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Das Werk konnte gelingen, wenn der sittliche Wille der Überlebenden stark genug war, zur alten Ordnung zurückzu kehren. Und dies war der Fall, wie man aus den angeführten Gesetzen sehen kann. Die äußeren Schäden des dreißigjährigen Krieges wurden in Kamenz wie im übrigen Deutschland schnell überwunden, an den inneren schädlichen Folgen des Krieges, der starken Zerrissenheit, dem Mangel an Nationalgefühl, der Nachahmung fremder Völker, kranken wir heute noch. Quelle: Gottfried Weinart, Rechte und Gewohnheiten der beyden Marggrafthümer Ober- und Niederlausitz, 4. Theil, Leipzig 1798. Heimatschutz-Nachrichten — Zwingerlotterie. Wer heute durch den Dresdner Zwinger geht, wird dort etwa 100 Steinmetzen, Tischler, Schlosser und wie die Handwerker alle heißen mögen, finden, die emsig an der Arbeit sind, das Meisterbauwerk aus der Barockzeit, das durch die Witterungseinflüsse dem Verfall preisgegeben war, wieder in neuer Herrlichkeit erstehen zu lassen. Ein be sonderes Baubüro, die sogenannte Zwingerbauhütte unter Leitung von Regierungsbaurat Dr. Erwisch, leitet die Wiederherstellungs arbeiten, deren künstlerischer Oberleiter der bekannte Dresdner Bildhauer Geheimer Hofrat Professor vr. ing. ti. o. Wrba ist. Cornelius Gurlitt schreibt über eine von Dr. Ermisch heraus gegebene Broschüre „Zwinger-Führer" (Wolfgang-Ieß-Berlag, Dresden) wie folgt: „Der Zwinger ist der Stolz Dresdens. Man hat ihn als Ausdruck einer Zeit leichtfertiger Prachtliebe kennzeichnen ! wollen. Man hat ohne Verständnis all den Schmuck be- ' trachtet, den Meisterhände über ihn ausstreuten. Noch wird Uer dem denkenden Beschauer Gelegenheit geben, grübelnd I ^nachzuempfinden, was der Schmuck besagen will, all die ge heimen Beziehungen aufzudecken, die ihn hervorriefen. Dies ^ist nicht in der Absicht geschrieben, das letzte Wort über den Bau darzustellen. Es ist ein Führer, geschrieben von einem Manne, der beruflich eng mit der Erneuerung des Baues in Beziehung steht, eine Handreichung für die, die über den Gesamteindruck hinaus vordringen wollen in die Würdigung der Einzelheiten, ein Lehrmittel, um zu vertiefter Liebe des Werkes und zur Anerkennung des Bauherrn, des viel geschmähten sächsischen Herrschers, Augusts des Starke», vor dringen zu können. — Es will aber auch eine Mahnung sein, dieses Werk in Ehren zu halten, seine Umgebung so zu gestalten, daß der Eindruck nicht geschädigt werde, eine Mahnung, die um so nötiger ist, als gegen diese Pflege leider vielfach gesündigt wurde. Dresden sind Pflichten durch den Zwinger auferlegt worden, deren es sich stets bewußt bleiben sollte. — Dies Buch wird sowohl in seinem geschicht lichen Teil wie als Begleiter beim Rundgang durch den Zwinger hoffentlich in diesem Sinne gute Dienste leisten zur Ehre Sachsens als einer Heimat hoher Kunstentfaltung." So urteilt Sachsens berühmter Kunstgelehrter Cornelius Gurlitt über den Zwinger und über den kleinen Führer, der in 68 prächtigen Abbildungen Einblick in das Meisterbauwerk der Barockzeit bietet. In die Kosten der Zwingererneuerung teilen sich Staat, Stadt und Private, letztere durch die Zwinger lotterien, deren erste 180000 Mark Reingewinn brachte und deren zweite jetzt aufliegt und am 10. und 12. Juli gezogen wird. Das Los kostet 1 Mark und ist bei allen Kollekteuren erhältlich. Möge es sich niemand nehmen lassen, für die Zwingererhaltung, dieses große deutsche Meisterbauwerk, das kleine Scherflein zu opfern. — Türkenbund und Wiesenschwertlille. Die Edelsteine unserer sächsischen Flora zeigen sich jetzt wieder in Blüte. In schattigen Büschen erhebt sich stolz der Türkenbund (Milium martsAon). Uber quirlständigen Laubblättern nicken von schlankem Stengel