Volltext Seite (XML)
scheinen, daß ein großer Teil der Tiere während des Krieges durch den starken Eisenbahnverkehr mit Südosteuropa eingeschleppt worden ist, wäbrend andere vielleicht unmittelbar nach dem Kriege durch die Elbschiffahrt zu uns gekommen sind. Ohne allen Zweifel ist eine Weilerausbreitung der Tiere in unserem Baterlande zu erwarten. Zur Feststellung der Wanderwege ist die Beobachtung der Tiere überaus wertvoll. Der Vortragende, wohnhaft in Dresden-A., Martenstraße Nr. 32, nimmt Belegstücke und Mitteilungen über die Tiere jederzeit dankbar entgegen. Die anschließende Aussprache ergab noch manck interessante Einzelheit und beschäftigte sich besonders mit dem Auftreten der Bisamratte. Für Mitteilungen über Feststellungen dieses Tieres im Kreisgediet wäre die Gesellschaft für Heimatkunde dankbar. Darauf wurde Bericht erstattet über die 25>Iahrfeier der Ge sellschaft für Vorgeschichte und Geschichte zu Bautzen. Der dritte Punkt der Tagesordnung beschäftigte die Anwesenden mit dem Museum. Herr Pastor Unger gab einige wichtige Mit teilungen bekannt. Daraus wurden vier Gemälde des Herrn Eisen- bahnoberingenieur Ianetzki übernommen, der auch der Gesellschaft die Ehre der Mitgliedschaft erweist. Es geschah dies unter Dar bietung stimmungsvoll gehaltener stadtgeschichtlicher Ausführungen des Schriftführers. Für die Pücheret der Gesellschaft wurden folgende Bände freund- lichst übereicht: „Lausitzer gotische Baukunst und ihre Steinmetz zeichen" durch Herrn Buchdruckereibesitzer Franke; „Dresdener Stadt- und Landdote 1838 und 1839" durch Herrn Fischereipächter Ring pfeil; „Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Dolksiums- kunde" durch das Kreiswohlfahrtsamt. Herr Oberpostsckretär Daminerau gab hierauf neue und inter essante Streiflichter in vorgeschichtliche Perhältnisse unseres heimat lichen Gebietes. Nicht unerwähnt bleibe die Mitteilung des Herrn Zimmermann, daß schon Nachrichten von den beringten Lachmöoen unserer Teiche eingegongen sind. Während eines der Tiere nur bis Dörgenhausen reiste, haben andere bereits die tzaoelgegcnd und die Stadt Wittenberge erreicht. Mit dem Hinweis darauf, daß die Novembersitzung einen inter essanten Vortrag aus der Vorgeschichte unseres Kreises billigen wird und am 4 Dezember ein öffentlicher Abend weiteren Kreisen geboten werden soll, schloß der Vorsitzende, Herr Pastor Unger, die inhaltreiche Tagung. G. Werchan. Görlitz. Der Görlitzer Museumsverein mit Mit gliedern der Anthropologischen Gesellschaft veranstaltete am 9. und IO Oktober einen Studienausflug nachReichenbergin Böhmen, der sich zu einem Feste hohen Wertes in innerer und äußerer Beziehung ausgestultcte, wie es wohl kaum einer der Teil nehmer geahnt hatte. Nach einem herzlichen Empfange auf dem Bahnhofe in Reichenberg seitens der dortigen Stadtverwaltung fuhr man in Wogen, die die Stadtverwaltung bereitgestellt hatte, in das Nordböhmische Gewerbemuseum, wo großer Empfang seitens des ersten Bürgermeisters der Sladt Reichenberg, Dr. Bayer, des Prä sidenten Ginzkcy und des Museumsdirektors Dr. Schwcdeler-Meyer stattsand. Die mustergültig ausgestellten herrlichen Sammlungen, be sonders aus den Gebieten der bildenden Kunst und des Kunstgcwerbes mit ihrer ganz hervorragenden Gläsersammlung in ausgiebig großen Räumen, die den Inhalt voll zur Geltung kommen lassen, erregten das größte Erstaunen aller Anwesenden, zugleich aber das lebhafte Bedauern, daß zur Besichtigung einer derartig reichhaltigen Samm lung, selbst bei einer so eingehenden Führung, wie die des Herrn Schwedcler-Mrycr war, die vorhandene Zeit bei weitem nicht aus reichen konnte. Bei Eintritt der Dunkelheit vereinte eine reich aus gestaltete und geschmückte Kaffeetafel im Volksgarten, zu der die Stadt Rcichenberq eingeladen hatte, etwa 100 Damen und Herren in angeregtester Stimmung, während der Abend einem zwanglosen geselligen Beisammensein im Ratskeller gewidmet war. Mehrere 100 Personen — Damen und Herren — füllten die weiten Gast räume, in denen sich zahlreiche Bvraer Reichenbergs mit ihren Damen, die Spitzen der städtischen Behörden, der Reichenberger Handelskammer, das deutsche Konsulat, Vertreter aller Fakultäten, auswärtige Gäste und studentische Korporationen einqefunden hatten. Die Begrüßungsansprache bei Tisch hielt der Vizebllrgermeister Exz. Dr. Heinrich Staden, und sand dieser herzliche Worte der Freude über den Besuch reichsdeutscher Volksgenossen, während Professor Fcyerabend-Görlitz in seiner Erwiderung besonders den Wert der deutschen Kulturgüter für den weiteren Aufschwung des Deutschtums