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-Nr. 25 Gberlauflher Helmatzeitung 1350 erwirbt auch die Stadt Zittau den Phonolithbruch am jetzigen Schülerbusche, um ihre durch eine Feuersbrunst zerstörten Holz häuser aus Stein wieder ausbauen zu können. Doch ist das sicher nicht der einzige Steinbruch gewesen. 1235 wurde das Kloster St. Marienthal angelegt, und im 14. Jahrhundert kamen die Cölestiner auf den Oybin. Kurz darauf erhielt dann dieser Berg seine schöne, grotze Kirche. Die Burg Rohnau war indessen 1399 niedergerissen und nicht wieder aus gebaut worden. Die Nonnen und Mönche haben nicht nur wegen der Bau werke, die sie errichten lieben, das Landschastsbild verändert, son dern auch dadurch, daß sie oeranlabten, überall Fischteiche zu bauen und auch für sich selbst welche bauen ließen. Da in der Fastenzeit und jeden Freitag nur Fisch gegessen werden durfte, so war hiermit die Notwendigkeit der Anlage von Fischteichen ge geben. Ursprünglich sind sicher die schon vorhandenen Mühl- und Dorsteiche mit zur Fischzucht benutzt worden. Das scheint aber nicht ausreichend genug gewesen zu sein, und so hören wir vom Bau »euer Teiche: z. B. von den Coelestinern, daß sie um den Oybin einige Teiche anlegten, indem sie die beiden Gebirgsbächlein, die den Oybiner Bach bilden, aushietten. 1458 kausien sie einen Teil des sog. „kalien Vorwerkes" zu Hirschfelde, um einige Fischteiche anlegen zu können. 1472 legten sie am Overolbersdorser Bache drei Weiher an. Der Komtur des Zohannilerordens zu Zittau kaufte im gleichen Jahre einen Acker und eine Wiese für einen Teich. Auch Mühlteiche wurden gebaut, so z. B. 1506 an der Scheidebach zwischen Drausendorf und Radgendorf. Das Kloster Sr. Marienthal kaufte 160l Acker und Wiele zur Anlage eines Teiches. Auch die Stadt Zittau Hal Teiche bauen taffen. So wird 1480 der Teich zwischen dem Galgen- und PapstteM) (?) angelegt. Im Jahre 1484 r,rub man die Pontzscher Teiche. Um 1560 kauste Zittau drU etngegangene Teiche bei Hartau für 80 Mark und stellte sie wieder her. Die Anlage dieser künstlichen Gewässer ver- änderte das Landschastsbild stark, denn nun wurden die weilen Wiesen und Fetdfluren dann und wann von dem glatten Spiegel eines Teiches mit seinen bewachsenen Dämmen unlervrochen. Eine weitere große Veränderung vollzog sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Einzug der Leineweberei in der Oberlausitz. Bor allem unsere Dörser erhielten jetzt ein anderes Aussehen. Die Talyänge waren im Besitz der Bauern, und so blieb den Leinewebern nichts weiter übrig, ais die Talaue zu besiedeln. Links und rechts der inzwischen angelegten Dorf straße, die sich am Bach entlang zog, legten sie ihre Häuschen an. Der Übergang eines Teiles der Bevölkerung zur Letneweverei machte die Anlage von Teichen notwendig, die zur Bewässerung der Bleichplätze dienten. So haben wir früher auf den Bleich- Plätzen bei Beltsdorf und Jonsdorf allein 440 sog. „Tümpfe", 4—8 Ellen lange, 2 Ellen breite und 2 Ellen tiefe Wusserlöcher, gehabt. Auch anoeren Gewerben dienende Teiche wurden angelegt, so z. B. Brauerei, und Ztegelei-Tetche. Die immer mehr auskommende Eteinbauweise verlangte nach neuen Stetnbrüchen. Wir erfahren, daß die Jonsdorfer Mühlstein brüche (Bärloch) schon 1578 im Gange waren. Zur Schotterung und vielleicht auch Pflasterung von Wegen, z. B. Frauenwr— Cckarlsberg und 1615 Kleinschönauer Vteindamm, nahm man mit Vorliebe Basalt, vielleicht auch Phonoltlh. Im 16. Jahrhundert legte man um dte Stadl Zittau noch eine zweite Mauer. Im 17. Jahrhundert kommen böhmische Exulanten auch in die südliche Oberlausitz. Daß sie selbständig neue Ortschaften begründet haben, ist mir nicht bekannt. In Zittau bewohnten sie die böhmische Vorstadt, und in Frtedersdorf bauten sie dte sog. „Viebtghäuser", die einen besonderen Qrtsteil bildeten. Größere Veränderungen des Landfchaftsbildes hat es im 17. und 18. Jahrhundert kaum gegeben. Am wichtigsten ist noch das schnelle Wachsen der Bevolkerungszahl, das dte Vergrößerung der Orischaften nölig machte. Zwar hat man im 17. und 18. Jahr- hundert neue Wege angelegt, Brücken gebaut und Dämme gegen die Hochwassergefahr ausgeworsen, manche Kirche, die erst nur einen Holzturm hatte, erhielt nun einen schönen