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Hiermit hätte ich nun auch den naturwissenschaftlichen Teil der Sammlung einigermaßen beschrieben und will nun zur Schilderung des sog. „Weberstübchens" übergehen. Es ist dies eine alte Weberstube, wie sie vielleicht hier und da noch anzutreffen ist. Den meisten Raum in der Stube beansprucht der Webstuhl, im Volksmund „Gezehe" genannt. In der einen Ecke der große, behäbige, bunte Kachelofen von anno 1827. Dahinter ist die sog. „Hölle", Großmutters Lieblings platz. Wie mangelhaft damals die Beleuchtung gewesen ist, zeigt die Tatsache, daß man wohl das Klappern des Web- stuhles vernahm, den Weber aber meistens nicht sehen konnte, wenn man abends eine Weberstube betrat. Zuerst hatte man den Kienspan, später die Rüböllampe als Beleuchtungsmittel. Eine ganze Anzahl solcher Lampen befinden sich noch im Museum. Fast in keinem Hause fehlte früher ein Stubenvogel als munterer Genosse, war es nun ein Zeislein, ein Gimpel oder ein bunter Stieglitz, ganz gleich, er erfüllte seinen Zweck, dem Weber seine eintönige Arbeit etwas zu verschönern. Hier finden wir einen Stieglitz in einem Bäuerchen, wie man sie oft noch an den Fenstern der jetzigen Vogelliebhaber hängen sieht. Aus der kleinen Arbettsstube treten wir in das noch kleinere Schlafzimmer. Ein großes Bett fällt uns sofort ins Auge, und zwar ist dies ein sog. Doppel- oder Ehebett aus dem Jahre 1850 mit einem sehr dauerhaften Holzdach. Der Grund des Beltes ist einfarbig blaugrün gehalten, darauf verstreut bunte Blumenmuster, meist Rosen oder Kornblumen. Eine alte Kinderwiege, wie man sie jetzt wohl kaum noch in Gebrauch findet, vervollkommnet die Schlafzimmereinrichtung. Dann sind eine alte buntbemalte Lade und ein ebensolcher Kleiderschrank erwähnenswert. In dem Schranke hängt noch eine Mütze, wie sie die Postbeamten vor etwa 60 Jahren trugen, und eine Reiteruniform aus der Zeit der Befreiungs kriege. Alte Regenschirme, etwa im Format unserer heutigen Marktschirme, tragen auch noch genügend zur Füllung des Schrankes bei. Aus meinen Zeilen wird jeder gesehen haben, welchen kostbaren Schatz der Ort Großschönau in seinem Krumbholz. Museum besitzt. Leider sind die zur Verfügung stehenden Räume noch zu klein. Wegen Platzmangels kann z. B. eine alte Bücherei, die manches wertvolle Buch enthält, nicht auf gestellt werden. Ebenso befinden sich noch alle Waffen, Uni formen, Holzschnitzereien u. a. m. auf dem Boden der Neuen Schule. Jedem echten Oberlausitzer ist ein Besuch des Krumbholz- Museums dringend zu empfehlen. Er wird, befriedigt von dem Gesehenen, die Räume verlassen. M., tz., T t-Großschönau. Herbstliche Legende aus dem Schlosspark zu Neschwitz Don Max Aeibig Einmal sind, zu ihrem Dergnügen, dis Götter vom Himmel zur Erde gestiegen, (zwar waren es beileibe nicht alle, nur einige, im Entbshrungssallsl) sind ein göttlich Weilchen umhergsgangen und blieben schliesslich am Irdischen hangen. Erst haben sie den Schaden nicht weiter bedacht, haben gelungen, gespielt, gelacht; aber wie ihnen der Himmel doch fehlte — geweint. Nun stehen sie in Trauer versteint. Gestern bin ich im Park gewesen, um in dem bunten Märchenbuch zu lesen, das der Herbst jo schön bebildert hat. Man sieht sich an dem Wunder nicht satt! Da traf ich auch dis Götter an. Sie klagten leise: Hilf uns, Mann, hilf uns aus dem frierenden Dlättecgewimmsl wieder heim in unseren