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daß sie alle bei uns Quartier nehmen wollten. Sehr bald aber klärte es sich auf: Sie lenkten nämlich bei unserm herrschaft lichen Vorwerk links in den Tschau und brachen in Böhmen ein. Nach wenigem Widerstand, der ihnen von etlichen 20 Jägern und Husaren, die auf Piketts standen und sich endlich versammelt hatten, rückten sie noch diesen Abend über Kunners- dorf und Dittersbach nach Friedland ab, wo sie nahe bei Ringenhain ein Lager bezogen. Daß diese sauberen Gäste, die den Böhmen ganz unverhofft kamen, sich nicht zum Besten aufführten, sondern überall, wo man ihnen nicht sogleich Tür und Angel aufmachte, garstig wirtschafteten, läßt sich denken. Sie plünderten zwar nicht, sondern sie forderten nur, und zwar soviel, daß es die Leute nicht leisten konnten, daher schlugen sie dann zu und ruinierten hin und wieder alles, was ihnen im Wege stand. Bei denen, die sich aus ihren Wohnungen entfernt hatten, war es am schlimmsten. (Fortsetzung folgt.) Grünen ßnied das veaune Feld von Etz« MSrSel-Schmidt, Herrmannvdort im Erzgebirge Grünen wird das braune Feld, Singen wieder Nägel! Kommt der Len; in diese Welt, Spannt das Herz die Segel. Segelt durch der Lüste Äeich Sehnsuchtsvoll zur Ferne! Ach mir ist so wundsrgleich. Töt es heut jo gerne. Wenn der Kuckuck wieder ruft And die Wiesen jmckeln And der Gärten Fliedsrdust Liegt im Dämmerdunkeln, Wollen wir zujammengehn Fröhlich wie vor fahren. Bis die Nbendwinds Wehn Dir in blonden Haaren. . . Grünen wird das braune Feld, Singen wieder Vögel l Kommt der Len; in diese Welt, Spannt das Herz dis Segel. Weißenberg Bon Fr. Beruh. Störzner nordöstlichen Winkel der sächsischen Lausitz, hart an äl? der Landesgrenze, liegt fernab von den großen Ver- kehrswegen der Weli das freundliche Landstädtchen VWeißenberg, wendisch Woßpork genannt. Den Namen dürfte der Ort seiner Lage verdanken. Auf einem mäßigen Hügel breitet er sich behaglich aus, weithin sichtbar und von fern bedeutender scheinend, als er in Wirk- lichkeit ist. Wer an sonnigen, klaren Sommertagen etwa von Pommritz, der früher nächsten Bahnstation, gen Weißenberg pilgert, oder auch von dem eine halbe Stunde entfernten Strom- berge aus hinab auf die Helle Stadt schaut, dem wird es sofort klar werden, wie sie zu ihrem Namen gekommen sein mag, der übrigens in wendischer Form in dem nahegelegenen Bel- gern (bjela Korn, weißer Berg) wiederkehrt. Weißenberg scheint demnach eine deutsche Gründung, Ansiedelung, mitten im Wendenlande gewesen zu sein, oder vielmehr der äußerste westliche Punkt jener deutschen Landzunge, die sich zwischen die Gebiete des Wendentums und Polentums hineinschob. Westlich von Weißenberg begegnen wir fast lauter wendischen Ortsnamen, während östlich davon die deutschen weit über- wiegen. Die Bevölkerung des Städtchens selbst ist mehr deutsch als wendisch*). Noch vor ungefähr 30 Jahren waren Weißenbergs nächste Bahnstationen das obengenannte Pommritz und Löbau und von hier aus in zwei guten Wegstunden zu Fuß zu erreichen. Daher kam es auch, daß damals das Städtchen nur ganz selten von Touristen aufgesucht wurde. Lebhaften Verkehr brachten dem Orte aber immerhin die vier Jahrmärkte. Heute ist Weißenberg dem Eisenbahnnetz Sachsens mit angeschloffen, und der Tag, an welchem die Bahn