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Die'Lausitzer Bienenweide Don Otto Flösset M /^s^f^Hiinchhausen erzählt in einer seiner Schnuren, er H habe, als er in Gesangenschaftgeraten sei, des W Bienen auf die Weide treiben müssen. W Das ist eine spaßige Geschichte. Wenn man aber 8 in diesen Tagen in die Lausitzer Heide kommt, W fällt einem die launige Erzählung unwillkiir. "ch ein. Es ist ganz gleich, wohin man seine Er«E4444r Schritte lenkt; um die einstige Buschmühle hinter Kamenz, bei Uhyst an der Spree, bis nach Primkenau hinab in Schlesien: überall sind vielhundert Bienenkörbe aufgestellt. Nur tief hineinwandern mutz man in die Heide. Denn der Lärm der Straße taugt nicht für das stille Schaffen der Immen. Ist das ein wundersames Ergötzen, so immerfort zu gehen durch die schweigsame Heide. Eingebettet in Hellen Dünensand läuft der schmale Weg dahin, beschattet von Kronen dunkler Föhren. Neckisch spielt das muntere Eichhörnchen im Geäst. Hier lugt das Heidebächlein mit Hellen Augen unter schirmen« den Farnkräutern hervor, gesellt sich einem bei, plaudert mit einem, als wäre man seit lang gut Freund mit ihm, geht ein« Wegstrecke mit, bis es schließlich über Helle Kiesel hinweg hinter moosigem Hügel wieder waldein springt. Dom dunklen Wald boden aber leuchtet das Heidekraut auf, hier in blaßrötlichem Schein, dort in blaurotem Licht, hier säumt es in schmalen Rändern den Weg, da breitet es weite Teppiche über den moosgrünen Grund. Bienen hängen sich an die kleinen Glück- chen und tragen den Nektar heim. Ihr Summen erfüllt rings die Luft. Da geht der Weg an einem Häuschen vorüber. Trau lich ist es gebettet in das Grün der einsamen Heide. Weit reicht das Strohdach über die niederen Fenster herab. Ein Bänkchen vor der hölzernen Tür träumt in den Mittagsfrieden hinein. Uber den Zaun lehnen Waldrebe und Bohne Arm in Arm und blinzeln behaglich ins grüne Revier hinaus. „Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese Einsamkeit." Hier geht einem die ganze Poesie der Worte aus. Das ist die Heimat des Bienenvaters. Aus dem kleinen Gärtchen leuchtet es in grünen, roten, gelben, blauen Farben. Da stehen in langen Reihen Bienenstock an Bienenstock. Man wird versucht, zu zählen. Aber man gibt es bald wieder auf, Es find deren zuviel. Der Bienenvater wird einem Bescheid tun. Eben tritt er aus der Tür heraus. Zum Fürchten sieht er aus mit seiner Drahthaube über dem Kopf und der dampfen den Pfeife, die seltsam genug aus den rostigen Maschen her vorsticht. Denn ohne Tabak nur ein halber Imker. Wie er aber die Haube abstreift, ists gar nicht so schlimm mit ihm. Freund lich reicht er einem die Hand und schaut einem ins Auge, bieder und treu, und man weiß: Er meint's aufrichtig. Ehr liches Volk hier drunten in der Heide. Hundert Bienenstöcke sind es. Man staunt über die Zahl, und er versichert, daß es in anderen Jahren zwei- und dreihundert waren. In manchen Gegenden gibt es deren an die tausend. Es sind nicht alles seine Völker. Wohl hat er Körbe mit darunter, doch ist bei ihm die Mehrzahl der Bienen „in Pension". Alljährlich, wenn der Sommer sich zum Herbste neigt, genau um den 15. August herum, kommen die Imker aus den Städten und Dörfern und bringen ihre Bienenstöcke in die Heide. Selbst aus entfernten Gegenden kommen sie, für manche ist es gar eine weite „Bölker"-Wanderung. Das gibt immer einen geheimnisvollen Transport. Denn er kann nur in der Nacht geschehen. In solch Augustnächten geht es mitunter fast gespensterhaft zu ums stille Waldhaus. Da gehen Gestalten auf dunklen Wegen daher und fahle Lichter huschen um die Stämme der Bäume. Zuweilen blitzen auch