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Pflanzenreichtum einer Gegend, das tut nur der Mensch, wenn er nicht sparsam mit seinen natürlichen Schätzen umgeht. Es ist verboten, Pfingstnelken zu sammeln und zu pflücken. Leider trifft man gerade in der Gegend des Hohen Steines bei Dresden-Planen Kinder, die ungeachtet der Gefahr und des polizeilichen Verbotes Pfingstnelken sammeln und sogar zum Verkauf anbieten. Hoffentlich unterstützt jeder die Polizei- beamten, die wahrlich keine Mühe scheuen, dem Klettern Un berufener in den Felsen Einhalt zu gebieten. Dann würde es auch wieder möglich erscheinen, daß diese Seltenheit die Talränder zurückerobert, auf denen sie früher blühte. — DasSilberblatt. Ein zartes Frühsommcrgewächs entfaltet jetzt seine blaßvioletten Blüten, das Silberblatt (lmna- ria reciivivs), in manchen Gegenden auch Nachtschatten ge nannt. In feuchten Laubwäldern des sächsischen Berg- und Hügellandes beschatten seine prächtigen, großen, herzförmigen Blätter den Boden, ihn vor Austrocknung schützend. Dadurch wird den Wurzeln der zarten Pflanze die notwendige Feuchtig keit erhalten. Uber dieser Blattornamentik aber breitet sich wie der durchsichtige Schleier der Waldfrau das duftende Blütengewebe aus. Es ist ein Bild voller Märchenpoesie und reiner, klarer Schönheit. Aber scheu wie das Märchen flieht die Pflanze immer mehr die ost gegangenen und lauten Wege, aus denen die Schar der Wanderer sich bewegt. Dort, wo das flüchtige Reh sich sicher weiß vor Verfolgung, wo die gefiederten Sänger für sich und ihre Brut eine Freistatt finden, da ist auch der Zufluchtsort dieser Pflanze. Unberührt will diese Schönheit bleiben, ungestört ihr Duften und Blühen. Wanderer, geh vorüber, wie auch an dem Nest des Bogels, das ihr viel leicht darüber findet! LVürnrnerstunde Es nachtet schon. Der Tag vergeht And saugt sich voll mit düsteren Erinnerungen. Nus warmen Hütten steigt wie Gebet Der Nauch in vielen blauen Zungen. Die Nbsndglocke ruft in Hellem Ton Die Menschen heim zu stiller Feier. Ich wart' auf diese Stunde lange schon, Sie löst mich auf und macht mich freier. Ich träume in das dunkle Land. Gedanken spinnen ganz mich ein And weben einen lichten Schein Am Tags, dis vergangen sind. Ein blondes Mädchen lehnt am Fenster, Summt für sich hin ein Liebeslied. Im Gfen knistern Scheits wie Gespenster, Die von allzu langem Amgang müd. Die Dings sangen an, sich zu erzählen, Verlassen ihren engen Schrein. Menschen aus vergangnen Tagen kommen quälen And wollen wieder bei mir sein. Ich streife jede Hülle ab And hör' dis Stimme, dis mich rief. Dis stille Stunde war so tief, jo tief. Das Land liegt dunkel wie ein Grab. Marlin Weils, Dresden. Aus den Heimawereinen Oybin, 26. Mai. Der Hochwald-Lausche-Gau, Oits- gruppe Oybin, veranstaltete in der Pfingstivoche eine Ortsgruppen sitzung, die nur von 13 Mitgliedern und zwei Gästen besuch! war. Zu Beginn berichtete Herr Herrlich eingehend über die Berbands- Friihjahrsoersammlung in Waltersdorf und ihre Beschlüsse und Anregungen. Er wies dabei nochmals aus den darüber veröffentlichten Bericht und hin bat die Mitglieder um weitere rege Mitarbeit an der Perbandsarbeit. Uber die Erfahrungen mit dem am 1. und 2. Mai erstmalig durchgesührten Eonderzug von Leipzig wurde danach ebenfalls von Herrn Herrlich berichtet. Man war allgemein erfreut, daß die Erwartungen, die an den Sonderzug geknüpft wurden, erfüllt worden sind. Ein großer Teil der Leipziger Besucher hat sich in den Ge birgsorten lobenswert und anerkennend über die Maßnahnien aus gesprochen. Die vom Hochwald-Lausche-Gau zur Einzelorientierung nach Leipzig gesandten Druckblätter sind leider zu spät in Leipzig angekommen; bei der über Erwarten starken Frequenz des ersten Sonderzuges dürfte ihre Verwertung bei einem folgenden Sondcrzug zu erwarten sein. Dom Redner wurden anschließend die Kritiken aus den Nachbargemeinden besprochen und widerlegt, die sich auf die Ziclsührung des Sonderzuges beziehen. Man wär sich darüber einig, daß in dieser Beziehung die Eisenbahnoerwaltung allein zu bestimmen Hai. Die Abrechnung über das Winteroergnügen