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zum Vortrag gebracht werden. Bor allen Dingen sei aber das Unrecht wieder gutzumachen, daß man Marschners sehr wert volle Kammermusik anscheinend vollständig vergessen habe. Daß auf diesem Gebiete tatsächlich ganz Ausgezeichnetes vor- liegt, dafür erbrachte die musikalische Ausgestaltung der Morgen feier einen überzeugenden Beweis. Um die letztere hatte sich der Theaterkapellmeister Bernhard Seidmann in hervorragender Weise und mit sehr schönem Erfolg bemüht. Sieben Damen des von ihm geleiteten Volks chors sangen zunächst mit sauberster Technik und in klang schöner Ausführung die fast unbekannten vierstimmigen Frauen chöre „Empor", „Die Nymphen im Rhein" und „Storchs An kunft", die bereits starken Anklang sanden. Von ganz be sonderem Interesse aber war das Hauptwerk des Konzerts, das Quartett für Pianoforle, Violine, Viola und Violoncello, Opus 158, das man freilich wohl zu den besten Schöpfungen deutscher Kammermusik rechnen darf. Seine Wiedergabe lag in berufenen Händen: das viersätzige Werk wurde von den Herren Bernhard Seidmann, Studienrat Dr. Johannes Müller, Fritz Jacobi und Georg Seifsert mit allen Feinheiten glänzend herausgebracht. Das Quartett arbeitete wie ein Präzisionsapparat und hinterließ stärksten Eindruck. „Ehrt eure deutschen Meister!" Das wollen auch wir Lausitzer beherzigen und unserm Heinrich Marschner zukommen lassen, was ihm nach seinen künstlerischen Talen gebührt. Bruno Reichard. Herbstlied Manche Frucht aus bunter Blüte Nahm zur Nacht der Frost herab. Was einst lebte, was einst glühte. Schließt der Herbst in's dunkle Grab. Nnd der Wald steht kahl und traurig, Welks Blätter fallen nieder Nnd der Wind weht dumpf und schaurig Schwere düst'rs Stsrbelisder. Starr und schwarz stsh'n dis Zypressen Nnd mir wird so weh dabei — Denn mich hat dis Welt vergessen Nnd mein Frühling ging vorbei. W. N. Die Alt-Muskauer Töpferkunst Muskau*), gelegen in der preußischen Oberlausitz, war in früheren Jahrhunderten eng mit der Kultur Sachsens ver knüpft und daher ist es nicht weiter verwunderlich, wenn wir einen Kultur-Niedergang auch an den Töpferwaren vorfinden. In der Zeit um 1600 war es vor allem die berühmte Töpfer stadt Creußen in Franken, welche der mitteldeutschen Töpfer kunst als Vorbild diente. Im benachbarten Sachsen nahmen die Töpfer willig und gern die Formen und Verzierungen der Creußener Töpferkunst auf und verstanden es aber bald, diese in eigene Motive abzuwandeln und weiterzugeben. Die säch- fische Töpferkunst war also die Mittlerin für die östlich ge legenen Töpfereien in der Ober- und Niederlausitz. Bei den Muskauer Töpfereien aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts können wir daher auch nur indirekten Creußner Einfluß be obachten. Von der mittelalterlichen Keramik Muskaus ist wenig bekannt, nur ein Scherbenfund aus dem alten Schloß bei Keula, welcher einige Gefäßscherben und Reste von sog. Napfkacheln meist aus dem 14. Jahrhundert enthielt, zeigt schon für damalige Zeiten die Verwendung von weißlich brennendem Steinzeugton. In die Töpfereiverhältnisse aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts lasse» drei in Muskau in der Schmelzstraße bei Schachtarbeiten aufgefundene Gefäße einen kleinen Lichtblick werfen. Das eine kleine Gefäß irägt auf einem kugligen Körper jenen zylindrisch stark gerleften Hals, welcher für die Creußner Beutelflaschen charakteristisch ist. Auf dem Leib trägt das Gefäß im Zickzack gestellte Punkte, welche in parallelen Reihen das ganze Gefäß bedecken. Das andere Krüglein hat gleichfalls einen gedrungenen Körpex, aber einen stärker profilierten Hals, der einen wulstartigen Ring aufweist, eine Halsbildung, wie sie sonst für Creußner als auch sächsische Krüge aus den Anfang des l7. Jahrhunderts typisch sind. Der Fuß ist ein wenig nach außen geschweift und trägt wie der Leib jene