Löbau—Weißenberg er- öffnet wurde, war sür Weißenberg ein Freudenlag. Seitdem ist nun mancher nach Weißenberg gekommen und hat gar bald die besonderen Vorzüge und Schönheiten dieses trauten Städt- chens erkannt. In früheren Fahren halten die treubiederen Bewohner manchen Bolkswitz zu ertragen: denn man schrieb den Weißenbergern kleine Schildbürgerstreiche zu, natürlich mit großem Unrechte. Dr. G. Oertel schreibt hierzu: „Biele dieser Sagen sind willkürlich aus der Lust gegriffen: manche scheinen irgend einen besonderen Grund zu haben. So mag dir über dachte Treppe, die außen zum ersten Stockwerke des Rathauses führt, der Anlaß zu der Sage geworden sein, daß man auch in Weißenberg, wie in Schilda, die Rachaustreppe vergessen habe." — Tann fährt derselbe fort: „Vom Stadtbilde selbst ist wenig zu sagen. Der Markt, in dessen Mitte das Rathaus steht, die schlichte Kirche, die wenigen Gassen, die in den Rich- tungen der Landstraßen nach außen führen, die Nebenqäßchen weisen nichts Eigenartiges auf, das eine eingehende Schilde rung verlangte. Die Häuser sind meist niedrig und schlicht, aber sauber gehalten und einladend, die nur z. T. gepflasterten Straßen sind zumeist still. Es liegt über der ganzen Stadt ein Hauch jener traulichen Stimmung, die Kleinstädte, je weiter sie von den eigentlichen Verkehrsadern entfernt liegen, desto mehr in uns erzeugen. Es ist, als müßten hier die großen Kämpfe des Tages nur in ihren letzten, allmählich sich beruhi genden Wellen sich bemerkbar machen. Wir sehnen uns un- willkürlich nach diesem vermeintlichen Frieden, ohne zu über- lege», daß auch in einem Glase Wasser Wellenberge entstehen können, die uns zwar klein erscheinen, aber das Wasser umso tiefer aufwühlen, je kleiner die Oberfläche ist. Nun, solche Stürme mögen auch dort nicht fehlen. Ich habe, so oft ich in der kleinen Stadt weilte, den Eindruck gewonnen, daß die feierliche, heimliche Traulichkeit nicht nur in meiner Stimmung, sondern auch in der Wirklichkeit vorhanden war. Es sind fast 2 Jahrzehnte vergangen, seit ich hier in der kleinen Stube des einen Gasthofes saß unter den Bürgern von Weißenberg und mich an ihrer biederen Fröhlichkeit, an ihrer ausgeprägten Eigenart erfreute. Der Weißenberger muß sich manches ge fallen lassen von den Bewohnern der größeren Nachbarstädte, aber er ist trotzdem harmlos und freundlich. Die alles gleich, machende großstädtische Tünche hat die Besonderheiten der Einzelnen noch nicht ausgetilgt oder überkleidet. Ich habe noch tüchtige, prächtige Originale hier gefunden. Das gesellige Leben war -frisch und heiler, bewegte sich freilich manchmal noch in Formen, die das schneller lebende Geschlecht für ver altet halten würde." Seit einer Reihe von Jahren bemüht sich der rührige und weitblickende Stadtrat zu Weißenberg, den Fremdenverkehr zu heben, und empfiehlt das Städtchen zum Aufenthalte den Sommerfrischlern und Touristen, und das auch mit Erfolg. Wer die Vorzüge Weißenbergs erkennt, und das geschieht gär bald, der kommt gern wieder zu einem kürzeren oder längeren Aufenthalt hierher. Die so wohltuende Ruhe in dem trauten Städtchen, die herzliche Freundlichkeit und Offenheit der Be wohner, die verhältnismäßig noch billige, dabet recht gute Ver- pflegung sind solche Vorzüge Weißenbergs, die heute nicht ge- nug geschätzt werden können.