der Ortsgruppe konnte leider noch nicht vorgelegt werden, doch ist mit einem Fehlbetrag von 23 Mark zu rechnen. Ein Antrag der Ortsgruppen des Hochwald-Lauschc-Gaues wünschte Verselbständigung der Ortsgruppen, auch in finanzieller Hinsicht. Lediglich diejenigen Angelegenheiten, die den Gau als solchen betreffen, sollen vom Ver band geschlossen bearbeitet und erledigt werden. Der Antrag wurde von der Versammlung zum Beschluß erhoben und soll vom Verbands- Vorsitzenden in der nächsten Dorstnndssitzung des Hochwald-Lausche- Gaues als Beschluß eingebracht werden. Am 25. Juli soll in Oybin ein Blumenkorso stattfinden. Für die Vorarbeiten haben sich die Herren Byhan, Franke, Renker, Brocksch, Herrlich und Förster freiwillig zur Verfügung gestellt Denselben Herren übertrug die Versammlung die Ausarbeitung des Sommerplanes. Schließlich wurden noch Erfahrungen über den Versand von Werbeprospekten bekanntgegebcn, wobei insbesondere die Verhältnisse im Erzgebirge zum Vergleich herangezogen wurden. Buchbesprechungen Utlnl Im wssSen» Sie Wmat Urlme«! Heimatkundliche Ausflüge mit Wanderkartenskizzen, geschildert und beschrieben von erfahrenen Wanderern. 256 Setten. Görlitz 1926. Verlag Hoffmann L Reiber (Neuer Görlitzer Anzeiger). Preis 2 RM. Das Buch bildet die schon lange entbehrte Ergänzung zu den beiden bet uns bestens eingefilhrten Lausitzer Wanderbüchern (Dresden-Wachwitz 1922 und 1923) in östlicher Richtung insbeson dere sür das Gebiet der preußischen Oberlausitz. Die einzelnen im vorliegenden Bändchen beschriebenen Wanderungen sind sämtlich vorher in den Jahren 1924 und 1925 unter dem Leitwort „Lernt im Wandern die Heimat kennen!" im Neuen Görlitzer Anzeiger erschienen und daher teilweise schon bekannt. Sie in handlicher Buchform gesammelt erneut herausgeqeben zu haben, ist rin großes Verdienst des Görlitzer Verlages, vor allem auch deshalb, weil wir bisher im Gebiete der preußischen Oberlausitz nichts unseren Säch sischen Wandrrbüchern ebenbürtiges zur Seite zu stellen hatten. Zwar besteht schon ein gutes „Görlitzer Wanderbuch" von Gondo- iatsch und Schmidt, das Ausflüge in die engere und weitere Um gebung von Görlitz tu. a. bis Bautzen, Kamenz) beschreibt (6. Ausl. Görlitz o. I. (1923) Verlag R. Worbs <L To ). Doch beschränkt sich dieses mehr auf Angaben von Wanderwegrn mit ganz kurzen Er läuterungen ähnlich den „Meinholdschen Routcnführern". Während es sich aus den Wanderungen in den beiden Lausitzer Wanderbüchern jedesmal darum handelt, einen bestimmten Charakter zug in der Landschaft zu erkunden, liegt hier der Schwerpunkt mehr in der Führung durch die Schönheiten des Lausitzer Landes. Im Zusammenhänge damit wird dann immer eingehend auf die geschicht lichen und naturgeschichtlichen Verhältnisse der betreffenden Gegend hingrwiesen, ja einzelne Wanderungen verfolgen überhaupt nur natürgeschichtliche, insbesondere erdkundliche Betrachtungen, so die Ausflüge nach den Iauernicker Bergen, dem Teufelsstein bei Henners dorf und der Dubrau bet Großradisch. Zur besseren Einführung in das Gebiet bringt O. Schöne vorerst eine „Geschichtliche Einführung", denn das Wander gebiet ist nicht nur reich an landschaftlichen Reizen, sondern besitzt auch als Durchgangsland eine vielgestaltige geschichtliche Vergangen heit, die überall ihr« Spuren hinterlassen hat. Dann plaudert er Uber „die Namen unserer Obcrlausitzer Berge" und gibt so einen kleinen Beitrag zu der wichtigen Ortsnamenkunde, der unentbehrlichen Hilfswissenschaft heimatgeschtchtltcher Forschung. Lembke-Rauschwalde-Görlitz hat „eine erd geschichtlich« Betrachtung unserer Heima t," eine kurz gefaßte Darstellung der mannigfaltigen geologischen Verhältnisse der Görlitzer Umgebung, beigesteucrt, die schon deswegen äußerst wertvoll ist, weil die preu ßische Oberlausitz im Gegensatz zum sächsischen Anteil noch nicht geologisch ausgenommen und kartiert ist und die bisherigen Forschung», ergebnisfe teilweise noch lückenhaft und in der Literatur verstreut sind. Ein vierter Abschnitt handelt „vom Pflanzenkleid der Heimat", in dem die Flora der Görlitzer Heide einen besonders breiten Raum