Wasserfluten (L. o. Buch) oder Rollsteinfluten (Sesström) zu uns gelangt sein. Dann wieder sollen schwim- mende Eisberge von den kalbenden Gletschern Skandina viens und Grönlands bei ihrem Abschmelzen die Blöcke über