grelle Scheinwerfer auf im weißen Sandweg. Denn manche der Bienenvölker werden im Automobil hierher gebracht, auch sie müssen dieses moderne Verkehrsmittel kennen lernen. Nun haben die Bienen eine neue Heimat bekommen. Täglich fliegen sie aus, Honig aus der Heideblüte Heimzutragen. Der Heide honig steht besonders hoch im Wert. Das ist auch der Grund, warum man sie hierher in Pflege gibt. In der Tat, das ist eine richtige Bienenweide. Davon bekommt man erst das rechte Bild, wenn einen der Immenvater an die Stände heranführt. Ist das ein Summen und Surren. Während man ängstlich seine Haube über dem Kopfe festzieht und die Hände dann tief in die Taschen oer- gräbt, wagt sich der Bienenvater unbewaffnet in das dichteste Gewimmel hinein. „Meine Bienen kennen mich", versicherte er. Die kleinen Tiere, man sollte es kaum glauben. „Nur manch mal ist Aufruhr unter den Völkern. Wehe demjenigen, der dann in ihre Nähe kommt." Was der Grund zu solchem „Bölkerkriege" ist, das ist immer schwer erkenntlich, das dürsten richtig auch nur die Bienen selber wissen. Gottlob, daß sie zu dieser Stunde im „Völkerbünde" einträchtig beieinander wohnen. Vor den Fluglöchern geht es geschäftig zu, das ist ein immer- währendes Kommen und Gehen. Jede hat ihre Bestimmung, jede weiß ihren Weg. Im Bienenstaat ist alles weislich ge ordnet. Vorsichtig öffnet der Bienenoater die „Hintertüren". Da sieht man Rähmchen neben Rähmchen hängen. In jedem sind weiße Wachswaben ausgespannt. Die Bienen hängen in dicken Klumpen daran. Wievtele mögen es sein? „90000 ge hören zu einem Stand", antwortet einem der Imker. Neunzig, tausend. Hundert Stände sind hier vereinigt, anderswo tausend. Das gibt Millionen von Bienen. Nach dem Honig aber schaut man vergebens aus. Gestohlen? O ja, es gibt Honigdiebe auch hier in der Heide, wenn es auch nicht gerade Bären sind wie zu Münchhausens Zeiten. Aber nein: Es ist ein schlechtes Honigjahr. Der immerwährende Regen bisher und dann die Kühlen Tage: da wollen die Bienen nicht eintragen. Ja, vor zwei Jahren, da gab es Honig in Hülle und Fülle, da trugen vierzehn Völker Viereinhalbzentner Honig ein. Bei 2 Mark das Pfund gab es immerhin 900 M. Erlös. Heuer aber muß der Imker froh sein, wenn er nicht noch Geld darauf legen muß. Immerzu kommen sie aus den Dörfern und sehen, ob ihre Bienen auch fleißig sind. Aber sie können nur wenig Tröstliches mit heim nehmen. In diesen Tagen, da es die Sonne besonders gut meint und nachzuholen scheint, was sie bisher versäumt, gehen die Bienen mit mehr Ems zu Werke. Und so besteht Hoffnung, daß doch noch eine, wenn auch gering« Ernte zuwege kommt. Freilich ist das nur eine schwache Hoff nung. Denn bald ist die Zeit der Heideweide vorbei. Bald nach dem Marientage kommen die Imker und holen ihre Völker heim. Denn dann legt die Waldspinne ihre Netze über die Heide, und die bringen der Biene den sichern Tod. Heimat A. Weber, Zittau I>m Hellen Sonnentag stehe ich auf sanft ansteigender Höhe und unten im lieblichen Tale liegt mein Heimat- darf. In leichten Windungen zieht sich ein grünes Band zwischen den Häusern hin. Es sind die Wipfel der Erlen und Eschen, die am Bache stehen. Und dir kleinen, allen Häuschen schmiegen sich zutraulich an die Bäume, selbst umflort von sommerlich- sattem Grün. Nur hin und wieder blinkt das srischrote Ziegel- dach eines neuen Häuschens heraus, aber sonst ist alles noch, wie es einst schon war. Wir saftig noch dir Wirsen sind! Die braune Erde frisch gepflügter Acker zeugt von geborgener Ernte. Jenseits des Dorfes steigen die Hänge höher empor. Die Bergkuppe trägt stimmungsvollen Nadelwald, aus dessen Regelmäßigkeit sich