Volltext Seite (XML)
Der Heiratsteufel Ein luftiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius 2lj -Fortsetzung) Die Fasoldn wurde immer hitziger. Sie fuchtelte mit den Händen in der Luft umher, war krebsrot im Gesichte und schrie: „Iech miech dereschpern? Pö, wajgn dar Dreckbagasch, pö! Doas fällt mer wuh ei. Mentwajgn könnse derziähln, iech tütt klecn Kinner frassn." „Su ös rajcht," pflichtete ihr Ruth bei, „de Hauptfach ös, doß de Leut ne rajcht hoan." Das besänftigte die Erzürnte langsam, und ruhiger fuhr sie fort: „Nu hier ock amo har! Acht Tag sötz'ch nu schon» ba Euch. Wenn'ch miech ne of menn Gruß- knajcht derheem verlossn kennt, do wärsch ju goarne su lang gang. Host miech aber no bohl soat?" Ruth schloß ein Auge und lachte listig. „Iech ne," sagte sie mit Betonung. „Aber dr Voater," ergänzte die Frau. Da wurde das Mädchen ernst. „Nu ja, woas sell'ch'n lign, wennersch falber merkt?" Die Gästin schaute Ruth prüfend an, nickte mit dem Kopfe und sagte: „Ieija, mit denn Voater ös abn su. Iberoal heeßt 's „dr grobe Rieger." Aber woas ös? Quoatsch ös. Dar ond groob?' Hee, woas tätt a 'ch denn do ver dr ahln Fäasldn fertn? Ond fertn tutt a'ch. Doas sah 'ch. Woas dar ver Bogn öm miech macht! Iech hoa's schonn ufgahn, doß aus ons woas draus wörd. Aber a muß an Strof hoan. Woaröm hoat a miech orscht hargziäwert! Iech loß mersch goarne merkn, doß 'ch anner Meenung gwurn die. A muß no a bößl Angst schwötzn, dar ahl Hoasnfuß." In Ruths Augen blitzte es froh auf. „Öss 'n doas wuhr, Frau Foasldn?" fragte sie schnell. Mißtrauisch zuckte die Frau zusammen und meinte, das Mädchen freue sich wohl gar darüber. Da lachte Ruth zum ersten Male seit Wochen erleichtert: ,Doas ös doach kloar. Denkter denn, be mär soll's Harz ern goar ver Freedn hoppn, wenn dr Voater e senn Iuhrn namo heiroatn will?" Die Besucherin wußte erst nicht, was sie dazu sagen sollte. Es kam ihr zu unverhofft und verletzte natürlich ihre Eitelkeit. Daher knurrte sie ärgerlich: „Ufröchtg döst." Ruth aber wußte sie pfiffigerweise sofort wieder zu versöhnen. „Doas muß mer be Euch schonn sein. Nutzn tätt's en ju doach nischt, wemmxr Euch woas virliegn well. Do sedder vill zo griebn derzu." Die Frau freute sich ob dieser Anerkennung und lächelte leutselig. Dann sagte sie: „Nu ja, aber woas nutzt doas där. Bien ich's ne, do heiroat a abn an annere." Das Mädchen lachte und sagte unbesonnenerweise: „Nee, nee,a Hot gsoit, de Foasldn oder keen. Wenn Iähr'n ne wiegt, hörrt die ganze Heiroaterei uf." Im Nu wurde die Frau nachdenklich. Sie hätte nie gedacht, daß der Bauer sie derart „estimiere". Wenigstens hatte er das nie merken lassen. Und sinnend sagte sie daher: „Doas ös nu freich woas Annersch. Ja, mei Majdl, do koan'ch Dr nö halsn, aber wenn's su ös, do nahm'ch'n doach no. Nee su a Moan, a will 'ch 's wühl ock ne merkn lossn, wie's öm stiehl. Nee, nee, dann nahm'ch." Die Riegertochter starrte entgeistert aus die Sprecherin, machte dann kehrt und rannte wütend davon. Sie hätte sich am liebsten ohrfeigen mögen, wenn sie bedachte, was sie da durch ihre Unbesonnenheit angerichtet hatte. Die Frau Fasold aber ging durch das Haus in den Hof, schaute sich nach allen Seiten um und sah den Bauer im Pferdestalle stehen. Da beschloß sie, die Initiative zu ergreifen. Es wäre ja Torheit gewesen, einen Mann nicht zu heiraten, der nur eben sie allein von allen Frauen des Erdkreises haben wollte. Aber freilich, einen Haken hatte es noch. Wie wenn er nun durchaus nicht vom Riegergute herunter wollte? Als August die Frau auf sich zukommen sah, schlich er um die Pferde und wollte durch eine Tür in die Wagenremise verschwinden. Doch sie kam ihm zuvor. „Na na, Rieger, ver mär brauchtet 'ch nö orscht zo versteckn," schrie sie. Nun blieb dem Bauer weiter nichts übrig als stehen zu bleiben. „Bo versteck» koan goar keen Riäd sein," brummte er unwirsch. „Iech weeß, woas'ch sah," sagte sie sonderbar friedlich. Aber die Antwort des Riegerbauers fiel umso klotziger aus. „Ond iech weeß, woas 'ch mach," knurrte er zornig. Trotzdem blieb die Frau ruhig. „Jähr sedd mer schonn taglang ausgwichn, aber iech will ötze Gwießheet hoan. Also, wenn soll 's Ufgbot bstahlt warn?" Dem Bauer kroch ein Frösteln über den Rücken, als er sich so die Pistole vor die Brust gesetzt sah, und er wagte keine direkte Ablehnung. Mürrisch brummte er .nur, von sowas habe man ja noch garnicht gesprochen. Die Frau bedeutete ihm, daß es eben gerade des wegen an der Zeit sei, darüber zu reden, denn sie könne nicht noch eine Woche hier sitzen bleiben. „Gott sei Dank!" entfuhr rs unwillkürlich dem Bauer. „Woas woar doas?" Die Frau richtete sich steil auf und flammte ihm mit bösem Blick in das Gesicht, sodaß er eingeschüchtert stotterte: „Nu, iech meen ock, doß, doß nu cndlch Kloarheet zwöschn ons wörd." Die Fasoldn schaute sehr befriedigt drein. Das konnte sie sich denken, daß es in dem Manne drängte, wenn er es auch bisher nicht hatte merken lassen, und sie sagte daher: „Also su risch wie miglch. Iech docht, glei noch dr Arnt." Der Bauer hustete verlegen in seiner Bedrängnis. „Hm hm, iech weeß ne. Iech iech ..." Sie wollte ihm entgegenkommen, meinte, er könne es nicht erwarten und fiel daher ein: „Iher wörd's ne gutt giehn. Aber wenns groad sein muß, koan mersch ju ei- richtn." Der Bauer wandte sich um, damit die Frau seine ärgerliche Mienen nicht sehen sollte. Wenn er bloß ge wußt hätte, wie er sich aus dieser Schlinge ziehen solle! Die Fasoldn aber meinte, er sei in Verlegenheit, da er nicht sagen wolle, daß ihm die Hochzeit heute lieber als morgen sei. Kaum verständlich knurrte Rieger: „Hm hm, su meent 'ch's ja nu groad ne." Und die Frau sagte, so könne es beim letzten Sonn tag im August bleiben. Bis dahin war noch eine Galgenfrist von einigen Wochen, dachte August und gab zögernd sein Einverständ nis, man könne ja später noch einmal Bestimmtes erörtern. Die Fasoldn aber meinte, ihm entgegenzukommen, wenn sie resolut sagte: „Nee, su an Berschlepperei poaßt