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gesunde Boden der Kunst war damit erschüttert. Es ist dies eine Krise, die sich namentlich im vorigen Jahrhundert voll, zogen hat und unter deren katastrophaler Auswirkung wir gegenwärtig stehen. Immer mehr erkennt man nun die Be deutung der Heimatdichtung als eine Stammesdichtung und läßt sich instinktiv ihre Pflege angelegen sein. Freilich darf man sich etwas nicht verhehlen. Es wird sich mit dieser Neubesinnung zur Heimatdichtung und ihrer Neubelebung die drohende Gefahr für die Welldichtung nicht beseitigen lasten, denn diese Entwicklung ist unlösbar mit der ganzen politisch-sozialen Bewegung verknüpft. Vor allem aber ist die Heimatdichtung durch die fortschreitende Aufhebung der Stammesliteratur und durch die Mißachtung, die sie sich Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch gefallen lasten mußte, an Bedeutung außerordentlich stark gesunken. In der all gemeinen Literaturgeschichte hat sie sich immer eine gelegent liche Erwähnung gefallen lassen müssen, ohne eigentlich recht ernst genommen zu werden. Man rechne hier zur Heimat- dichtung nicht ausschließlich die Dialektdtchtung, sondern alle die Dichtungen, die einen heimatlichen Charakter besitzen, die aus bester Stammestradition und -Anschauung erwachsen sind. Dadurch, daß man bisher diese Grenzen willkürlich verschob und der Heimatdichtung nur das Dialektische und das etwa noch, was man in der „Weltliteratur" nicht unterbringen oder brauchen konnte, zusprach, ist die Heimatdichtung in einen solchen Mißkredit geraten. Allerdings hat man auch auf der anderen Seite nicht wenig selbst dazu beigetragen. Allen jenen Talenten und Talentchen, die aus der Enge ihrer Heimat nicht hinauszublicken und zu gelangen vermochten, gab man den Titel Heimatdichter, ohne sich dabei bewußt zu werden, wie sehr dieses so klangvolle Wort dadurch geschädigt wurde. So ist es allmählich dazu gekommen, daß alles das Heimat dichtung heißt, was in irgend einer Beziehung als schwach und minderwertig empfänden wird. Erst seit den letzten Jahren wird gegen diese häßliche Wertung Front gemacht: einmal von jenen Kreisen, die sich bewußt die Pflege der Heimat- dichtung zur Aufgabe setzen und andererseits von psychologisch scharf blickenden Literarhistorikern, die die Gefahr einer ent- wurzelten Literatur erkannt haben und ein Gegengewicht gegen die immer flacher werdende „Weltdichtung" aufgestellt wissen wollen. Bei dieser neuen und endlich gerechten Wertung muß man sich überlegen, daß all jene großen „Weltdichtungen" wie das Nibelungenlied, Wolframs „Parzival", Homers „Ilias" und Dantes „Göttliche Komödie" einst „Heimatdichtungen" im weitesten Sinne des Wortes gewesen sind: nämlich Dich tungen, die aus einer großen einheitlichen Stammesidee und Stammestradition geboren sind, daran tiefste Wurzel die Heimat, der Stamm war. Erst von diesem Standpunkt aus wird man dem Phänomen der Heimatdichtung gerecht werden. Geistliche Musik im Zittauer Winkel Südostecke unserer sächsischen Lausitz Kat von jeder R einen besonderen Vuk als pflegestälts guter Kirchenmusik I genossen, vis zu dem Rücktritt des Kirchenmusikdirektors Paul Stöbe war die Zentrale Zittau die vocbburg der mumes sacra in unserm Sau, dock ist seitdem in dieser vinsicbt kier viel versäumt worden, und es wird langer, mükevoller Llrdeit bedürfen, eke unser Mandau - Lltken den verlorsngegangenen Vorsprung auf diesem Gebiete wieder singekolt Kat. Unter diesen Umständen ist es als ein Glück zu bezeichnen, datz sich inzwischen anderwärts vielversprechende kräkte rükren, um zu retten, was zu retten ist. Vor allem kaben sich Ostritz und verrnkut um die Erkaltung des musikalischen Venommses unserer Gegend (man möge mir in diesem Solle das peinliche Sremdwort ver. zeiken!) mit bemerkenswertem Erfolg bemükt, und mit ganz be sonderer Genugtuung gedenken wir der beiden letzten genuh. reichen Varbietungen, die der rükrigs p. v. Verbeek im schlickten Gottsskause der vrüdergemeinde einer unübersekbaren Schar andächtiger vörer vermittelte. Wir erinnern ferner an den trekk. licken vautzener Organisten und Kapellmeister Ulbert Müller, der mit Vorliebe die Umgebung seiner Vaterstadt Zittau mit aus gezeichneten Gastkonzerten betreut und es z. v. am letzten Kar freitag fertig brachte, binnen sieben Stunden in virsckkelds, vurkersdork und vittelsdork drei große geistliche Musik- auMkrungen mit starkem künstlerischen Erfolg zu veranstalten. Beute liegt wiederum Veranlassung