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seinem Dlumenfelde unter weißlich dunstigem Himmel als ein würdiger Mitstreiter des großen Nhde. Schramms meisterhaftes Bild „Hühner in sonnen fleckigem Gebüsch" steht auf dem Boden Aügelscher Tier-Auffassung. Dis ausgedehnte Schule Gotthard Kuehls ist durch Wilhelm Merseburg-Küpper, Gberlausitz, Rolf Friedmann - Bautzen, Hans Lindner - Löbau, Georg Neugebauer- Dresden (geb. in Bautzen 1889), Karl Sinkwitz-Dresden und Bautzen und Reinhold Vetter (geb. 1877 in Sohland a. d. Spree) wirkungs voll vertreten. Karl Dantzers Einfluß dagegen macht sich bei Berthold Hunger (geb. 1879 in Bautzen) und besonders bei Max Poldrack (geb. 1884 in Seidau bei Bautzen) geltend, dessen stimmungsvolle „Lausitzer Stube" mit zu den besten Stücken der Sammlung ge hört. Die expressionistische Richtung der jüngsten Ver gangenheit kommt durch einige Schüler Gtto Gußmanns und Paul Rößlers zu Worte, vor allem durch Fritz Kurth- Bautzen und durch Georg-Karl Heinicke (geb. 1888 in Bautzen). Aum Schluß ist noch ein vielversprechender junger Bautzener Bildhauer zu erwähnen, aus dessen Nachlaß die Bautzener Galerie eins größere Anzahl von tief beseelten Skulpturen besitzt, die in freiem Anschluß an Lehmbruck und an gotische Vorbilder entstanden. Der Name Alfred Glatter s. der 1923 als Vierunddreißig jähriger viel zu früh im Elternhauss starb, verdient es, nicht vergessen zu werden. Dem bannenden Sauber seiner „Ällmutter", eines Monumentalkopses von ur weltlich-großer Auffassung, der dem Eingangssaal der Galerie sine besondere Note verleiht, wird sich der empfängliche Beschauer nur schwer entreißen können. Die Schaffung einer spezifisch lausitzischen Gemälde galerie durch Direktor Dr. Bishl ist jedenfalls eine große Kunsttat, die nicht zuletzt auch heimatgeschichtlich von Bedeutung ist. ß Winternaltzt Z Wintsrnacht und tiefes Schweigen, H A In Schnee gehüllt der Tannenwald. 2 B Weihs Lasten aus den Awsigsn Z F Formen sich zur Spußgsstalt. U A Bleicher Himmel, matte Sterne 2 H Schauen in die Märchenwelt, D Wctsc. Komm, und last uns würdig schreiten Durch dis Wunder dieser Nacht. Nm uns schwinden alle Leiten, Nur ein Helles Auge wacht Sehnsuchtstrunksn und erquickend, Mild vereinend Freud und Leid, Hegen spendend und beglückend Nnsers Lebens Dürftigkeit. Schwingen lautlos in die Ferne Brüderlich ihr zugsssllt. 8 V 8 '^7 V ß Komm, und last uns würdig schreiten, König ich, du Königin. Am uns schwinden alle Leiten, Alles Sein verliert den Sinn. Ein seltenes Jubiläum Bon Ludwig Engelmann-Reichenau estliche Veranstaltungen zur Erinnerung an Personen und Begebenheiten, deren Vergangenheit um 50, 100 oder 150 Jahre zurückliegt, sind in unserer Zeit keine auffälligen Erscheinungen. Einem ganzseltenen Jubiläum sollen nachfolgende Zeilen gewidmet sein, deren Inhalt zugleich ein außergewöhnliches Beispiel von Heimattreue und Bodenständigkeit darstellen will. Es dürfte nicht viele Fälle geben, daß ein Besitz einige Jahr hunderte nachweislich ununterbrochen im Besitz derselben Familie gewesen und bis jetzt geblieben ist. Ein solcher Fall liegt bei dem Gute Nr. 1 in