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ltschen Gläubigen. 3m Jahre 1900 brachten nicht weniger als 30 Prozessionen an die 7000 Gläubige hierher. Meist sind es Kranke, die Heilung von jahrealten Leiden suchen. Eine Berührung der kranken Stelle mit dem Stein bringt Genesung. Für die Bielen aber, deren Leiden ihnen nicht erlaubt, selbst an die Quelle des Heils zu pilgern, bringen liebreiche Hände wundertätige Mittel mit heim. Hier und dort im Lande wird in Schränken und Truhe» Filipps- dorfer Leinen verwahrt. Man hat es einst bei einer Wallfahrt aus den Gnadenstein gelegt, der Priester hat es geweiht, und nun tut es dasselbe Wunder wie das berühmte Wasser von Lourdes. Aber der Priester muß es geweiht haben! Denn es besagt ausdrücklich ein Anschlag in der Kirche, daß das bloße Berühren mit dem Stein nicht hinreicht zur Wunder kraft, es komme denn der priesterliche Segen hinzu. Bilder in der Kapelle, Geschenke von Geheilten, reden von wunder baren Heilungen durch die Gottesmutter von Filippsdors. Neben der Gnadenkapelle, zu der auch ein Kloster gehört, , erhebt sich die Wallfahrtskirche. Ls ist ein hoher, stattlicher Bau im Basilikenstil, und gerade in diesen Tagen der Überführung der Gebeine der Jungfrau Magdalena Kade hat sie auch äußerlich ein neues, schmuckes Gewand angezogen. 3m Innern schmücken heilige Fahnen das Längsschiff, die Seitenschiffe werden von Stationen aus Jesu Passion ausgefüllt. Bor ihnen knien zum heiligen Fest die Prozessionen in inbrünstigen Gebeten. Altäre stehen an den Wänden mit Heiligenfiguren und Madonnenbildern. Der prächtige Hochaltar steht in einem steinernen Thronhimmel, ihn krönt das Standbild der Gottesmutter mit dem Kinde auf strahlendem, goldenen Hintergründe. Wenn an hohen Festen die 807 elektrischen Sterne, welche den Hochaltar um stehen, und die 500 e'ektrischen Sterne, welche die Seilenaltäre umgeben, in Hellem Glanze leuchten, und auch die Gnaden kapelle in lichter Pracht erstrahlt, daß das Gold in den Decken gewölben, den Fahnen, Altären und Heiligenbildern wider scheint: wenn Weihrauch den Raum erfüllt: wenn Priester in ^prunkenden Gewändern und Ministranten mit Weihrauchkeffeln am Hochaltäre stehen und die gläubige Menge vor der gold strahlenden Monstranz im Gestühl andächtig auf den Knien liegi: das ist ein Anblick, der gewaltig packt. Draußen aber oorm Gotteshaus stehen in langen Reihen Buden, wie sie in jedem Wallfahrtsort zu sehen sind. Da hängen gelbe Kerzen an Schnüren, da liegen Rosenkränze unter Glas, da stehen Gebetbücher in Regalen, da hängen Heiligenbilder an den Wänden, da stehen Heiligenfiguren auf Tischen. Kommen Wallfahrten in den Ort, dann herrscht hier reges Leben: dann will jedes auch ein Andenken mit heim nehmen. Man kaust's, der Priester weiht's und dann trägt man's beglückt nach Hause, wo man's als Heiligtum verwahrt, Kind und Kindeskindern ein heiliger Gruß vom heiligen Ort. Nacht in Zittau Run ruhst du still in Träumen, In Träumen süß und mild, E» raujcht ein alter Drunnen 2m bunten Strastenbild. Dom Kirchturm hallt die Glocke, Leis zieht ein sanfter Hauch Dom fernen Waldgebirge, Hüllt Haus und Daum und Strauch. Der Mond, der gute Durjche, Hat'» Stsrnlein angesteckt, Lin fchworzgetupstss Kätzchen Hoch auf dem Daum er weckt. Rnd kleine Lngelmädchsn Dehn hurtig durch dis Stadt, Gis gissten holden Frieden Nuf ihren Wanderpfad. N. Goldjchmidt. Ein neuer Vulkan in der Oberlausitz Bon W. Andert-Ebersbach t^l^-eim Bau des Sportplatzes in Ebersbach war man im März vorigen Jahres aus die Randpartien eines er- loschenen Vulkans gestoßen. Da anfangs die erstarrte Masse nur gering herausragte, erkannte man nicht die Bedeutung dieses