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Krümmung den von der Talstraße abzweigenden Wolssweg ein- schlägt. Dieser führt den nordwestlichen Steilhang der Uferhöhe hinan. Wo derselbe den Kamm erreicht und sich der Wald grenze nähert, gelangt man auf dem Pfade auf eine lange, sich nach Norden zu erstreckende Schneise, die später in die erwähnte Siegfriedsstraße übergeht. Diese führt an dem vielleicht in vor geschichtlicher Beziehung beachtenswerten „Kesselstein" vorüber nach der genannten Kapelle. Dem Vorstehenden mögen noch einige geschichtliche Be- merkungen über unsere „wüste Mark" hinzugesügt werden. Das Kloster St. Marienthal erhielt von seiner Stifterin, der Königin Kunigunde, der Gemahlin Wenzels von Böhmen, das Dorf Sifridsdors mit allem Zubehör als Geschenk. Es gehörte unter die Gerichtsbarkeit des Städtchens Ostritz. Bon ihm sind zahlreiche Nachrichten auf uns gekommen. Bis um das Jahr 1400 wird Marienthal iu fast allen Urkunden immer nur noch als das „Kloster Sifridsdors oder bei Sifridsdors" bezeichnet. Als die Hussiten im Jahre 1427 das Neißegebiet von Zittau abwärts sengend und mordend durchzogen, wurde auch das blühende Sifridsdors von ihnen niedergebrannt. Als Tag seiner Zerstörung gilt der 12. Mai 1427. An seinen Wieder- ausbau wurde nicht mehr gedacht und die Dorfflur in der Folge- zeit als Teil des Klostervörwerks bewirtschaftet. Waldvögel sangen vor Jahrhunderten und singen noch heute ihre Lieder, wo einst frohe und arbeitsame Menschen gewohnt haben. Der kundige Besucher der in stiller Waldeinsamkeit gelegenen Sifridskapelle scheidet von der andachtsvollen Stätte wohl nicht ohne den innigen Wunsch, daß die goldene Friedens sonne leuchte bis in die fernsten Zeiten. Tragik in der Sommerfrische „De Appl-Schniebfn" sitzt vorm Häusl And heult und flennt zum Gotterbarm'. „Nee aber nee! Nee su a Nnglick! Mir sein buch suwiesu ju oarm." Nnd wieder kollern dicke Tränen; So das) ich mir ein Herze nahm Nnd fragte. Da erzählt sie schluchzend: „Mir Hamm buch men'n Moan bsgroahm!" „Nee, nee, dar Moan. Doas woar ni neet'g, Doaß ar sich selbe imgebroacht. Doaß'ch dar amoal srsesfn täte, Herrjeeses! doas hättch ne gedoacht!" - Erschüttert fing ich an zu trösten. So gut es eben gehen wollt. Da sagt sie: „Doas is ni doas Schlimmste, Doas dan dr Teifl hoat gehollt. Nee würklich woahr; je könn m'rjch gleebn: Waign dan, do giehts noch lange furt. Muß waign seine noien Stiefln. Do bis ich bluß oack su verwurrt! Muß denn dar Moan sich zu'n Lrjeesn De noi'n Stisfl driebrziehn? Dis mußtn ju drbei zrweschn! Doa kunnkn ss bei» Schustr stishn!" Ludwig Waldau. Mit dem Wanderstab in der Hand lerne ich die Heimat kennen ILs^ie verbringe ich meinen Urlaub? Auf die Frage ^il tK^war die Antwort:'Mit dem Wanderstab in der > Hand! Denn — Wandern ist ja mehr als „Gehen", mxhr g,g Erholen und Augenfreude. Wandern ist auch Sehen und Erkennen, Vorwärts- und Rückwärtsschaucn in Landschaft, Natur, Kultur, Volk, Sitte und Geschichte! In stärkstem Maße wird das zum Erlebnis, führt die Wanderung durch Deutschland, wird das namentlich dem Werktätigen zur doppelt wertvolle» Erkenntnis, tritt der Fuß den Boden, der unseren tausendjährigen Kampf um Freiheit und Recht, gegen Knechtschaft und Unrecht sah — den Kampf, den wir immer noch führen! Darum schon allein sollten wir hinaus aus der stillen Kleinbürgerstadt, aus dem schweigsamen