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Humor hatte wieder einmal fiir eine kurze Spanne Zeit die Sorgen des Alltags vergessen lassen. Alles in allem - ein wohlgelungener Abend! Am 18 März 1926 war ein alter, lieber Bekannter, Herr Richard Laube-Leipzig, Direktor des Instituts „Kosmos", Gast des hie sigen Humboldtoereins. Sein Bortrog: „Auf klassischem Boden, Wanderungen durch Griechenland" war klar und anschaulich. Es wurde gezeigt, wie ein ursprünglich reiches Land von seiner Höhe herabsinkt, wie es durch unsinnige Abbolzung unfruchtbar werden kann. Herrliche Bilder von Athen, der Akropolis, den öffentlichen Gebäuden, den Tempeln uiw. zogen vorüber, bekannte Orte (Eleusis, Korinth ulw.) wurden besichtigt, Bauwerke im dorischen, jonischen und korinthischen Stile wurden gezeigt. Eingeflochten waren Be trachtungen über Land und Leute, kulturgeschichtliche Fragen. Griechen land ist durch Uneinigkeit und Zerspaltung unter den Volksgenossen von seiner Höhe herabgesunken, durch wirtschaftlichen Raubbau in eine Wüste verwandelt worden. Darum klang der Vortrag aus in der Mahnung, am Guten und Schönen sestzuhalten, damit das deutsche Vaterland wieder zu Ansehen in der Welt gelangt. Viel Gutes schaffen hier die Vereine für Volksbildung und -aufklärung, wie z B. die Humboldtoereine. Die Vortragsreihe des Winters 1925/1926 wurde am 2. April abgeschlossen durch den Retchcnberger Lichtbildner, Herrn Franz Aurich. Sein Vortrag führte ins „Kummergebtrge und seine Umgebung". Eine Karte zeigte den Laus des Polzen von der Quelle am Iefchken bis zur Mündung in die Elbe bei Tetschen. In künstlcrisch-prächtigen Bildern zog das herrliche Gebiet des Nord- böhmerlandes am Auge vorüber, der Heideteich, die burggekrönten Bösiqe, der Hirschberger Großleich, Thammllhl, der malerische Höllen- gründ bis Böhmisch-Leipa. In Politz-Sandau gedachte der Vor tragende des originellen Dechanls Wenzel Hocke, zeigte dessen Ge- burtshaus und das ihm errichtete Denkmal. Es wurde noch dem gewerbefleikiqen Franzenstal, dem industriellen Bensen, sowie Boden bach und Tetschen ein Besuch abgestaltet Der Vortrag regte die Wanderlust an. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Hentschel, benützte die Stimmung, um seinen Wanderplan für den kommenden Sommer darzubicten. Hainewalde. Am 8. Oktober fand im Gasthof zum Mandau- tal die leider nur recht schwach besuchte Hauptversammlung des Vereins für wissenschaftliche Unterhaltung statt. Von den zahlreichen Bortragsangeboten für das Winterhalbjahr konnte kein Gebrauch gemacht werden, da die finanzielle Lage des Vereins nicht erlaubt, ein größeres Risiko einzug-hcn. Bon den durch Bei- träge eingegangenen Mitteln ist im letzten Jahr die Bücherei des Vereins durch viele schöne Bände bereichert worden. Es wurde u. a. beschlossen, am 30. Oktober im Gasthof Niedeikretscham einen Licht- bildervortrag „Die deutschen Nordseetnseln" zu veranstalten. Die Vorführung soll wieder am Nachmittag sllr Schulkinder und am Abend für Erwachsene stattfindcn. Am Schluffe der Versammlung legte der bisherige verdiente I. Vorsitzende, Herr Gustav tzalang, sein Amt nieder; an seine Stelle wurde Herr Lehrer Iüpner gewählt, der Gelegenheit nahm, Herrn Halang für die im Dienste des Vereins geleistete