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^Nern Dyvrn No» K. Soldlchmidt Du bist mein Alles, du Dybin mit deinen KlostertrSumsn, Es steigt ein füssss Jugendbild aus den verfallnsn Daumen. Das Märchen raunt in tiefem Teich, wo weisse Elfen wohnen, Ich Zeh dis Nixenkönigin auf einem Kisjsl thronen. Es glänzt das Tal — es glänzt der Wald in fsligfnsssm Schwingen And taufend Wunder wollen sich aus Dusch und Sträuchern ringen. Der Kuckuck ruft nochmal so laut — Klsingnomlsin stehn ain Wege Durchs grüne Wiefsntal, husch, husch, springts Bächlein frisch und rege. Nm Fslfsnkirchlsin surrt dis Ahr, die Asbslfrau knixt nieder, And durch dis holde Nbendlust wohl rauschen alte Lieder, Wie bist du still und andachtsvoll, du Friedhof, Tor der Weihe l Wohl ruht fichs in der Gottnatur — die Sonne ruft: Verzeihe l Erinnerung erfasst mein Herz — verschlungen, ach verschlungen, Es hat ein müder, müder Ton sich tief dareingeschwungen. Ein froher Wandertag mit dreißig jungfrischen Knaben (Wanderung nach dem Pferdeberg, Töpfer, Scharfenstein) heulte am Morgen, zauste Bäume und johlte ums Haus. Mit den Wolken kämpfte die Sonne 1 und rang sich nur immer für kurze Zeit durch. Und hat die Mutter auch Regen prophezeit, uns ist es eine Lust, gerade heute in die bewegte Schönheit der Natur hinauszuziehen. Hei, wie fliegen die Haare, wie pfeift es so herrlich um die Ohren! Je näher Jonsdorf, umso mehr müssen wir gegen Freund Wind anstemmen. Aber der Himmel da oben reinigt sich und nun liegt ungehindert lachender Sonnen- schein über den Fluren. Ein rechter Spätsommertag. Die letzten Garben werden von den Feldern genommen. Es ist 8 Uhr, als wir den ersten Ort im Gebirge erreichen. Hier kennen wir uns aus; denn durch diese Öffnung des Gebirgs zuges dringen wir meistens ein. Nonnenfelsen und Mühl- jteinbrüche grüßen herüber und erinnern leise an Kriegsspiele und Winterwanderungen durch verschneites Gelände. „Dort oben sind wir herumgeklettert und da haben wir einmal Früh- stück gehalten!" Beim Genesungsheim nimmt uns der dunkle Wald auf, Flecken Lichtes spielen aus dem nadelbedeckten Wege. Sie sind die einzigen Zeichen noch vorhandenen Lebens; denn der Wald ist stumm, da ja all seine Bäume gestorben sind. Kein grünes Kleid wird ihnen je wieder wachsen. Da wendet sich der Weg; beim „Stern" gilt es die rechte Richtung ein zuschlagen. Zwischen jungem Kiescrngebüsch und vereinzelten Birken schreiten wir auf weißem Sande hin. Die Heide ist in voller, schönster Blüte und säumt den Pfad mit rosen-violetten Streifen. Der Pferdeberg ist erreicht, der wenig besuchte, und doch einer der schönsten und lohnendsten Gipfel des ganzen Gebirges. Die kleinen Augen sind ganz gefangen vom An- blick des aus Morgendunst und Nebel herausragenden Oybin, dessen blanke Felsen von den letzten Resten vergangener Ritter zeit gekrönt sind. Wer einmal dies Bild gesehen, dem gräbt es sich ein, und es war nur ein Ausdruck kindlichen Fühlens und allgemein menschlichen Empfindens, wenn nach der Rast, die wir hier hielten, einige Knaben mit dem Skizzenblock kamen, worauf sie dieses Bild festzuhatten versucht hatten. Man erwarte kein Kunstwerk, aber wer in solcher Stunde das Essen läßt und unaufgefordert zum Stifte greift, der offenbart dadurch ein tiefes Verständnis, ein empfängliches Gemüt für die erhabene Schönheit der Natur. Aber auch die andern sind gepackt; sie strecken sich lang ins hohe Heidekraut und schauen hinüber nach der schroffen Felssilhouette des Scharfensteins, den sie nun alle heute noch besteigen möchten. Ach, der Wünsche kommen da so viel, und man soll sie ruhig klingen lassen; sie werden von allein gedämpft werden durch des Tages begrenzte Spanne und der Füße Müdigkeit. Gar nicht mehr weit dünkt es ihnen bis zum Turme des Hochwalds; es lockt sie, den breiten Bergrücken zu bezwingen. Und dann kehrt das Auge zurück und gewahrt erst den win zigeren Schuppenberg rechts vom Oybin, mit