Zickzackbänder in Rädchentechntk. Auf dem Leib hat das kleine Henkelkrüglein auch noch kleine Reliefauflagen. Die mitgefundene flache Butterdose steht auf 3 niedrigen Beinen, hat 2 Henkel und weist auf dem Gefäß eine Reihe rosettenartiger Einstempelungen, begleitet von kleinen Quartsteinchen, auf. Diese Technik ist für Muskauer Erzeug nisse sehr charakteristisch und hält sich teilweise bis ins 19. Jahr hundert. Die Gefäße, welche aus dem Anfang des 16. Jahr hunderts stammen dürften, sind mit einer dunkelbräunlichen Salzglasur überzogen. Zweifellos im märkischen Museum in Berlin befindet sich ein birnenförmiges Gefäß mit stark pro- filiertem Rand, welches bei Wendisch-Sornow, Kr. Sorau ge funden worden ist. Es enthielt Münzen, welche das Gefäß für das 17. Jahrhundert datieren. Den Gefäßleib bedecken parallele Bänder aus senkrecht stehenden Rillen gebildet, die von einem um das Gesäß laufenden Rädchen sich abgedrückt haben. Diese Rädchentechnik ist des weiteren für Muskauer Erzeugnisse fehr bezeichnend und wird teilweise noch heute an- gewandt. Im 17. Jahrhundert sind neben bienenkorbartigen Gesäßen vor allem Krüge in Eiform charakteristisch. Diese Krüge tragen entweder Reliefauflagen wie Kruzifixe, Liebes paare in zeitgenössischer Tracht, Porträts von Herrschern, Jägern und dergl., welche mit weißen und blaugrünen Email- färben bemalt find,, während der Grund nicht selten schwarz braun erscheint oder eingeritzte Motive, welche wie die Relief, auflagen auf gegittertem bezw. genarbten Grund stehen. Da neben kommen auch Einstempelungen von Roseltenmustern in verschiedenen Variationen vor. In der 2. Hälfte des 17. Jahr hunderts sucht sich dann die Muskauer Töpferei ihren eigenen Stil. So bringt sie Krüge von fast ovaler Form oder sie be hält die Eiform bei, verziert aber das ganze Gefäß, wobei zu nächst der Gefäßleib in verschiedene Felder eingeteilt wird. Der obere Rand wird stets durch eine Reihe von Einstichen, darunter eine 2 mit Rosetten verziert, es folgen dann Auflagen von plastischen Engels- oder Löwenköpfen. In dem breiten Mittelfeld find in Konturen Blätter und Blüten eingeritzt, während der Grund gekerbt oder genarbt wird. Eine weitere Reihe von plastischen aufgelegten Köpfen schließt diese Zone ab. Es folgen Einstiche wie Rosetten oder andere kleine Stempelmotioe. Das untere Viertel des Kruges wird durch schräg gestellten Kerbschnttt geschlossen. Diese Gefäße werden meist ganz kobaltblau glasiert. Ebenso häufig sind birnen- sörmige Krüge in der Form der sächsischen birnenförmigen Krüge. Die ältere Gruppe von diesen Krügen ist mit plastischen Auflagen verziert, die jüngere mit über das ganze Gefäß ver teilten stilisierten Wappen, Ranken, Blättern und Blüten oder schuppenartigen Mustern bedeckt. Nicht selten find auf diesen Gefäßen noch plastische Engels- oder Löwenköpfchen angebracht. Der Einfluß der sächsischen Keramik, welche vorzugsweise in der Form wie in plaftifchen und emaillierten oder blauglasierten Auflagen bestand, tritt in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts immer mehr in den Hintergrund zu Gunsten des rheinischen bezw. westerwälder Steinzeugs. Es liegt nahe, anzunehmen, daß die Muskauer Töpfer Beziehungen zu westerwälder Werk- stätten unterhielten, sei es, daß sie Gesellen von dort bekamen oder daß Muskauer Gesellen auf ihren Wanderjahren dort getöpfert hatten. Jedenfalls werden die blauglasierten Krüge seltener, statt dessen wird die Grundfarbe des Tones gern grau gelassen und nur die Auflagen und Verzierungsfläche blau oder violett glasiert. Der Grund wird immer noch gitterartig ge- kerbt oder durch Einstiche schraffiert. Im 18. Jahrhundert werden jedoch die angelegten Blätter und Blüten, von denen besonders gern Tulpen dargestellt werden, weniger schwungvoll und das üppige Akanthusblatt weniger krautig gehalten. Nun wird ein hellbrauner Tonscherben bevorzugt, auf welchem die