Aufschluffes. Erst später bemerkte der Verfasser dieses Vorkommen und machte daraus aufmerksam. Frisch erscheint das Gestein schwarz wie im Feuer ver brannt, ein echter Basalt. Bor Jahress-ist war noch nichts von dem Gestein zu sehen; denn über dem Basalt lagerte eine jetzt deutlich zu erkennende Schicht, die aus dessen Verwitterungs produkten gebildet ist. Das Gestein ist hierbei in grauen und braunen Grus, der schließlich in eine gelbbraune, zähe und fette Masse übergeht, zerfallen. In dieser finden sich noch zahl reiche halbverwitterte Basaltblöcke. Die Verwitterungsschicht ist durchschnittlich einen halben Meter mächtig; sie liefert an der Oberfläche einen warmen, feuchliqkeits-, alkali- und phosphor haltigen Boden, der die Voraussetzung für eine überaus üppige Vegetation ist, wie diese dem Wanderer an der Lausche und sonst oft in aller Ursprünglichkeit entgegentritt. Unter dem Mikroskop gewährt unser Basalt ein unruhiges Bild; er zeigt eine unregelmäßig verfließende Bandstruktur und löst sich in eine glasige Grundmaile auf, die aus einem richtigen Gewirr langer, farbloser Leistchen von Kalknatron feldspat (Plagioklas), kurzer, dicker Säulchen von grünschwarzem Augil und schwarzer Magnetilkörner besteht. Besonders an ziehend wird der neue Basalt durch Einschlüsse von Olivin, eines Edelsteins, der hier in besonderer G> Ütze ausgebildet ist. Er ist wasserhell, durchsichtig und schimmert ins Grünliche. Oft bildet er ganze Nester. Bon anderen sehr seltenen Mineralien, die wir dann und wann darin antreffen, sind brauner Bronzit und Enstalit, beides Abarten des Augits, zu erwähnen. Die Zwischenräume zwischen den Kristallen füllt eine farblose, un regelmäßig geformte glasige Masse (Nephelin) aus. Die Hauvt- bestandteile des Gesteins sind Augit und Magnetit. Wie schon erwähnt, muß bei der Kleinheit der einzelnen Bestandteile zur Untersuchung das Mikroskop verwendet werden. Die Un tersuchung ist durch Herrn Professor Dr. Reinisch vom Geo logischen Landesamt in Leipzig nach Proben, die ihm der Verfasser zusandte, ausgeführt worden. Erläuternd sei bemerkt, daß zum Zwecke der Untersuchung unter dem Mikroskop Ge steinssplitter durch Reiben aus einer Eisenplatte mit Hilfe von Schmirgel zu durchsichtigen Gesteinsplättchen geschliffen werden müssen. Je nach der Beteiligung der Mineralien (Hornblende, Feldspat und Nephelin) an der Gesteinszusammensetzung werden die Basalte in „horndlendefreie und hornblendesührende Ba salte" cingeteilt. Würde man versuchen, die angeführten Edelsteine und seltenen Mineralien aus dem Basalt zu gewinnen, so wäre das natürlich ein verfehltes Unternehmen. Diese Mineralien sind so fest mit der Grundmasse verwachsen, daß sie kaum daraus zu lösen sind. Wenn auch nicht im Basalt, so hat man doch in Ebersbach und Umgebung schon oft versucht, wertvolle Mineralien aus dem Gestein zu bergen. So betrieb z. B. vom 2. August 1694 bis zum 12. Juni 1695 der Maurermeister Elias Schieffner aus Zittau auf dem Kretschamgute zu Ebers bach am „Planikenberge", dem heutigen Kux, ein Bergwerk. Glücklicherweise wurde dieser aussichtslose Versuch zeitig von der Stadt Zittau lahmgelegt, und der Unternehmer vor größeren nutzlosen Geldausgaben bewahrt. Das Vorkommen auf dem Sportplätze erinnert an gar unruhige Zeiten; denn nicht immer lag die heimatliche Scholle so ruhig und friedlich da. Es war einmal, da donnerte und dröhnte die Erde der Heimat gewaltig. Bor Millionen von Jahren störten Erdbeben und Erschütterungen Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch die Ruhe. Prasselnd und knirschend drang die gluiflüssige Lava an die Oberfläche. Durch die Ab- Kühlung wurde der glühend aufsteigende Glasfluß entgast.