Volltext Seite (XML)
„Nee, 's Gsind ößt drön e dr Gsindstub," erwiderte Leo ruhig. „Woas machst 'n Du do?" keifte Lenore. „Iech? Iech tu grußoartg en Hof tofln," erwiderte Leo sarkastisch mit den eigenen Worten der Bäurin. Die hatte jetzt genug, wandte sich einige Schritte ab seits und murmelte etwas von großmoglichem Luder vor sich hin. Das benützte Toni, um sich an den Zimmermann heranzumachen Leise flüsterte er ihm zu: „Du, öss 'n wuhr, doß dr Riegerbauer wieder heiroatn will?" „Woaröm wöllst 'n doas wössn?" fragte Leo zurück- Und noch leiser hauchte Tonl: „Wenn dr Ahl hei roatn tutt, danno mag iech de Toachter glei goarne. Denn mein Motter Hot gsoit, do kriggt dano de Ruth zo wing mit, Hot se gsoit." Hier mußte er eine Mine legen, sagte sich der Zimmer mann und vertraute dem Sohne der Lenore leise an, daß die Heirat des Riegerbauers bereits bombensicher sei. „Hähähähä," lachte Tonl verschmitzt, „'s ös gutt, doß mersch weeß. Do muß mer 'ch enacht nahm, doß mer 'ch ne verplempert." Dem Adam-Leo verdroß des Burschen Art allmählich. Er wollte ihm einen Dämpfer aufsetzen. „Otz ös ju no goarne raus, ob Diech de Ruth iberhaupt hoan will," sagte er. Tonl vergaß, was er dem Zimmermann vor Tagen anvertraut hatte und meinte prahlerisch, die Riegertochter lecke sich alle zehn Finger nach ihm. Da stand Leo auf. Auf seiner Stirn wölbten sich drohende Falten. Scharf klang es von seinen halbgeschlossenen Lippen: „Du, mit sichn Riädn mein D'ch a bößl enacht!" Das kam so bedrohlich heraus, daß Tonl einen Satz nach rückwärts machte und ängstlich fragte, ob es dem Leo jetzt wieder komme. Da trat Lenore wieder näher und fuhr ihr Tonl dies mal unwillig an: „Woas machst'ch dn su gmeen? Böst doch Krautbaursch Eenzger." Leo lachte spöttisch auf. „Doas ös oh dr eenzge Sajgn. „Hoa iech Diech woas gfroit?" schnauzte die Lenore. „Hoat Jähr woas ghorrt?" klang es ihr entgegen. Tonl zupfte die Mutter am Rocke, ihr auf diese Weise zu verstehen zu geben, daß er ihr eine Mitteilung zu machen habe. „Woas 'n, mei Tonl?" Leo wartete das Zwiegespräch nicht ab. Er war der Meinung, es sei doch nicht notwendig, daß er sich mit seinem Kaffee gerade in diesen Tiergarten setze. Des wegen nahm er Kaffeetopf und Brot, stand auf und ging dem Hause zu. „Frau Krautn," meinte er im Vorbei gehen, „iech gih ötz dorthie, wu 's Gsind toflt. Hoatter woas mit auszorichtn?" Lenore wußte nicht, sollte sie scharf entgegnen oder nur durch Geringschätzung den Vorlauten in seineSchranken zurückweisen. Sie verfiel auf das Zweite und sagte im Tone eitler Uberhebung: „Gih ock, gih! Du böst fern Kraut-Tonl ne dr richtge Ömgang." „Nu freich, mer merkt sonst 'n Onnerschied zo sehr," rief Leo und trat in das Haus. Tonl aber begann nun: „Du Motter, dr Adam Hot gsoit..." Dann mußte er erst überlegen, was denn der Zimmermann nun eigentlich gesagt habe. „Woasdn, mei Tonl?" drängte die Mutter. Da schüttelte Tonl unwirsch den Kopf und brummte: „Tu mer ock ne ömmer derzwöschn neiquoatschn! Fech will Dcrsch ju groad derziähln. Dr Adam Hot gsoit, dr Rieger-August tiät wörklch heiroatn." Da seufzte Lenore auf, schüttelte den Kopf, daß das dreifache Unterkinn hin- und herschwappelte und meinte, das habe sie schon seit einiger Zeit befürchtet, nun sei es aber auch aus mit ihm und der Ruth. Er müsse eine andre nehmen. „Ieija, iech nahm mer an Annere," sagte Tonl bereit willig zu, „ond wandn do?" „Doas wörscht schonn sahn." „Nu nu, Motter, doas war 'ch schonn sahn," echote Tonl phlegmatisch. Eben wollte der alte Eduard nach der Scheune zu verschwinden, ohne von Lenore gesehen zu werden. Er war aus der Hintertür des Wohnhauses gegangen, durch den Holzschuppen geschlichen und überquerte nun die Ecke des Hofes, die ihn von der Scheunendurchfahrt trennte. Aber sogleich hatte ihn auch Lenore erspäht und beschloß, den Alten ein wenig auszuhorchen. So schnell es ihre Leibesfülle erlaubte, watschelte sie auf ihp zu und fragte: „Na, Edward, wie öss'n doas mit'n August senner Huchst?" Verdrießlich knurrte er: „Nu ja, nu nee." „Will a wörklch de ahle Foasldn heiroatn? ' „'s wörd wuh ne annersch wardn." „Doas soi 'ch glei, mit 'n Tonl onder Ruth wörd do nischt mih." Eduard sah sie nachdenklich an, hob dann einen Finger seiner Rechten in die Höhe und sagte: „Oachsu, jeija, doas woar dar dojchtge Finger. Nu do wär 'ch dann wieder lus." Lenore schaute ihn an, als halte sie ihn für irrsinnig. Aber unbekümmert fuhr er fort: „Die Sach wickltch ju iberhaupt ganz schien vo alleen oab." Leise, daß die Krautbäurin es nicht verstand, murmelte er: „Mit 'n August onder Foasldn wörd oh nischt. Do die 'ch de Ruth wieder lus." Er löste einen zweiten Finger seiner Hand und zwinkerte der Leonore erfreut zu: „Doas ös dar Finger." Wieder murmelte er in sich hinein: „Woas dr August ös, dar zoigt oh schonn vo falber Lein.' Einen dritten Finger hielt er Lenoren unter die Nase, ebenso dann einen vierten, indem er sagte: „Ond woas dr Leo ös, dann bien 'ch oh lus. Dr Grußknajcht ond dr Kihjong ziähln ju ne vill." Lenore war einfach starr. Der Schllttelkopf mußte wirklich nicht mehr richtig im Oberstllblein sein. 19. Kapitel. Die Butterkommission wird abermals in die Fluchtgeschlagen. Tonl ivird zueinemSieben- monatskinde und der Riegerbauer zu einem Pflau menrupprecht degradiert. Ende gut, alles gut. /I L un Tagg besoamm!" ertönte da eine tiefe Stimme, s» „ÖH su a Ding!" röchelte es astmathisch. „Willkomm minanner!" flüsterte ein schüchter ner Klang. Und die Butterkommission ließ sich wieder einmal unter der Linde im Hofe nieder. Lenore nickte und meinte, es sei schon des Grüßens genug geschehen, da die Drei schon bei ihr gewesen wären. Sie setzte sich zu ihnen.