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su a Ding. Of een Oart denkt a su, of d' anner wieder annersch." « Ungeduldig schrie ihm Ruth zu, da wisse sie soviel wie erst. „A ös oerschossn e Diech," gestand da Eduard ganz unvermittelt. „Wößter doas gwieß?" Das hatte nicht den Bruch teil einer Sekunde lang eine Lücke zwischen Eduards Behauptung und Ruths Frage gelassen. Eduard nickte und fuhr langsam fort: „Aber a denkt, woas soll'n iech oarmer Teifl öm de Riegertoachter schoar- wenzln? Fr miech ös die doach nö gwachsn." Ruth verstand nicht, was in ihr überwog, befriedigte Eitelkeit oder Bedauern. „Wie kömmt a denn zo dar Oasicht?" fragte sie, ohne zu bedenken, wieviel sie damit gestand. „Fa, doas ös abn su. Woas a oarmes Luder ös, doas läßt'ch ne gern auslachn." „Auslachn? Bo wan denn?" „Nu vo Dar." Ruth schwieg verlegen. Wenn sie jetzt weiter redete, war das Geheimnis, das solange ihr selbst verborgen ge wesen war, vor dem Onkel Eduard gelüftet. Und das so ohne weiteres von sich aus zu tun, brachte sie nicht fertig. Da fragte Eduard leise: „Of d' Letzt tatst' n amend goarne auslachn?" Zögernd kam es von des Mädchens Lippen: „N—nee." Und jetzt war es Ruth, als sei eine Last von ihrem Herzen gewichen. Eduard Mr erwies sich plötzlich als gewiegter Diplo mat, der nicht stehen blieb, wenn das Ziel nahe lag. „Doas muß a abn oh wössn," sagte er. Bon Ruths Lippen klang es leise: „Iech koan 's 'n doach aber nö soin." „Nu ja, nu nee, aber merkn mußt's'n a brinkl lossn. Doarfst Dch nö ock ömmer mie'n zankn. A foaßt doas sonst annersch uf, wie Du's meenst." „Iech muß doach ock mit'n streitn, doaß a wingstns 's Maul uftutt. A macht ju sonst ock ömmer grüße Bogn öm miech." „Aber amend ös no Zeit, su a bößl eizolenkn. Na, mach's ock, wie D' denkst!" Damit ging er in das Haus. Er wollte nicht zu viel sagen, um des Mädchens Selb ständigkeit nicht zu kränken. Ruth aber sagte sich, der Onkel habe zwar recht, doch sei es eben nicht leicht, den Mund zu halten, wenn man immer gereizt werde. 17. Kapitel. WarumdieRiegertochteramliebstensichselber ohrfeigen möchte und der Riegerbauer sichwie ein von der Kreuzotter hypnotisierter Gimpel vorkommt. m Gemüsegarten ging um diese Zeit des Rieger- gutes unwillkommener Gast, die Frau Fasold, auf und ab und prüfte mit kritischem Auge den Stand des Wachstums. Ohne die Gästin dort zu vermuten, trat die Rieger- tochter in den Garten. Jetzt das Vesperbrot aufzutragen, war ihr nicht möglich. Sie wollte dem Leo Adam jetzt nicht unter die Augen kommen. Da werde sich schon eine Magd der Sache annehmen, sagte sie sich. „He, Ruth!" schallte ihr da eine Stimme entgegen. „Komm ock amol har!" und aufschauend gewahrte das Mädchen die Fasoldn. Lieber wäre sie zwar im Augen blicke mit ihren Gedanken allein gewesen, aber sie mußte dem Rufe schon Folge leisten. Die Frau Fasold tat sehr freundlich, faßte das Mäd chen bei der Hand und sagte: „Nu will'ch Dr ock amol woas soin. Iech hoatt mr vo Där a ganz anner Bild gmacht. Aber Du böst ju off 'n Gült de Vernömftgste. Glei von örschtn Tag oa, wu 'ch do woar, hoa 'ch doas gmerkt. Iech hält 's goarne gdocht." Ruth hörte sehr gut das Zweideutige dieses Kompli mentes und fragte verwundert: „Ja, aber woarömdn nö?" Ob dieser Frage wunderte sich nun wieder die Frau Fasold. „Nu, weil D' doach enio abn a bößl verschrien böst," erwiderte sie, „se soin, wärscht bies. Iech hoas moanchmol ghorrt, wenn se vo dr biesn Riegertoachter redtn, iberhaupt woas su de Karln onnernanner sein." Gleichmütig sagte Ruth: „Nu ja, die missn doach wingstns woas derfir hoan, doaß 'ch schonn su moanchn heemgschickt hoa." Aber mit schadenfrohem Lächeln fuhr sie fort: „Frau Foasldn, nu mecht'ch Sie aber oh woas soin." „Woas'n?" „Aber Jähr dörst mersch ne ibl nahm." „Eb de Foasldn woas ibl nömmt, nömmt se goarnischt." „Mär ös doach mit Euch groad su gang," sagte Ruth schalkhaft. Die Frau sah verständnislos auf das Mädchen. „Wie dn?" „Nu, iech hoa gdocht, Jähr sed wunnerwoas fer a dieser Drachn." Die Fasoldn schlug die Hände zusammen und rief: „Nu soi mer ock, woarömdn doas?" Könnter'ch doas ne denkn?" „Nee," meinte die Frau, allerdings etwas unsicheren Tones. „Nu, weil se Euch ock iberoal de biese Foasldn heeßn,' quittierte jetzt Ruth und zahlte noch den Zins mit aus indem sie hinzusetzte: „Aber ne ock de Karln." Die Frau Fasold biß sich jetzt auf die Lippen und sagte wie verdutzt: „Doas ös doach ne miglch. E men Labn hoa 'ch do no nischt ghorrt." „Sö warn's oh ne groad ver Euern Uhrn soin." „Nee nee, wie se ock of su woas komm?" zeterte die Frau. Ruth lachte spitzbübisch. „War weeß denn? Jähr ghörrt amend oh zo dann, die'ch ne groad a X fer a U machn lossn. Iech hoa ju no ne vill dervon gmerkt, aber Huhr hoatter amend oh öffn Zänn." „Die hoa 'ch, die hoa 'ch," fiel die Frau schnell ein, „aber nee, su an verdoammte Bocht!" Sie erregte sich und wurde laut und heftig. „Su an Zunoam ufzobreng! De biese Foasldn! Ond derbei hoa'ch no kenn Mentschn woas gton. Su an verfluchte Bagasch, an iälende! Wenn'ch se ock amo onner d' Pfutn kriggt, iech wellt'n schonn heemloichtn, miech de biese Foasldn zo heeßn! Nee, doas ös außer 'n Spoaß. Iech loß mer wu woas gfoalln, aber woas zo vill ös, ös zo vill. Zeitslabns Hot mer kenn woas gton. Zeitslabns Hot mer'ch mit kenn gzankt. On do tutt en die Schweinband suwoas oa." Um Ruths Mundwinkel zuckte verhaltenes Lachen. „Tutt'ch ock dasterwajgn nö orscht su dereschpern!" Fortsetzung folgt.