Arbeit zu danken. Uber weitere Veranstaltungen im Winter halbjahr wird ein Ausschuß beraten. Waltersdorf. DerHochwald-Lausche-Gau (Ortsgruppe Waltersdorf) hatte mit seiner letzten Mitgliederversammlung in der Rübezahlbaude zugleich einen Werbeabend für die Ziele des Gaues verbunden. Deshalb waren der Einladung nickt nur zahl reiche Mitglieder und Gäste aus Waltersdorf und Großschönau ge- folgt, sondern auch die benachbarten Ortsgruppen waren stark ocr- treten. Nach der Begrüßung der Gäste, vor allem auch der zahlreich erschienenen Damen und Herren des Zittauer Skiklubs durch den 2. Vorsitzenden der Ortsgruppe, Herrn Diplomingenieur Ludwig, ergriff der 1. Vorsitzende des Gesamtverbandes, Herr Kaufmann Herrlich-Oybin, das Wort zu einem überaus fesselnden Vortrag über die Notwendigkeit des Berkehrsocrbandes für die wirtschaft liche Erschließung der Heimat und ihrer Berge. In fast ein stündiger Rede faßte er alle Leistungen des Gaues der letzten Jahre aus dem Gebiete der Verkehrsverbindungen und des Fremden verkehrs zusammen und verstand es metsterhaft, die Zuhörer nicht nur von der Notwendigkeit des wetteren Ausbaues der Ortsgruppen zu überzeugen, sondern sie selbst zu freudigen Mitarbeitern an der großen Sache zu gewinnen. In seinen Betrachtungen zur Sommer- saison 1926 gab anschließend der 1. Vorsitzende der Ortsgruppe, Herr Bürgermeister Michel, etnen kurzen Bericht über die Tätigkeit der Ortsgruppe im letzten Halbjahr. Er streifte die Fragen der Wege bauten und Wegemarkierungen und zeigte an Zahlen, daß trotz des äußerst ungünstigen Sommerwetters der Fremdenbesuch in Walters dorf gegenüber dem Vorjahr um 120 Prozent zugenommen hat. Aus Wunsch der Ortsgruppe gaben im weiteren Verlauf der Versamm lung die Herren Prokurist Schmidt und Kaufmann Delo sea vom Zittauer Skiklub nähere Auskunft Uber die Bestrebungen des Klubs für den Bau einer Sprungschanze an der Lausche und über den für dieses Jahr geplanten Langlauf auf dem Gebiet von Waltersdorf. Die Ortsgruppe nahm von den Ausführungen dankend Kenntnis und versicherte durch ihren Vorsitzenden die Br- rcilwtlligkeit, die Bestrebungen des Skiklubs mit allen Mitteln zu unterstützen. Zum Schluß überbrachte Herr Schulleiter Menzel- Ionsdors noch die Grüße der benachbarten Ortsgruppe und gleich zeitig die Einladung zu der am 14. Oktober stattfindenden Herbst versammlung des Hochwald-Lausche-Gaues in Jonsdorf. Ein Kon zert der stets hilfsbereiten und aerngesehenen Waltersdorfer Haus kapelle hielt Mitglieder und Gäste noch längere Zeit in fröhlicher Geselligkeit beisammen. ÜHtobenagtii»g aer «erellrchan kür fieimatHunde rv Merrwelaa Auch diese Veranstaltung der Gesellschaft erfreute sich zahlreicher Teilnahme der Mitglieder und werter Gäste. Für den Vortrag: „Zwei Nagetiere unsrer Heimat" war Herr Zimmermann- Dresden gewonnen worden. Und darin war das überaus Interessante der Darbietungen zu suchen, daß der Vortragende auf Grund eigenster Forschung und mit zahlreichem Anschauungsmaterial seine Zuhörer in das Leben und Treiben unsrer heimischen Ratten cinsithren konnte. Deutschland besitzt drei echte Ratten: die Wanderratte, die Haus ratte und ägyptische oder Dachratte. Die Wanderratte als die ver breitetste ist auch die größte. Sie unterscheidet sich durch