Steiitturm. Aber alle diese Veränderungen aufzusühren, würde zu sehr ins einzelne gehen, und sie müssen auch zurücktrelen vor den großen Um wandlungen, die das 19. und 20. Jahrhundert mit sich brachten. Jetzt verschwinden die Teiche mehr und mehr, die Straßen werden chaussiert und durch Baumreihen eingesäumt, jetzt erst be ginnt ein planmäßiger Bergbau, Eisenbahnlinien, dte Brücken und Dämme nötig machen, werden angelegt, hier und da entstehen Fabriken mit hohen Schornsteinen, Fluß- und Bachläufe werden reguliert und anderes mehr. Daß man kein Interesse mehr an der Teichwirtschaft hatte, liegt daran, daß die Fischzucht sich nicht mehr lohnte, daß man also mehr Gewinn hatte, wenn man auf dem Stück Land, das der Teich bedeckte, Getreide anbaute oder eine Wiese anlegte, denn je stärker die Besiedlung geworden war, desto teurer wurden auch Grund und Boden. So ließ man dte Teiche zuwachsen, aus trocknen oder ablaufen, und nur die Dämme blieben dann und wann noch erhalten. Wir haben jetzt in der Umgebung Zittaus nur noch sehr wenig Teiche. Früher hingegen war es ganz anders. So sagt z. B. Damm in seinem Buche über die Veränderung der Oberflächengestaltung Sachsens (!. Teil: Gewässer): „Alle sächsischen Städte mußten aber einst in Bezug auf ihren Teich- besitz hinter Zittau Zurückbleiben. Im Jahre 1804 gehörten zu seinem Stadtgebiete nicht weniger als l23 Teiche. Noch 1834 teilte man sie iu neun Reviere, in das Burg-, Eichgraben-, Hartauer-, Porttzscher-, Komthur-, Hirschfelder-, Drausendorfer-, Türchauer- und Großschönauer Revier, deren jedes aus einer größeren Anzahl von Teichen sich zusammensetzte. Sonst gab es auch noch ein Ebersbacher-, Altgersdorfer- und Seifhenners dorfer Revier. Dte Teiche sind fast sämtlich eingezogen worden." Auch von Gutsbesitzern hören wir, daß sie ihre Teiche in Wiesen oder Ackerland umwandeln. Durch den nun erstplanmäßig beginnenden Straßenbau werden der Oderwitzer Spitzbergsteinbruch und der Kugelbasallbruch am Schleekrelscyam in Eckartsberg stark in Anspruch genommen. Neue Landstraßen wurden gebaut, und die alten vielbegangenen und befahrenen Straßen, die eigentlich nur Wege gewesen waren, wurden chaussiert. So entstehen oder werden ausgebaut z. B. 1815 die Gabler Straße, 1826—27 die Straße Zittau-Löbau, 1831 - 34 die Eckartsberger Dorsstraße, 1838 die Staatsstraße Zittau—Dresden, 1848 die neue Gabler Straße usw. Auch der Bergbau wurde jetzt erst systematisch betrieben. Man schürfte zwar schon 1632 einmal in der Kuxe in Eckartsberg nach Silber: auch die Namen Seifhennersdors und Läuterau lassen auf einen alten Edelnielallabbau schließen. In anderen Orten hatte man auch früher schon bisweilen nach Braunkohle gegraben. Große Veränderungen des Landschaftsbildes wurden aber hierdurch nicht hervorgerusen. Erst im 19. Jahrhundert beeinflußte der Bergbau das Aussehen der Landschaft. Kleine Braunkoylenwerke wie Cckarlsberg, Hasenberg, Zittel-Friedersdors ließ man verfallen, da sie nicht mehr genügend Ertrag boten. Vom Friedersdorfer Braun kohlenabbau ist noch eine Schutthalde zu sehen. Auch bei Seif hennersdors findet man sieben grotze Schutthalden, die auf einen einstigen Braunkohlenabbau schließen lassen. Die größten Mengen Kohle werden in der südlichen Oberlausttz jetzt tn Türchau ab- gegraben. Früher hat man diese Kohle vielleicht auch in Schächten und Stollen unter der Erde abgebaut. Jetzt aber starren uns große, schwarze Kessel entgegen, in denen die Kohle zutage liegt und nun mit Htlse großer Bagger abgegraben wird. Ein große Veränderung des Landschaftsbildes brachte auch der Bau der Eisenbahnlinien mit ihren Dämmen und Brücken mit sich. So wurde 1845—48 dte Strecke Zittau—Löbau erbaut, die die Mandaubrücken bei Scheibe und den Viadukt bei Oderwitz er forderlich machte. 1855 - 59 folgte die Linie Zittau—Reichenverg, die auf dem mächtigen Viadukt mit seinen vielen Pfeilern und Bogen die Neiße-Ntederung überschreitet. 1868 baute man die Strecke nach Großschönau, 1875 die nach Görlitz, die den tiesen Einschnitt in Eckartsberg nötig machte. Brücken, Dämme, Via dukte, Bahnhöfe und Bahnwärterhäuschen, alles mußte jetzt erbaut werden. Neben den Linien ziehen sich nun die Telephonleitungen mit ihren grauen oder braunen Masten dahin.