Reichenau vor, welches Gut im Jahre 1626, also vor drei Jahrhunderten, erstmalig von einem Burg hart erworben wurde und seitdem ohne jede Unterbrechung bis heute im Besitze von Nachkommen dieses Mannes geblieben, stets von Baler auf Sohn übergegangen ist. Der erste Besitzer des genannten Gutes, der der Stammvater eines großen und zahlreichen Geschlechtes, dessen Mitglieder hauptsächlich in Reichenau verblieben, während andere Nach kommen in der Folgezeit zum Teil ihre Heimat verlassen und sich in Lichtenberg, Hirschfelde, Burkersdorf. Schlegel, Zittel, Oberherwigsdorf, Olbersdorf, Oybin, Greiffenberg, Türchau, Gießmannsdorf, Wald, Bertsdorf bei Zittau, Leisnig, Chemnitz, Zwickau, Elster bei Wittenberg, Ebersbach und Afrika vorüber gehend oder dauernd niedergelassen haben, wurde I. HansBurckard (Schreibweise im Kirchenbuch), der im Jahre 1626 das erste Mal als in Reichenau ansässig genannt wird. Wann er sich hier angesiedelt, woher er gekommen, wann er das Gut Nr. 1 im Niederdorfe erkaufte und wer sein Bor besitzer gewesen ist, läßt sich nicht nachweisen. Er ist von 1631 bis 1635 Besitzer des hiesigen Kretschams und damit der Richter von Reichenau gewesen. Wann, zu welchem Preise und unter welchen Verhältnissen er von dem Borbesitzer Elias Koch (gewesener Wundarzt zu Bernstadt) den Kretscham er- worben hat, ist unbekannt, da die Aufzeichnungen in der Zeit des 30 jährigen Krieges in den Kirchen- und Schöppenbüchern sehr lückenhaft sind. Hans B. muß um 1635 gestorben sein, da sich seine Frau Anna (?), die als Richterin sehr oft bei verschiedenen Familien in Reichenau Pate gestanden hat, i. I. 1635 sogar 7 mal, mit Peter Härtel, der nun Kretschambesitzer und Richter in Reichenau von 1635—1641 war, und der gleich zeitig im Niederdorfe ein Gut, und zwar den unteren Teil der heutigen Güter Nr. 610/612 (Seifert) besaß, das er 1635 seinem Stiefsohne Martin überließ, verheiratete. Er ist dann nach Eckartsberg verzogen. Hans B. hinterließ außer einigen Töchtern 3 Söhne: Hans, Christoph und Martin, und so verzweigte sich seine Familie in 3 Stämme oder Linien. Die der Hanslinie zugehörigen Familien haben sich außer halb von Reichenau, in Schlegel, Herwigsdorf, Hirschfelde und Olbersdorf niedergelassen. Die meisten in Reichenau vorkom menden Familien Burghart oder Burkhardt gehören der zweiten, der Christoph linie, an. Doch haben sich einige Zweige auch hier losgelöst und sind in früherer Zeit in Türchau und Olbersdorf b. Zittau, in neuerer Zeit in Gießmannsdorf, in Wald, in Bertsdorf, in Zwickau (Sa.) und in Chemnitz zu finden. Der schwächste und am wenigsten ausgebildete Stamm ist die Martinlinie. Bon den hier und in Lichtenberg an sässig gewesenen Familien sind nicht weniger als 4 erloschen, während von 3 Lichtenberger Familien die Nachrichten mit dem Jahre 1794 aufhören. So spiegelt sich auch in diesem Geschlechte im Kleinen das große Naturgeschehen vom Blühen und Vergehen ab. Im Jahre 1648 erwarb 2. Hans B. das väterliche Haus und verkaufte 1656 seinem Bruder Christoph die eine Hälfte des Gutes. Mit dem Ankäufe des Kretschams i. I. 1661 wurde Hans Erb- und Lehnrichter von Reichenau. Ber-