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Gebacken wurde früher in den eigens hierzu hergerichteten Backhäusern hinten im Garten, die jetzt zum Teil nieder gerissen und durch Backherde im Hause selbst ersetzt sind. Für jedes Familienmitglied wird noch besonderer Kuchen gebacken. Das Gesinde bekam sein Kirmesgebäck zugeteilt. Kirmes-Sonntag früh, nachdem sich alle an Kuchen und Kaffee gelabt haben, und auch das Vieh besseres Futter als sonst erhalten hat, gehen sämtliche Hausgenossen bis auf die Bäuerin, welche das Essen kocht, in die Kirche. Selbstver ständlich zieht jedes seine beste Kleidung an. Nach dem Kirch gänge um die Mittagszeit kommen dieKirmesgäste aus den benachbarten Orten. Das Mittaqsgericht besteht aus Nudel oder Reissuppe, Rindfleisch mit Meerrettichtunke, Schweins oder Kalbsbraten mit Dämpf- oder Sauerkraut, Pflaumen und anderem. Selbstaufgefülltes Bier spült die Bissen hin unter. Auf der Gemeindeaue steht ein Karussell, im Haus flur des Kretschams befindet sich ein „Paschtisch", auf dem Alt und Jung gegen einen geringen Einsatz Zucker- oder Porzellanwaren, wie Tassen, Teller und anderes mehr für den höchsten Wurf empfängt. Am Abend spielt die Dorf musik im Kretscham. Da dreht sich alles um die „Säule", daß das Haus wackelt, und manche alte Bäuerin, mit der es schon lange nicht recht gut gehen wollte, fliegt heute nur so über den weiten Saal! Das macht die Musik! Kirmes-Montag ist meist nur noch ein halber Feiertag. Am Vormittag werden überall leichtere Arbeiten in Haus und Hof verrichtet, worauf nachmittags dann „Feiertag" gehalten wird. Den Sonntag nach der Kirmes findet die „Nachkirmes" statt. Wie die Kirmes sich zu einem wirklichen Volksfest ge stalten kann, beweist ein Bericht aus einem Dorfe unweit von Görlitz nach Sachsen zu. Ihm zufolge wurde das Kirch weihfest daselbst im Jahre 1920 in folgender Weise gefeiert: Am Sonntag mittag sammelte sich die Jugend im Kretscham und trat um 12,15 Uhr zum Festzuge an. Vor diesem her ritten zwei Herolde, deren Schuppenpanzer im Sonnenlichte glitzerten. Ihnen folgte unter den Marschklängen einer Mu sikkapelle die männliche Jugend mit Armbrüsten. Weiter sah man im Zuge zwei als Marketenderinnen verkleidete Mädchen mit den mit Reben geschmückten Weinfäfchen, die dann gegen einen freiwilligen Betrag den Inhalt des selben verschänkten. Zwei mittelalterliche Narren trieben ihr Spiel mit alt und jung, und die Aufmerksamkeit der Kinder nahmen ein kostümierter Bär und ein Affe in Anspruch, die von Indianern geführt wurden. Ein Polizist gab durch seine Sorge für die Ordnung nur Anlaß zur Heiterkeit. (Ähnliche Aufzüge werden auch in Reichenau bei Zittau und Um gebung veranstaltet. Die Schristleitung.) Nachdem man den angesehensten Personen der Gemeinde ein Ständchen ge bracht hatte, löste sich der Zug auf dem Festplatze auf. Nun ging es an das Adlerschießen. Desgleichen wurden auch Lose verkauft, Karussell, Würfelbude und Glücksrad sorgten für weitere Belustigung. Am Montag fand der Umzug nochmals statt, während abends beim Einzuge Schützenkönig und Schützenkönigin gefeiert wurden. Möge unserer Lausitzer Kirmesfeier ihr volkstümliches Gepräge gewahrt bleiben für alle kommenden Zeiten! Walther Bogel. DverßaufStzer Gd andSleute vksteNI lest vte Dverlausjtzer^^Heirnatzettung De <Alevee»aufitz Von O. Walter NzeinkoId - Zwickau lm märckenvollen Waldeskrieben Liegt meiner Mnbkeil Paradies — Vas sckönsts Sleckel ist kinieLen Vs ssleberiausitz ganz gewiß. Wie oft denk ick im Stillen deute vns Säusel bei der bökmscben <Zrenz Und an die scbiicbten braven Leute — Vns Weiknacktsspiel beim f^rüppel>§ränz. Oft wanderte mit mir der Vater vurcbs stille Land, zum Berg Oybin, va sak icb aucb das Waldtkeater lm kabelkaktsn Oämmerglükn. Vom Zingl-Zangl könnt ick singen Vas kroks Lied der Sinderzeit, vurkt über Sras und VIumsn springen Voll Übermut und Seligkeit. Sier fand icb aucb mein liebes Mädcken Vm Srenzkaus, vor dem sslpkelbaum - Sie war die Sckönsts kier im Städlcken Und gar so lieblick anzusckaun. Im vraum knie ick vor Llndackt nieder Im ?riedkok vor dem Muttergrab, Ick sek die liebe Mutter wieder Und weine keimlick wie als l^nab. vis kroke Zeit der Kindkeilsträume War dock das seelenvollste (Zlück — O, ikr vertrauten Seimatträume, Ick denk so okt an euck zurück! Das Wintersportgebiet der - südlichen Lausitz W. Lssder, Lauba ^^n früheren Seiten begann mit dem ersten Flocken- fall in den Gegenden der südlichen Lausitz eine stille Zeit. "Je höher der Schnee sich aufschichtete, umsomehr ließ der Verkehr nach und schließlich versanken die höher gelegenen Grte in einen Dornröschenschlaf. Winter l Heute besitzt dieses Wort Zauberkraft. Seinen Schrecken hat der Winter verloren und dem Schnee, den man früher ungern kommen sah, wird jetzt ein froher Willkomm bereitet. Auch hier in der Südlausitz ist man zu der Einsicht gekommen, daß der nordische Decg- winter mit seinem eigenen Äeize auch reiche Lebens freude für die Menschen birgt. Viel später allerdings als in den großen deutschen Mittelgebirgen (Äiesengebirge, Schwarzwald, Harz, Thüringen, Erzgebirge) hat sich im Gebiete der südlichen Lausitz der Wintersport eingebürgert. Den Ski in seiner gegenwärtigen Form haben wir von den Norwegern übernommen. Langsam erwarb er sich Daseinsberechti gung. Die langen, steifen Hölzer schienen nicht dazu an getan, ein besonderes Vergnügen und außergewöhnliche Genüsse zu verschaffen, man begnügte sich deshalb in althergebrachter Weise mit Schlittschuhlauf und Modeln. Mit der Seit indessen fanden sich Lehrmeister, die über die Befestigung und Handhabung der Bretter An leitung gaben. Man war stolz darauf, die Hölzer in gleichlaufender Spur bewegen zu können und bediente sich zur Nnterstlltzung eines mehrere Meter langen kräf tigen Stockes, auf den man sich setzte, wenn die Fahrt allzu schnell wurde. Nm auszuhalten, warf man sich rück lings in den Schnee. Bald wurde dec lange starke Stock durch zwei leichte, kurze Stöcke verdrängt. Man lernte