den oberseits graubraunen, unterseits weißgrauen Pelz, durch kleinere Ohren und einen verhältnismäßig kurzen Schwanz, der etwa zwei Drittel der Kopfrumpflänge erreicht. Die Hausratte ist dunkclgrau bis braun- schwarz mit ebenfalls dunkler Unterseite und besitzt große Ohren nnd einen Schwanz, der mindestens Kopsrumpflänge erreicht, in den meisten Fällen diese aber noch übertrifft. Die Dachratte ähnelt in der Färbung der Wanderratte, besitzt im Gegensatz zu ihr aber rein weiße Unterseite, stimmt in den Körpermaßen dagegen aber völlig mit der Hausratte überein und wird (und wohl mit Recht) von den meisten Zoologen nur als eine geographische Form der letzteren auf gefaßt. Die Dachratte ist erst durch Napoleons Feldzug nach Ägypten bekannt geworden. Sie trat in Deutschland bis vor kurzem nur in einigen wenigen Hafenorten und an einigen vereinzelten Stellen Süd deutschlands auf. Die Hausratte gilt als die ursprüngliche Ratte Deutschlands und soll durch die erst im 18. Jahrhundert eingewandcrte Wanderratte verdrängt worden sein: eine Auffassung, gegen die man aber heute berechtigte Zweifel hegt. Biel aber dürften kulturelle Einflüsse es gewesen sein, welche die von jeher in Deutschland vorgekommene Wanderratte in ihrer Vermehrung begünstigt und die Hausratte zurllckgedrängt haben. Die Annahme, daß die letztere in Deutschland überhaupt verschwunden gewesen sei, hat sich als irrtümlich erwiesen. Nähere Nachforschungen ergaben, daß sie an sehr vielen Stellen noch vorhanden war und vorhanden ist. In Sachsen, dessen zoologisches Schrifttum die Hausratte nur bis Ende der 70 er Jahre erwähnt, beobachtet man nun seit Kriegs ende ein erneutes Auftreten dieser Ratte. Zusammen mit ihr kommt die vom Vortragenden zuerst erkannte, bis dahin noch nicht für Mitteldeutschland nachgewiescne Dachratte vor. Beide Tiere sind in ihrer Verbreitung in Sachsen zunächst noch auf Dresden und von Dresden elbabwärts gelegene Orte beschränkt. Sie haben das Elb tal aber auch schon verlassen, scheinen dabei aber nirgends Uber größere Entfernung als 10—12 Kilometer hinaus vorgedrungen zu sein. Von der Dachratte lassen sich mit Leichtigkeit zwei, von der Hausratte ebenfalls zwei, vielleicht gar drei verschiedene Formen unterscheiden. Die Tiere, die die gleichen Aufenthaltsorte miteinander teilen, paaren sich in ausgedehntem Maße untereinander, so daß die reinen Formen immer seltener werden. Die Dachratte war von beiden ursprünglich die häufigere, doch hat in neuerer Zett auch die Haus- ratte erheblich an Zahl gewonnen. Bemerkenswert ist, daß die Tiere die im Schrifttum angegebenen Maße ganz erheblich, bis zu 25 Prozent, übertreffen, auffallend auch, daß dort, wo Haus- und Dach ratte austtelen, die Wanderratte zurückgeht, ja ganz verschwindet, und daß an den Orten, wo sie sich noch gemeinsam finden, eine scharfe Trennung in den von ihnen bewohnten Räumen stattfindet. Das heutige Vorkommen der Hausratte, wenigstens in dem beob achteten großen Umfange und das Erscheinen der Dachratte in Sachsen gehen auf Einwanderung zurück. Die beobachteten ver schiedenen Formen beider Tiere deuten daraus hin, daß die Ein wanderung von verschiedenen Stellen vor sich gegangen ist Eine kleinere, tiefschwarze Form der Hausratte läßt es wahrscheinlich er»