Dors hinaus in die Pracht der schönen deutschen Landschaft und gleichzeitig zurück in die Jahrhunderte, geborgen in der Landschaft und alten Städten, kostbaren Dörfern und stillen Wäldern! Wo ist nun die vielfältige Schönheit zu finden? Überall! Auf allen Wanderwegen in unserer engeren und weiteren Heimat. Schon eine 14-Tage.Wanderung führt durch Land- schasten, die absolut verschiedenen Charakters in Landschaft, Kultur, Sitte, selbst in Sprachformung sind. Und darin besteht ja auch der Hauptreiz unserer Heimat, Von Dresden aus lohnt es sich in die Sächsische Schweiz zu ziehen; von Breslau aus die Weftsudeten zu besuchen; auch die Lausitz bietet des Schönen viel; sie alle haben den Vorzug, interessant und lehrreich zu sein! Und nun den Stock in die Wanderhand! Und: Augen auf! Und vor allem: Erkennt überall aus den Reliquien der Vergangenheit des deutschen Werktätigen — an seinem An fang stand noch der arbeitende Mann als Opfer der Unter drückung. an seinem Ende der freie Mann! Und hört überall den begeisterten Dithyrambus von der kulturausbauenden Arbeit, der uns auf allen Wanderwegeu begleitet; erkennt, wie überall der Werktätige schaffend die moderne Wirtschaft schuf, die er — wie Atlas das Himmelsgewölbe — auf seinen starken Schultern trägt! Walther Bogel. Krauenandaeht Wenn alle Augen schlafen, bin ich allein noch wach, Dann sinn' ich Nutz und Frommen von meinem Tagwerk nach. Gb wohl, was ich begonnen in Gottes Morgenfrüh, Mit Segen sich vollendet und lohnt des Schaffens Müh. Gb meins Hände tröstend sich Lagen dargereicht, Nnd ob mein Herz vor Klagen sich härtete vielleicht. Es gehn dis Stern' vorüber und zeigen Gottes Näh, Mir ist, als ob im Dunkel nur Heller ich ihn jäh. Nnd meine Augen flehen um Segen für dis Nacht, Daß besser sei als heute morgen mein Werk vollbracht. Daß jeden Abend leichter, wenn still der Tag verrann, Ich Gottes Spuren suchen und ihn erschauen kann. Helene Helbig-Tränknee. Wie ein Kreisarzt der Oberlausitz den Herren Ärzten vor hundert Jahren eine Revision ankündigte er damalige Land- und Stadtphysikus Dr. C. F. Buch heim, welcher in Bautzen seinen Wohnsitz hatte, erläßt eine Verordnung am 17. Dezember 1824 an die Herren Chirurgen des Landkreises der K. S. Oberlausitz. In dieser stellt er fest, daß die Bacatscheine, die von den Chirurgen über die von ihnen innerlich behandelten Kranken eingeschickt werden mutzten, sich immer mehr häufen. Dies veranlaßt ihn, zu erklären, daß er im kommenden Jahre sämtliche ihm unter- stellten Chirurgen des Landkreises revidieren müsse. Er wolle Einsicht nehmen in die zu führenden Kranken-Iournale. Er werde den Arznei-Borrat nachprüfen, die chirurgischen Instru mente besichtigen und den Bücherbestand ansehen, um zu er fahren, ob sie Ordnung, Fleiß und die Wissenschaft lieben. Aus dieser amtlichen Bekanntmachung, die sich in den Budissinischen Nachrichten 1824, Nr. 51 befindet, ist heraus zulesen, daß die Bevölkerung unzufrieden gewesen zu sein scheint mit dem damaligen wissenschaftlichen Stande der Arzte, denn der Land- und Stadtphysikus spricht auch von Beschwerden, welche von Seiten der Untertanen an „Eine Hohe Regierung" eingereicht worden seien. Er wolle nachprüsen, um die Ubel- stände aus der Welt zu schaffen, er sei aber auch berufen, den Chirurgen gegen derartige Kränkungen und Verleumdungen den nötigen Schutz angedeihen zu lasten. Deshalb ersucht er um