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U Oberlaufltzer Helmatzeitung Nr. 4 „Zo su woasn sedd Jähr alleen dr rajchte Moan; Euch össe miher oas Harz gwachsn oas'n Bauer." Doch Eduard, dessen Alter seine Gedanken bereits etwas angegriffen hatte, konnte sich nicht so schnell aus seinem vorigen Gedankengange reißen und war noch ganz in ihn verwickelt, als er antwortete: „Doas will'ch meen. 's ös aber oh kee Wunner. Jähr hoat ju goar keen Oahnung, woas ser a Stoatswasn doas Ls." „Oju, iech hoa schonn ömmer vill of se ghaln," er- widerte Lenore, besann sich ober schnell, daß man eine Ware, die man kaufen will, nicht loben darf, weswegen sie hinzusetzte: „Freich, a bößl mucksch össe oh." ^Eduard schüttelte den Kopf in verstärktem Maße. „Miech Hot se no nö gbössn." Lenore lachte über diese» vermeintlichen Witz des Alten. „Nu, nammt mersch ock nö ibl. Su woarsch ne gmeent. Men Toni tät se schonn passn." Da fiel Eduard in das Lachen ein: „Doas wörd sei», 'n Krautbauer amend oh." Lenore aber meinte, daß dies zu weit gehe, und Eduard doch auf seine alten Tage nicht solche Witze reißen solle. Das Gespräch entwickelte sich immer drastischer, denn der Alte sagte jetzt verwundert: „Nu ja, nu nee, woas össn do derbei? Die stiehl doach an jedn oa Freich giehn de Leut ock ömmer no 'n Gwicht." Lenore hielt es nicht mehr aus. Sie sprang erregt auf und schrie empört: „Doas wörd ju ömmer schinner." „Nu woas denn, se flieht doch gutt en Futter off'n Riegergutt," stotterte Eduard verblüfft hervor. Der Krautbauer saß grinsend dabei, ohne ein Wort zu sagen, aber die Pfeife war ihm ausgegangen, und er verdeckte sich das lachende Gesicht mit den Händen. Lenore japste nach Lust wie ein gejagter Hund und schrie: „Dos nammt mer nu aber nö ibl! Hot mer schonn a Christnmensch su rädn ghorrt? Aber nu ja, Jähr sedd emo a bössl komsch. Also wie wärsch 'n mit 'n Tonl?" Eduard starrte sie verständnislos an. „Woas soll 'n dar dermit?" Lenore trat von einem Fuße auf den andern. Ihr kribbelte es in allen Fingerspitzen. „Mit Euch ös bahl goar nömie zo rädn," brüllte sie den Alten an, „mer sitt, daß der ahlt ward. Könnt'r'ch denn nö denkn, woaröm mersche zo ons hoan wolln?" Der Krautbauer biß sich die Lippen blutig, um nicht mit schallendem Gelächter herauszuplatzen. Das Miß verständnis war doch zu drollig. Er freute sich schon über das verdutzte Gesicht seiner Alten, wenn die Auf klärung folgen würde. Eduard wiegte den Kopf nach rechts und links und sagte bedächtig: „Denkn koan'ch mersch schonn. Aber die gibt dr Bauer nö har." „Doas wörd die'ch wuh nö gfoalln loassn," fiel die Bäuerin schnell ein. Da war auch der Alte mit seinem Latein zu Ende. „Nu mecht 'ch ock wössn, woas doas heeßn soll, „nö gfoalln lossn!" Lenore stand in Kampfstellung, die Arme in die Seite gestemmt und schrie erregt: „Wolltersche denn ebch el- sperrn?" „Eisperrn?" sagte Eduard verblüfft, „nu se koann'ch doach nö jedn Tag en Möst römsieln." Da wurde die Bäuerin vor Zorn kupferrot im Gesicht, tanzte wütend um ihre eigene Achse und blieb sogar eine Weile sprachlos. Und das wollte bei ihr etwas heißen. Der Bauer aber krümmte sich auf seiner Bank, als habe er Bauchgrimmen. Die Tabakspfeife lag längst unter dem Tische, und er mußte alle erdenklichen Mittel anwenden, um das Lachen zu verbeißen. Beide Hände preßte er jetzt fest auf den Mund. Das Mundwerk der Lenore kam wieder in Gang. „Oach su, be ons muß sech ön Möst römsieln? Su an Onoerschamtheet hoa 'ch oh no ne zo hiern kriggt. Komm, Moan, heem giehn mer!" Die Beleidigte suchte, den Bauer von der Bank hoch zu ziehen, was aber nicht so ohne weiteres gelang. Eduard wußte überhaupt nicht, wie ihm geschah. Was hatte denn die Frau bloß. Da schrie sie schon wieder weiter: „Fer onsn Tonl ne gutt gnung! Hot de Walt schonn su woas ghorrt!" Und an ihren Gatten wandte sie sich abermals: „Komm, du ahler Traumsaak? Hörrscht ne, wie dar iber ons harzoigt?" Eduard wollte die Erregte beschwichtigen, wenn er auch nicht wußte, warum es da etwas zu beschwichtigen gab. „Bo ne gut gnung koan ja goar keen Rtäd sein. Aber mer gähn se ne har, wu se doch orscht zweemol Ionge ghoat Hot." Nun aber war es mit der Fassung der Bäuerin end gültig vorbei. Statt eines Entrüstungsschreies entrang sich ihrer Kehle nur ein erschrockenes Quieken. Und von Entsetzen geschüttelt stöhnte sie: „A ös verrockt, a ös verrückt." Da wurde auch der alte Eduard lauter. Er schrie die Jammernde an: „Nu, wenn'ch's soi! Jen Obd Hot se an Worf vo zwelfn ghoat." Da endlich kam von Lenorens bebenden Lippen das erlösende Wort: „War denn?" Und gleich folgte die alles erklärende Antwort: „Nu, onse Sau." Jetzt war es um den Krautbauer geschehen. Er lugte seiner Frau in das Gesicht und brach in schallendes Ge- I lächter aus. Er wollte gar nicht mehr aufhören mit Lachen, trommelte mit den Fäusten auf den Tisch und wurde kirschrot im Gesichte. Lenore zog ein Gesicht, als wäre ihr die ganze Mittagsmilch sauer geworden und brachte nichts weiter heraus als: „Nee su a Karl, su a Karl!" Der Krautbauer aber bekam sich endlich soweit in Gewalt, daß er rufen konnte: „Sist, su gutt Hot dar gwoßt, wu du naus wöllst." Dabei rannen ihm dicke Tränen über die Wangen. Die Bäuerin sagte noch immer fassungslos zu dem Alten: „Iech meen doach de Ruth." Eduard sah ihr verblüfft in die entsetzten Augen und meinte trocken, dann sei es kein Wunder, daß sie nicht hätten zusammenkommen können. Jetzt war die Bäuerin aber gleich soweit gefaßt, daß sie beginnen konnte, das Eisen zu schmieden. „Önd Jähr mißt sahn, doß a Gschick draus wörd," sprach sie eindringlich, „war poaßt'n fer doas Majdl besser oas onser Tonl! Su a Poar Hot de Walt no goar ne gsahn." Dem Eduard ging dieser Antrag sehr gegen den Strich. Er dachte an das Versprechen, das er Ruth gegeben hatte. Während er sich nachdenklich das Kinn hobelte, erwiderte er zögernd: „Iech, iech soll — hm hm?" (Fortsetzung folgt.)