vor, über drei Kirchen. Konzerte zu berichten, die innerkalb 50 Stunden stattkanden, sich aber diesmal auk ein räumlich viel weitläufigeres Gebiet verteilen, vei allen drei Lluttükrungen war in ksrvorragender Weiss die junge Ostritzer Konzertsängerin Margarete vretzler beteiligt, eine überaus vielversprechende Künstlerin, die sich in kürzester Srist einen Namen von vorzüglichem klang erworben Kat und schon jetzt den erfolgreichen Wettbewerb mit den Vesten ikres Sackes., auknekmen darf — wenn sie ikr schönes können nickt durch Überanstrengung auks Spiel setzt. Um 24. Mi fand in dem traulichen Selsenkircblein zu Oybin eins geistliche UbsnLmusik statt, kür die fick verr Kantor Paul Stimpel mit seiner ganzen Persönlichkeit eingesetzt Katie. Ikm ist es in der verkältnismätzig kurzen Zeit seiner biskerigen Oybiner Eckigkeit gelungen, den dortigen Kirchenchor durch sorg fältigste Schulung zu einem zuverlässigen Selker und Vermittler seiner künstlerischen vestrebungen zu macken. Zu bedauern ist nur, datz er wegen mangelnder Förderung durch die eingesessenen Oybiner verkältnismätzig selten dis Möglichkeit kck, vor eins breite Öffentlichkeit zu treten. Uucb diesmal Netzen sie ibn im wesentlichen im Stick, und da man diesmal bei Beginn der Var bietungen Len Eingang abscklotz, um Störungen des Konzertes durch die sattsam bekannte Uücksicktslosigksit der unvsrmeid. licken Nachzügler zu verküten, so blieb dis Kirche leider nur kalb gefüllt Uber der andächtigen Gemeinde karrte ein grotzer, weikevoller Genutz, zumal autzer dem Lkor und seinem treff lichen Kantor auch Las ausgezeichnete Ostritzer Soloquartett (die schon genannte Margarete vretzler, Sräulein Sckwerdtner, sowie die verren Sokkner und M. vretzler und Srau Sckultz- Wal bäum aus Bremen <Soioviolins) mitwirktsn. ver Lkor bot u. a. eine sekr ansprechende einstimmige Komposition „Sei rukig, meins Seele" des Öybiner Eondicbters S. v. Leucht und erfüllte damit eine vornskme Pflicht gegen den keimatlicken Komponisten. Vas sauber abgsglicbene Soloquartett sang in eindrucksvoller Wiedergabe das „Sommerlied" von Ek. klakre, einem leider zu krük verstorbenen Ostritzer Londickter. Im übrigen brockte dis mit erlesenem Geschmack zusammen gestellte Vortragskolge, abgeseken von dem kür geistliche Musik weniger in §rage kommenden Karl Soldmark, die klassischen Namen I. S. Vach, Bändel, Msndelssokn und den grotzen fran zösischen Orgslmeister Suilmant, dessen Werk 80 (Ullsgro, Uezi- tckiv und Lkoral) sich als eine der Glanznummern des Ubends erwies. Im wetteren und an erster Stells schossen Margarete vretzler und der musikalisch ausgezeichnete Eenor Sokkner im Einzel, und Zwiegesang den Vogel ab. Ikr Duett „Venn in seiner Band ist" (von Msndelssokn) war ein überwältigender Genutz. Anspruch auk besondere sslnerkennung Kat auch p. Stimpel als Dirigent, Meister an der Königin der Instrumente und idealer Begleiter der Solisten. Lrwäknt sei noch, datz der sslltarplatz an. lätziick des Konzerts eigens gefällig und ankeimelnL geschmückt worden war. Lim 26. Mi fanden um 7 und um 9 Llkr abends in Walters dorf und Grotzscbönau Kirchenkonzerte statt, die ausscblietz. lick von Margarete vretzler und dem ebenfalls bereits er. wäkntsn Orgslvirtuosen Lttbert Müller (dem erfolgreichsten Schüler des Zittauer Orgslmeistsrs Vans Menzel) bestritten wurden. Vas Programm war in seinem Gerippe dem eisernen Bestands der beiden Künstler entnommen, entkielt aber auch mancherlei Neues. Von den Orgslkomposttionen kesselten autzer vkeinberger (zwei Sätze aus der -V-Mott-Sonate Werk 98), Earl piutti und Liszt (zwei Parapkrasen über das Lkema 6 — H. - L - H) namentlich die beiden Legenden des zeitgenössischen Skandina viers E. Sjögren und vor allem des vautzener vomorganisten Earl Engler Fantasie in V-Moll, Lis dem können des Ver fassers ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellt. Earl Engler stekt übrigens nicht nur im Dienst nur einer Muse, sondern betreut auch das musikdramckiscbe Gebiet und ist Verfasser einer ganzen flnzakl Märchenspiels, dis nach vorliegenden Pressestimmen sich beifälligster Liuknakms zu erfreuen katten. Margarets vretzler sang mit berückendem Wokllaut und inbrünstiger vingebung eine Ltnzakl geistlicher Lieder von ^.S. Vach, §ranz Llbt, dem Leipziger 6. Woklgemutk und dem unvergetz- licken Lllbert Becker, dessen „Macke mich selig, o Mu" aus dem Munde dieser Künstlerin wie überirdische Spkärenmusik klingt. Es gekört mit zum Vollendetsten, was ick auk diesem Gebiete