die trübpurpurnen Blüten, aus denen die goldenen Staubgefäße hinausschauen. Fälschlich werden diese Pflanzen wohl auch als Feuerlilien von manchen Gebirg lern und Pflanzenhändlern bezeichnet. Wer dieser Pflanze unterwegs begegnet, der versteht das deutsche Märchen von der Wunderblume, die tief im Walde drinnen blüht und die so selten ist, daß nur Sonntagskinder sie zu finden vermögen. Noch seltener und edler ist die sumpsliebende Wiesenschwert- lilie (Iris oibiric»), die sich von der im Garten gezogenen durch zierlichere — aber auch blaue — Blüten und durch feinere, grasartige Blätter unterscheidet. Ihre Standorte sind außer ordentlich beschränkt. Während die Pflanze früher noch in allernächster Nähe von Dresden vorkam, ist sie heute dort ganz verschwunden. Die Verhältnisse unserer Zeit verlangten ge- bieterisch besondere Maßnahmen, wollte man solche wertvollen Naturdenkmäler nicht untergehen lassen, und diese Maßnahmen find getroffen in Form der Pflanzenschutzverordnung, die auch diese beiden Pflanzen mit ihrem Schutze bedenkt. Dieser Schutz wird dem Einzelnen umso leichter fallen, als keine der Pflanzen wirtschaftlich ausgenützt werden kann. Wer sie trotzdem pflückt, kennzeichnet sich als kulturloser Egoist, und als solcher wird er von denen behandelt werden, die sich den Schutz der Schön heit zur Lebensaufgabe gemacht haben. — Arnika. Auf den Bergwiesen blüht jetzt orangegelb das Bergwohloerleih oder die Arnika (Arnika montan»). Ihr Bau verrät die Verwandtschaft mit der Margerite, von der sie sich hauptsächlich durch die Farbe und die unregelmäßiger oestellten Strahlenblüten unterscheidet. In weilen Kreisen des Volkes ist diese Pflanze bekannt als Hausmittel gegen allerlei Krankheiten, womit man den Namen Wohlverleih erklären will, der aber tatsächlich vom Wolf abgeleitet ist. Es erschien darum vielen als Härte und ungerecht, daß man diese Pflanze in die Reihe der geschützten aufnahm. Sowohl der Einzelhaus- halt als auch die Apotheken verlangten nach ihr. Das ist an und für sich richtig. Aber wir leben schließlich nicht nur nebeneinander in der Gegenwart, sondern auch nacheinander, auf das Jetzt folgt eine Zukunft, und wenn der wilde Verbrauch an dieser Heilpflanze so weiter gegangen wäre, so hätte in allerkürzester Zeit keiner mehr Vorteil von dieser Pflanze ziehen können. Wir müssen uns schließlich einmal an den Gedanken gewöhnen, daß unser Land übervölkert ist, daß es nicht mehr anqeht, daß wir wie früher als selbstverständlich Scheinendes einfach tun; heute heißt es haushalte» mit dem, was vor wenigen Jahrzehnten noch in reichlichem Überflüsse vorhanden war, sonst stehen wir eines Tages vor dem Nichts. Niemand brauchte dann mehr an gerade noch rechtzeitig erlassenen Verordnungen Kritik zu üben, die dann überflüssig geworden wären, niemand findet dann aber auch mehr als klägliche Reste von einstigem Überfluß. Da die Heilwirkung der Arnika nicht in Abrede gestellt werden soll, dürste es sich empfehlen, diese Pflanze gärtnerisch zu ziehen, sie unter Kultur zu stellen, wodurch ihr Bestand als Heilpflanze auf lange Jahre hinaus als gesichert anzunehmen ist. Hochsommernacht! Hochsommernacht - Hochsommernacht! Mit deinem schwülen Ätem hast du mich träumerisch gemacht - mit Sehnsucht überladen. Hochsommernacht — Hochjommernacht! Gs winken deine Sterne mir sreundlich zu in stummer Pracht . aus endlos weiter Ferne. Hochsommernacht — Hochjommernacht! Deines Mondes Silberschein hat hell zur Leidenschaft entfacht Herz und Seels mein. Hochjommernacht — Hochsommernachti Deines Windes Wehen heimlich mir im Herzen schafft stilles Liebeflshsn. Hochsommernacht — Hochsommernacht! Liebevoll bist du. Gottessrisden in dir wacht; — gib mir deine Äuh. Bürger-Sittau.