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Nun waren jo, wie uns Kenner versichern, jene Jahre „die Blüte zahlloser Schützenfeste, zu denen fleißig eingeladen wurde", aber hier an der Sprachgrenze hatte so ein Tag doch noch ganz andere Werte sür das Volksbewußtsein als anderwärts. Jedenfalls ist die Einladung auch ein schönes Zeugnis treu deutscher Stadt.Nachbarschaft. Man lasse während des Lesens zwischen den Zeilen die allen Gestalten vor sich erstehen, wie sie geschmückt und iubclnd am maigrünen Tage in die frohe Stadt einziehcn. Da spricht altes heimatstarkes Volk zu uns, und wir möchten den wackeren Kämpen zum Gruße ein freudiges „Heil!" zurusen. * * * Denen Erbaren Ersamen Bnndt forsichtig Buchsenschützen Bnndt Besten Schiebgesellen in der kaiserlichen Reichstatt Elbogen Vnsern günstigen Herrn Vnde Nachporti. Büßern freundtlich willigen Dienst Bnndt alles guttes Zuvor. Erbare Namhaftige Zünftige liebe Schützen Bude Schieß gesellen, Wir haben Euch Ausfreundelichcr Wolmeinung Zuvermelden, das wir aus Vergünstigung Eines Erbarn Wolweisen Raths Allster zu Schlackenwalde Auf den Sontag Vox jucunciitatis Das ist dere l May* Ein freundelich Nachparltch geladen gesellenschieffen mit halben hacken, handtrhoren Bnndt Schirmpuchßen surgenomen zu hallten, Zu Zweien scheyben in freyen selbe Damit wir aber Euch desto williger Bnndt freundtlicher zu Vns vorversehen zuerscheinen So wollen wir hirmitt srey Bnndt zuvor zum besten geben 3 li der Einlag soll sten 4 Tage Vndt sollen 4 schuß gethan werden Wer Alsdan die Meisten treffe der Soll die 3 k gewonnen haben Es sollen auch hirmit verbotten sein Alle fehrliche fortell sie sein groß oder klein Derwegen gelangen An Euch Bnndt An Ein Jeden schützen Bnser freundelich Bnndt vleissig bitten, Fr wolle« auf Vermelden tag Alhir zu Schlackenwalde bey dem Lucas Kittner ankomen Bnndt alda solch ritterlich kurtzweil Helffen anfangen Bnndt vollenden Das wollen wir Biel Euch Bnnde Ein Jeden schützen in solchen Bnndt Andern nach Dnßern Vermögen freunde- lich vnndt willig Verschulden. Buchsenschützen Bnndt Schißgesellen zu Echlackenwalde. *) Gemeint ist der Sonntag Jubilate, a» dem das kathol. Meß- buch als Introitus »eben Psalm 66,1 anführt Iesaias 48,20: Vvcom iuounclitstis snnuntiato et suäistur (Mit fröhlichem Schall ver kündigt und lasset solches hören) etc. WW io lies klilgsW W Wil Bon Dr. R. Needon (Fortsetzung) In diesem Frühjahr konnte der Vorstand der Ge- sellschaft für Urgeschichte und Geschichte, wie sie sich neuer- dings nennt, schon über eine stattliche Reihe von Gra- bungen berichten, die z. T. von einer großen Bedeutung für die Vorgeschichte gewesen sind. Unsre Grabungen in der Burgruine Kirschau sind auch wieder ausgenommen, aber wir können darüber nicht mit stolzen Berichten auf warten. Wenn hier der Bericht nur über einen Arbeits tag gegeben werden sollte, so könnte er in einen Satz zusammengefaßt werden: Wir schleppten viele Steine aus einer Grube heraus, schaufelten eine Menge Schutt und Lehm weg und fanden einige verrostete Eisensachen und unansehnliche schmucklose Scherben. Ehe es wieder etwas neues allgemein Bemerkenswertes zu berichten gibt, vergehen meist Wochen. Kann doch die Tätigkeit dort auch dies Jahr nur im alten bescheidenen Stile fort gesetzt werden; die meiste Arbeit wird nach wie vor frei willig getan; die Bautzener Teilnehmer, leider meist nur zwei, müssen eine immerhin zeitraubende Bahnfahrt und einen halbstündigen Weg hin und zurück wegen einiger Stunden Arbeit machen. Zu bezahlter Arbeit stehen nur geringe Geldmittel aus der vielfach in Anspruch genom menen Gesellschaftskasse zur Verfügung. Und doch wird die Arbeit mit zäher Beharrlichkeit und Liebe fortgesetzt. Das macht, daß sie des Reizes nicht entbehrt trotz der Geringfügigkeit der Funde, trotz der körperlichen An strengungen, die sie erfordert. Nicht die Einzelfunde sind das Wesentliche hier, sondern daß sich allmählich die Linien der Häusergrundrisse abzeichnen, daß sich so das Wesen des ehrwürdigen alten Bauwerks, das hier vor liegt, enthüllt, langsam freilich, stückweise, daß unser Nachsinnen immer von neuem angeregt wird über das Geheimnis dieser Stätte. Wieviel Tausende von Steinen von Kopfgröße bis zum Gewicht von ungefähr einem Zentner sind von uns bis jetzt, wo wir bereits im 3. Jahre arbeiten, der Erde entnommen und aus dem Burg. Hofe sortgefahren; rings um den Berg ziehen sich aus ihnen aufgeschüttete Terrassen. Angesichts der noch stehen den Mauern und der ohne Zweifel noch vom Schutte bedeckten, in der Erde ruhenden, wenn man ferner be denkt, daß die Ruine sicher schon seit Jahrhunderten ähnlich wie die alten Römeibauten als mllhlos zu be nutzender Steinbruch für die Umwohner gedient hat und gelegentlich noch dient, so kann man schätzen, daß es weit über 100000 größerer Steine gewesen sind, die einst in wohl jahrelanger Arbeit hier herauf geschafft worden sind. Wer war es, der dieses riesige Bauwerk schuf? Die Kräfte von Hunderten von Menschen in Bewegung setzte? Man möchte zuerst an einen der Fürsten des 13. oder 14. Jahrhunderts denken, an die askanischen Markgrafen oder die Böhmenkönige Johann und Karl, aber diese können sicher nicht in Betracht kommen, dann müßte die Geschichte davon berichten, da wir doch ihr Leben ziemlich genau durch die Urkunden kennen und ihren Aufenthalt hier oder dort an deren Hand verfolgen können. Ein gewöhnlicher Adliger kann es aber auch nicht gewesen sein, vielmehr sicher ein anderer Mann von hervorragender Stellung und Macht; man muß an einen der großen böhmischen Barone, etwa Heinrich von Leipa, der an Macht seinem Könige fast gleichkam, denken oder einen der Landvögte — aber auch bei diesen Annahmen er- heben sich überall Schwierigkeiten So schwebt der Reiz des Geheimnisses um die Kirschauer Ruinen, und die Hoffnung, vielleicht doch noch etwas im Boden dort zu finden, was es aufklären könnte, steht uns anfeuernd zur Seite. Die Leser erinnern sich vom vorigen Jahre, daß wir damals im Herbst noch in dem zweiten Wirtschaftsge bäude an der Nordost-Äauer eine Mühle oder Mahlvor- richrung fanden, die aus 2 Mühlsteinen bestand, so daß mir es wohl das Mühlhaus nennen dürfen. Die Seiten mauern sind ungefähr 8,50 m lang, die Vorder- und Hinterseite 7,20 m, der Eingang, nach Westen gelegen,