dem Waldtheater zu seinen Füßen. Ja, dos ist nun etwas für kühne Kinder- Phantasie: da muß doch gespielt werden — wenn von keinen richtigen Schauspielern, dann eben von uns. Schon kommen „sieben Schwaben", mit einer langen, vermorschten Holzstange bewaffnet, ins Hauptquartier gestürmt und bringen mit eben so stürmischen Gebärden diese Bitte vor. Eigenes Wollen birgt an sich schon hohen inneren Wert, also wird es „genehmigt". Lebhaftes Hallo drängt zu baldigem Aufbruch; langes Still- sitzen ist nun einmal nicht Sache jungfröhlicher Menschen. Ehe wir absteigen, bietet sich noch ein Ausblick nach dem Zittauer Becken, der jedoch nicht allzugroßem Interesse begegnet. Schon sind die ersten den halben Hang hinunter, verschwunden in dem Durcheinander der mächtigen Felsen, bis wir uns alle auf der Bühne des Waldtheaters wieder zusammen finden. Heute, wo klarblauer Himmel über uns sich breitet, braucht man von dem besonderen Reiz einer Freilichtbühne nicht viel zu erzählen. Bald ist das Bild eines von Menschen vollbe setzten Hanges vor sie hingezaubert, unsere Spieler begeben sich zur Besprechung in den Hintergrund und wir übrigen nehmen heute einmal vorn die ersten Plätze ein. Wir „fühlen uns" nun aber auch danach. Bald ertönt ein Geräusch zum Zeichen des Anfangs. „Der Kleine", wie sie ihn nennen, besser „der Kleinste", steht plötzlich auf hohem Felsblock und ver- kündet mit lauter Stimme, daß „Siegfried, ein Trauerspiel in 4 Akten" in Szene gehe und anschließend noch „Eine lustige Rollmopsgeschichte" gespielt werde. Paßte zwar wie die Faust aufs Auge, aber die Darstellung der selbstgewählten Rollen war in ihrer Urwüchsigkeit — frisch von der Leder weg — durchaus nicht ungeschickt, ja in der kindlichen Auffassung ost erquickend heiter und herzlich. Besonders die Wiedergabe des Teils, wo Vater und Mutter den Siegfried nicht ziehen lassen wollen, zeigte, wie erschreckend scharf manche Kinder die Gewohnheiten des Hauses beobachten! Nachdem wir uns in dem 2. Stück über den „wandernden Bittling" (Bückling) bald tot gelacht haben, setzen wir unsere Wanderung fort und gelangen durch den anmutigen Hausgrund, vorüber an dem gründunklen Teich gleichen Namens, endlich in den Ort Oybin. Ein Stück hindurch, dann steigen wir an zum Felsmassiv des Töpfers. Wir besuchen die ewig „brütende Henne", betrachten das unförmige „Krokodil" und entdecken selbst noch die Form eines regelrechten „Steinadlers". Aber das Schönste sollte noch kommen: Der Wackelstein. Ob der wirklich wackelt? Ist der groß? Kayn der auch herunterfallen? Nun, wir werden uns gleich überzeugen und alles ausprobieren. Da er mit „geologischer" Sicherheit nicht aus dem Gleichgewicht fallen kann, dürfen wir schon eine richtige Fahrt probieren, 10 Mann haben fürs erste darauf Platz : sie rucken und schubsen — vergeblich. Der Koloß bewegt sich nicht. Er will einfach nicht. Also, da hat uns der Lehrer doch was weisgemacht! Der Stein wackelt ja gar nicht! Der das versprochen hat, fühlt sich nun aber doch für die Richtigkeit verantwortlich, steigt jetzt selbst mit hinauf und — Hub — Hub, Hub — Hub drücken sie alle auf und nieder. Jetzt, jetzt! wie aus einem Munde. Immer merklicher werden die Schwankungen und schon schaukeln wir allesamt recht lebhaft hin und her. Wie ein Schiff! Wie eine Luftschaukel! Einem wird schon ganz Angst; wenn auch die andern ihn auslachen, er will doch herunter. Dann wechseln wir, bis alle ein paar mal „mitgefahren" sind. Mittagsrast. Jeder sucht sich ein paffendes Plätzchen: im Schatten, im Sonnenschein, als Reiter aus einem Baumstamm, auf dem Wackelstein oder gar in einer breiten Felsspalte unter demselben. Ganz nach Belieben. Da mundet das einfache Essen. Aber das Ruhigsitzen währt wiederum nicht lange, und es wird allerhand ersonnen und mancherlei Spiel getrieben. Bis wir nach t'/- Stunden weitergehen rach dem Scharfen stein und von da — dauernd begünstigt von warmer Nach-