warmen Himmel. Ei, sprach ich, wollt ihr wirklich enteilen? Lockt es euch nicht, hier zu verweilen? Kinder springen zu euren Füssen, Liebende nah'n euch mit zärtlichen Grüssen. Ein Stündlein eurer Ewigkeit, ist ewig unsrer Erdsnzeit. Seht, wie der Herbst aus braunen Händen such Gold und Purpur streut mit Verschwenden, wie er mit Aubinen und schimmernden Gpalen such füllt dis steingefügten Schalen! Dianen flicht ec wunderbar blutrotes Wsinlaub ins vergrünte Haar, Dionysem schenkt er Frucht und Wein, Terpsichore lädt er zur Kirmes ein, Da spielen Heilige und Propheten Simbel, Geigen, Posaunen, Trompeten, schmettern euch aus begeisterter Drust himmlische Lust. Harrt aus bei uns! Au Dank und Sold blanke Taler und rieselndes Gold wirst der Herbst aus euch hernieder. Einmal ruft euch der Himmel wieder; nur setzt leiht eure Göttlichkeit einer armen, gottverlassenen Asit l So schliessend bin ich wsitergegangen. Dann hörte ich einen meterlangen Seufzer, dann ein: Nch l Daraus ein Gekicher, ein Helles Gslach, ein Singen sodann; es kam mir so vor, als sänge ein ganzer himmlischer Lhor. Nnd hinter mir verschoss hoch und steil Amor einen stark vergoldeten Pfeil. Eine Heinrich-Marschner-Feier in Zittau das üble Wort vom Propheten im Vaterlande scheint MDb in den letzten Jahren mehr und mehr von seiner Gel- DDk lung eingebüßt zu haben, nachdem im letzten Jahrzehnt allenthalben der Heimatgedanke und die Pflege heimat licher Werte beträchtlich erstarkt find. Von Heinrich Marschner, der unzweifelhaft zu den bedeutendsten deutschen Tondichtern zu zählen ist, weiß allerdings noch heute der Durchschnitts bewohner seiner Vaterstadt Zittau verhältnismäßig wenig. Allenfalls weiß man vom Hörensagen, daß er der Komponist der Oper „Hans Heiling" ist und daß in den Parkanlagen zwischen der Stadtgärtnerci und der Kreuzkirche sein Denkmal steht. Als das Stadttheater im Jahre 1912 seines 50. Todes tages mit einer würdigen Aufführung der genannten Oper ge- dachte, war die Teilnahme in der Bürgerschaft mehr als flau, und auch sonst begegnet man seinen Werken viel seltener, als er es verdient. Um so dankenswerter war die sehr stimmungsvolle und über Erwarten gut besuchte Gedenkfeier, die das „coIIeAium musicurn 2ittuvi6N86" am Vormittag des 14. November im Iohanneum veranstaltete. Ursprünglich war dafür nur der Singsaal vorgesehen, doch war der Andrang so stark, daß man nach der vielgeräumigeren Aula übersiedeln mußte. Der verdienstvolle Kirchenmusikdirektor Professor Stöbe legte ein leitend Zweck und Ziele des Kollegiums kurz dar und betonte, daß die Vereinigung ihre wichtigste Aufgabe darin erblickt, in angemessenen Zwischenräumen alle diejenigen, die in Zittau als Ausübende oder Hörende für wirklich gute und wertvolle Musik empfänglich sind, zwanglos um sich zu scharen und ihnen Gelegenheit zu geben, in guter Ausführung Tönschöp- fungen zu hören, die aus den Vortragsordnungen verschwunden sind oder nur ganz ausnahmsweise vermittelt werden. In be sonderem Maße werde dabei auch Marschner zu berücksichtigen sein. Der Vortragende gab sodann einen gedrängten Überblick über das Leben und Schaffen des Tondichters. Seinen Ruhm verdankt er den musikalischen Biihnenwerken, seine Popularität aber seinen Liedern. Herrn Stöbe ist es gelungen, das voll ständig verschollene Werk Nr. 5, eine Anzahl Liebeslieder zur Gitarre, wieder auszuftnden; es soll bei nächster Gelegenheit