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Leo lachte. „Wenn 's of Ach ond Krach oakömmt, do könnter'ch of miech schonn verlossn." Rieger-August atmete auf wie einer, der vom Er- stiä ungstode gereitet wird, und fand nun auch Zeit, sich um das Wohl und Wehe seines Rettungsengels zu küm mern. Wer denn die sei, die nichts von dem Adam-Leo wissen wolle, fragte er. „Doas ös ne ock een. Doas seiner zwee," meinte Leo, „a Macht ond iähr Voater." Der Bauer sann eine Weile nach, nickte dann mit dem Kopfe und sagte: „Do host wühl groad Onglick ghoat, doß de o an ahln Protz grotn böst, dar off 'n Geldsack sötzt?" Leo nickte. „Oss 'n 's Majdl groad su of iähr Pfeng versassn?" „Doas amend ne groad." „Woas soit se denn do drzu?" „Die weeß no goarne richtg, wie's öm miech sticht." Jetzt lachte der Bauer dröhnend auf und verwunderte sich im nächsten Augenblicke selbst darüber. Seit die Fasoldn im Hause war, hatte er jetzt zum ersten Male wieder gelacht. „Fer su an Toaps hätt'ch Dch ne ghaln. Doas ös ju bahl, oas wenn D' Stickl von Kraut-Tonl verschluckt häst Ond dr Ahl, weeß'n dar oh no nischt?" Um den Mund des Burschen zuckte heimliches Lachen. „Nee." „Wie konnst'n do soin, a will nischt oohn Der wössn?" sagte mißbilligend Rieger-August. Leo verzog den Mund spöttisch und erwiderte, er kenne diese Sorte schon. Das ärgerte den Bauer, denn er hatte das Gefühl, als ob man auch ihm vielleicht Geldstolz nachsagen könne. Deshalb mahnte er verdrießlich: „Na pluster D'ch ock ne su uf wie a dieser Vogl! Su richtg wörscht doas amend oh ne wössn." Aber Adam bestand darauf, daß er seine Pappen heimer sehr gut kenne. Da konnte sich des Bauers Neugier die Frage nicht verkneifen, wer denn eigentlich dieser Alte sei. „Der Riegerbauer," kam es gleichmütig, als sei der Genannte dem Frager kaum bekannt, von des Zimmer manns Lippen. Der Bauer fuhr zurück. Auf seinem Gesichte malte sich Verblüffung. Ganz erstaunt stotterte er: „Woa—oas? Ie-iech?" Leo nickte, ohne daß eine Wimper seiner Augen zuckte. „Ke annerer," bestätigte er, nu warder mär wühl zugahn, doß 'ch mein Leut kenn." Der Riegerbauer sah den Burschen durchdringend an, schüttelte immer wieder den Kopf und murmelte ver drossen: „Su ein Luder! En e su an Foall zu loackn!" „Na, nischt fer vngutt," sagte Leo, „iech weeß schonn, doß en Riegergutt fer miech nischt zo huln ös." Dabet gab er sich den Anschein, als wolle er den Hof verlassen. Schon trat er unter die Scheunendurchfahrt, als ihn plötzlich ein Ruf Rügers zurückholte. „Adam-Leo, nu komm amol har! Iech will Dr ock zeign, doß D' 'n Riegerbauer amend doach ne ganz su gutt kennst. Du wöllst also de Ruth honn, ond die will Diech ne hoan. Nu war 'ch Dr amol woas soin. Du kriggst de Ruth." Adam stand da und brachte vor Erstaunen den Mund nicht auf. „'s ös, wie'ch soi,"fuhr der Bauer fort, „an Moan, dann iecher aussuch, nömmt se emo ne, doderzu ässe vill zo eegnsönng. Die Hot an Schadl, dar 'ch ne zwing läßt. Iher macht se woas ganz Oalbernes ond brengt 'n Kraut- Tonl oagschloappt. Gdroht Hot se mer schonn dermit. Do ös ömmer no besser, Du nömmst se. Du bist zon wingstn a Karl." Jetzt wurde Leo wieder lebendig, ergriff Riegers Hand und rief vor Entzücken: „Riegerbauer, e oall Ebgkeet will'ch Euch dankn. Aber miter Ruth wörd's wühl ne su gloatt oablaufn. Aus dar wörd ees ne gscheut. Emo su, danno wieder annersch." Aber das nahm der Bauer nicht so ernst. „Se ös a Weibvolk," meinte er, „wer weeß, wie 's wörd, wenn D' do a bößl forsch e 's Zeug gihst. Ock doß iech eiverstann bien, doas doarf se ne derfoahrn." „Nee nee," lachte Leo, „ond woas of miech oakömmt, do soll die Sach nu su hurtg gihn, doßer zon Iäberliän ne vill Zeit bleibt." Rieger-August schmunzelte, tippte den Zimmermann auf die Schulter und fragte listig: „Host 'n Riegerbauer wörklch su gutt kannt?" Lächelnd erwiderte Leo: „Nee, oallerdings ne." „Sist," belehrte ihn der' Bauer, „'s muß ne jeds, woas a grobes Luder ös, oh a Onmensch sein. Aber nu siech, wie D' de Foasldn nauskriggst!" Er ging wieder langsam in das Haus. Adam aber setzte sich an den Tisch im Hofe und tauchte das Butterbrot in den Kaffee, der unterdessen kalt geworden war. Davon aber merkte der Bursche nichts. Da beim Aufschauen fühlte er sich veranlaßt, vor sich hin zumurmeln, was die Zwei wohl wieder herausstecken würden. Die Kraut-Lenore mit ihrem Söhnlein bog nämlich eben in den Hof ein. Da Leo von dem Stamme der Linde verdeckt war, sah ihn die Krautbäurin nicht. Sie hätte wohl sonst leiser gesprochen. Leo hörte, wie sie keifend zu ihrem Sohne sagte: „Ond doas soi 'ch Dr, wenn doas wuhr ös, doß dr Rieger de ahl Foasldn hei- roatn tutt, do ös mit Där und miter Ruth aus, ond wenn Der'ch de Augn aus'n Kopp öm ananner heult." „Nu, nu, nu" sagte Toni und schien nicht eben be sonders zum Heulen geneigt zu sein. Da erblickte er den Zimmermann. „Du, Motter, dorte sötzt enner," sagte er, um die Mutter zu leiserem Sprechen zu veranlassen. Auch Lenore sah den Essenden. „Nu ja, lossn ock sötzn," sagte sie leicht obenhin. Dem Leo aber war es so sonnig im Herzen, daß er fidel und lachend dem Paare einen „guten Tag" bot, obwohl das Grüßen nicht an ihm war. „Woas wär?" sagte Lenore verächtlich statt jedes Gegengrußes. Leo betrachtete lächelnd die auseinanderquellende Lenore und fuhr sarkastisch fort: „Iech soit ock: gun Tagg." Aber iech nahm's oh wieder zorick, doßer'ch mentwajgn ne orscht e Onkostn störzn mißt." Toni verstand von alledem nichts und fragte dumm: „Wie meenst 'n doas?" „Annersch, wie Du denkst," lautete die orakelhafte Antwort. Die Krautbäurin hatte den spöttischen Klang sehr gut herausgehört und wollte dem Zimmermanns sofort eine gute Lehre geben, aus der er den Abstand ermessen konnte, der zwischen ihm und ihrem Sohne bestand. „Ös doas ötze off 'n Riegergutt su Mod," fragte sie kniffig, „doß 's Gsind grußoartg en Hof toflt?"