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Gberlavfltzer Helmatzettang 7?r. Ss Wort gibt bas andere. Zusätze werden in die Lkronik kineingescbrieben. — Wer nun aber keine Vorgeschichte seiner. §amilie besitzt? Nun, der fange frisch von vorn an. Über Vater und Mutter läßt sick so mancherlei schreiben. 5iuck über den löeimatsort,über die fugend, die Lekrzeit, dih Wander- und kriegsjakre. Linst wird alles vergessen sein. Denken wir nickt deute an die Zeit der Nakrungsmittelknappkeit schon als einer Zeit der Wunderlichkeiten und Sonderbarkeiten zu rück? ^edes Jakr zeitigt sein §amiliengescbeken. Da werden Kinder geboren, getauft und grotzgezogen. Mancher stirbt. Der Lokn verläßt das Vaterhaus, um etwas zu lernen. Er wandert kinaus, kommt nimmer keim, läßt sich am fremden Ort nieder, keiratet und gründet selbst eine §amilie, die die alte §amilien- ckronik, in der des Vaters liebe Schriftzüge sieden, nach dessen Lode als ein Heiligtum übernimmt. Die Müde ist klein, die §reude am Geschaffenen groß. Pkotograpkien, Zeitungsausschnitte und IZilder, sorg sam eingeklebt, illustrieren das kineingescbriebene. Sie geben in einem Ducke nickt verloren, tstls flie gende Glätter zerreißt sie ein Kind oder sie geraten in den kekrickt und mit ikm in den Oken, fllte IZauern- und IZürgerchroniken findet man nock kin und wieder. Der Sammler ist arg auf sie versessen. Sie gekoren auf den Lkrenplatz neben die löausbibel und das alte von den Eltern geerbte Gesangbuch. Die Dackwelt wird sich an iknen erbauen, predigt dock ein solches §amilienbuch Kulturgeschichte der löeimat. Vielleicht kann sie ein Geschichtsschreiber der Zukunft brauchen, um warm und wakr, klar und deutlich die gegen wärtigen Verkältnisse zu schildern. 5lus kleinen Mo saiksteinen schlichter §amiliengesckickte setzt sick die Geschickte der löeimat, aus dieser die Gesckichte des großen deutschen Vaterlandes zusammen. Vergeßt deskalb die Gkrenpsticbt des letzten ^akrestages nickt. Schreibt in die §amiliencbronik! l^. p. Buchbesprechungen Der Gsiratsteufel Lin lustiger Boman aus der Obsrlausitz von Nickard Blasius. Verlag der Oberlausitzer Heimatzeitung in Beicbenau (Sa.), durck den Buckkandel sowie den Verlag zu bszieken Mk. 3.50. Ls gibt geschäftstüchtige Literaten, die nickt nur als Heraus geber von Llntkologien und dergleicken von der geistigen Arbeit anderer ein bequemes Dasein tristen, sondern beute eckt sckle- siscbe, morgen ecbt erzgebirgiscks, übermorgen dito niederöstsr» reickiscke und schließlich auch nickt minder eckt oberiausitzsr Dort geschickten als eigene Lrzeugnisse kerausgeben, obwokl sie das bodenständige Volkstum der betreibenden Saue nur gelegentlich eines kurzen kerienbesucks flüchtig kennen gelernt baden, im übrigen aber von irgendwo in der „Streusandbüchse" aus dis Welt mit ikren Lrzeugnisssn beglücken. Wir baden aber auch kockbekäbigte und fruchtbare wirkliche Schriftsteller, denen ikre Kunst Herzenssache ist und von unausrottbarer Liebs zur Ober lausitzer Heimat beflügelt wird, auch wenn sie das Schicksal seit )akrzeknten anderswokin verschlagen Kat. Liber denen wird es oft nickt leickt gemacht, sich Leitung zu verschaffen, weil es den vielfach gaufremden Kritikern nickt gegeben ist, sich liebevoll in Lis Ligenart des Lausitzers und seiner so vielfältig differenzierten Mundart zu vertiefen. Unsere Bedeutendsten, Oskar Sckwär, Wilkelm Lriedrick, Budolk Särtner und Bicbard Blasius können davon ein Lied singen. Liber sie werden trotzdem das §eld bebaupten als Mundartdichter, auch wenn sie zeitweise im kocköeutscken Spracbgewande viel leicht noch größere allgemeine Lrfolge erzielen. „Der Heiratsteuksl" von Bickard Blasius ist ein Buck voll köstlichen, urwüchsigen Humors, allerdings auch mit dem kerben Lrdgeruck der Lausitzer Scholle, der nickt für jede kyperästke- tiscks Nase bekömmlich ist, und wir stoßen gelegentlich auf Bede- Wendungen, dis Knigge sicher nickt kür unbedingt salonkäkig er- achten würde. Liber sie atmen Wakrkaktigkeit