betonte und für die unvergleichlich hingebende Gastfreundschaft der Stadt Reichenberg und ihrer Bewohner herzlich dankte. Vorzügliche instrumentale Darbietungen und Gesänge seitens des bekannten und hochgeschätzten Reichenberger Doppelguartetts verkürzten neben dem gemeinschaftlichen Gesänge eines Liedes die Stunden, die niemand vergessen wird, der die hingebend frohe Anteilnahme der Deutschen Reichenberas an dieser Veranstaltung miterlebt und mitempfunden hat. Am Sonntag, dem 10. Oktobers wurde nach einer Fahrt bis an den Fuß des Berges mit der Elektrischen, deren Wagen wieder um die Stadtverwaltung gestellt hatte, der Aufstieg auf den Ieschken unternommen, der bei schönstem Wetter ebenfalls zur Feier des Tages sein freundlichstes Gesicht aufgezogen und dadurch auch die engere und weiteste Ferne anqesteckt hatte, so daß man eine Aus sicht genoß, wie sie im Jahre kaum einmal zu sehen ist. Auch hier aus dem Ieschkengipfel wurde die Gesellschaft durch den Obmann des Gebirgsvcreins für das Ieschken- und Isergebirge, Herrn Schul rat Tersch, herzlich begrüßt. Nach aemelnsamem Mittagsmahle im Ratskeller, bei dem Herr Stadtrat Dr. Nagel nochmals die unver gleichliche Gastfreundschaft der Reichenberger pries und Herr Sena tor Hans Härtel die ernsten Aufgaben des Deutschtums in schwer gefährdeter Zeit betonte, führte Herr Architekt Kletzl durch die Sehens würdigkeiten der Stadt, insbesondere durchs Rathaus mit seinen Prachtgemächcrn und das Sparkasscngebäude, wo die Teilnehmer durch Herrn Direktor Wentzel empfangen wurden und in dem auch die heimatlichen Sammlungen der Stadt untergebracht sind, unter denen ganz besonders die eigenartig schönen Weihnachtskrippen her vorgehoben werden müssen, die in anderer Weise wie die im Gör litzer Museum befindlichen einst kaum in einem Hause Reichenbergs fehlten. Auch der berühmte, in Kratzau bei Reichenberg geborene Maler Führich hat mancherlei zu solchen Krippen in trefflicher Weise gemalt. Leider konnten die Einrichtungen der städtischen Fürsorge arbeit wegen Zeitmangel nicht so besichtigt werden, wie diese es nach den Erklärungen des Herrn Dr. Joses Heller verdient hätten. Die ganze Veranstaltung war durch die hingebenden Bemühungen und die hochwertige Gastfreundschaft der Stadt Reichenberg, ganz be sonders aber ihres Magistratsdirektors Dr. Ringlhsan, zu einem bis ins tiefste Herz hinein befriedigenden Erlebnis geworden, das sicher ein neues festes Band der Freundschaft zwischen den Deutschen diesseits und jenseits der Grenze geflochten hat. Der innioe Dank an die Deutschen Reichenbergs gipfelte beim Abschied in den Worten: Aus frohes Wiedersehen in der Neißestadt Görlitz! >V-I. Ein Jubiläum des Zittauer Stadttheaters 30. Oktober jährt sich zum 125. Male der Tag, an M-U dem das Zittauer Stadttheater errichtet wurde. 125 Jahre sind vergangen und die Wünsche, die ' Meister Schönfelder in seiner Rede ausgesprochen hat, sind in Erfüllung gegangen und wir wollen hoffen, daß sie auch weiterhin Geltung haben mögen. Eine Abschrift dieser seinerzeit bei Gottfried Müller ge- druckten Rede wurde uns zur Verfügung gestellt mit dem Er suchen, diese in unserer Zeitung zum Abdruck zu bringen, tzochedelgebohrne, Hochedle, Insonders Hochzuverehrende Herren, Gönner und Freunde! Nur wenige Monate sind es, daß wir hier versammelt waren, um zu einem Gebäude, dem nichts, als der edelmülhige Sinn einiger Kunstfreunde Zittaus sein Entstehen gab, den Grundstein zu legen; und schon sind wir hier, um diesem Ge bäude den Strauß aufzusetzen, einem Gebäude, das nicht ein Schauplatz, wo leeres Gaukelspiel, theatralische Possen und burleske Späße die Sinne ergötzen, ein pöbelhaftes Lachen heroorbringen, und ächten Kunstgeschmack mehr ertödten, als erhöhen und beleben, sondern das ein Tempel werden soll, den Musen und Grazien nur geheiliget. in welchem durch Darstellung ächter Kunst die Bewohner dieser Stadt nicht allein zu gewissen Zeiten des Tages eine zweckmäßige Erholung finden, sondern den sie auck, so oft sie ihn besuchen, gebildet an Ge- schmack für wahre Kunst, ja was noch mehr — gestärkt und beseelt zu edlen Thaten, und erwärmt für alles Gute verlassen sollen. Wem haben wir es nun wohl zu danken, daß der Bau dieses Hauses, dessen Bestimmung so wichtig und so groß, in so kurzer Zeit so weit gediehen ist, daß wir seiner baldigen Vollendung mit den frohesten Erwartungen entgegen sehen? Gewiß, nächst der allgüiigen Vorsehung, haben wir den schnellen Fortgang dieses Baues nur den rühmlichen Gesinnungen derer Edeln unter unfern Mitbürgern zu verdanken, die es für