und zeigen, daß unser Idiom der „bilderreichen Sprache des Orientalen" kaum nacbstekt. Vor allem aber: die Sestalten des Buckes sind wur- zeleckts L^psn, die ksst auf dem Sranitboden der Heimat sieben, aber trotzdem kein individualisiert sind, kerngesund und nickt „von des Bedankens Blässe angekränkelt". Derartige grad linige Menschen tun uns bitter not in einer Zeit allgemeiner Verwässerung, Lis von pkrasentum, kinoseucke, ^azzkultur und anderen Dskadenzersckeinungen bekerrsckt wird. Der Verfasser batte den Stokk auch kür die vükns bearbeitet; dock würde er kier der Mundart wegen nur auf Lisbkaberaukkükrungen be schränkt bleiben. Wir begrüßen ibn deskalb in der Boman- form, kür die er sich übrigens auch in mekrkacker Hinsicht noch besser eignet, und freuen uns, daß das bereits in der „Ober- lausitzsr Hsimatzeitung" veröffentlichte Werk nunmekr auch einem größeren Leserkreise zugänglich gemacht wird. Der Leser wird nickt nur an den prächtigen, kandkesten Sestalten und ikren Lebensäußerungen seine §reude baden, sondern der Suchende wird auch manches keine Soldkorn ersprießlicher Lebensweiskeil finden. Lrotz der vorgeschrittenen Zeit läßt sich kokkentlick auk reckt vielen Wsiknacktstischen noch ein Plätzchen ermitteln, auk dem das empkeblenswerte Bück untergebracht werden kann. Bruno Beicbardt. Scknakn ausn Mütznzippl. Ssreimtes und ungereimtes aus der Oberlausitz von H. Schürf. Preis 90 pfg. Iserverlag Dresler L Lo., Sriedeberg a. Qu. Lin neues Scknaakenbuck. Der originelle litel (der Mützsnzipkel ist dis Südlausitz, wenn man Sackssn als Zipfelmütze sick vorsteM) verrät den Inkalt. Ls ist eine Sammlung mundartlicher launiger Bsimersien und Prosastücke, die stark auf dis Lacbmusksln zu wirken geeignet sind. Derartiger volkstümlicher, bisweilen etwas derber Humor findet immer wieder Sreunds und dankbare Leser, so viel äknlicbe Bucker auch schon erschienen sind. Manch keiterss Lrlebnis Kat dem Verfasser Stoff geboten; alte komische Sesckeknisse („^jung und aalt", „kriegck en Moan", „Sutt Deutsch", „Di Volks- zäklung", „Dis wunderboare kroakt"), veraltete Volksgebräuche (Di Lipplkuckst) sowie längst verstorbene originelle Persönlich keiten („D'r Hantsck", „Die Vursckutzprügel") werden wieder in Lrinnsrung gebracht Hocbkomisck sind u. a. die Beschickten „Sekeimes Web", „s Slascbl", „Wie snner zu en Spitznoam koam", „Sie wsstz Bescbeed" u. a. Die einzelnen Schnurren sind gut als Vortragsstücke zu benutzen. Wir empkeklen das Büchlein mit den Worten des Verfassers: „Do nakmt und last oder loßtcb virlasen und lacktcb di Hocks vul, denn Lacken is gesund." Der Verzauberte von Wilkelm Sckmidtbonn. Seltsame Beschickten eines pelzkändlers. Vorwort von I. Droop. Mit Hilke eines Zauberringes siebt ein Mensch den Umkreis alles Seienden, kerne Länder, Meere, unentdeckte Welten, Vergangen kelt und Zukunft der Menscbkeit, das Leben auk Mond und Sternen, er genießt alle Scbönkeiten und Reichtümer des Da seins, um endlich zu sich selbst zurvckzukekren. Lin Buck der pkantasie, vielleicht dis küknste aller Utopien, ein Buck atem loser Spannung. — Dieses prächtige Werk wird nur an dis Mit glieder der Deutschen Buck Ssmeinscbakt (Berlin S. W. 61, Lel- towerstratze 29) geliefert. Die Mitgliedschaft kann jedoch jeder, zeit erworben werden. Der vierteljäkrlicke Mitgliedsbeitrag be- trägt 3,90 Mark und erkält das Mitglied kierkür einen präch tigen Halblederband nach kreier Wakl und zweimal im Monat eine illustrierte Zeitschrift. Llusfükrlicke Werbeschriften „Nos" werden durch dis Lemeinscbaft gern kostenlos versandt. nsern Lesern können wir die erfreuliche Mitteilung machen, dass im ersten Vierteljahr des neuen Jahrganges di« in Heft 7 und 9 begonnene Abhandlung von Wolfgang Mitter: ,/Sie JayrvuNjer des Johannes von Guven fortgesetzt werden wird. Gewisjermapsn als Einleitung hierzu wird „Eine ges«HiMiii«He Wanderung in ÄiitnuS «ingevnng von demselben Verfasser erscheinen. / Geschichtsfrsunden dürste dieser Aufsatz sehr willkommen sein.