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in die Regungen ihrer Seele Einblick zu nehmen, so bieten auch ihre Werke reichlich Gelegenheit, zu beobachten, wie sie sich ehrlich und emporstrebend durchrang zu ihrer philosophischen Anschauung. Nicht leicht mag dieser Kampf gewesen sein zwischen altüberlieferter Gottesanschauung und ihrem theosophisch philosophischen Borwärtsstreben nach neuen Erkenntnissen, ohne in Wirrnisse und Zweifel zu fallen, ohne den inneren Kontakt mit ihrem Gotte zu verlieren. Eine ganz eigenartige, fast prägnant charakteristische Gegeneinstcllung zum Pantheismus, ein gewisser Kosmotheismus, spiegelt sich in wunderbarer Form wider in dem Gedichte: . Fch selbst bin das Rätselwunder, Das in der Blume lebt, — Ich selbst das schlummernde Sehnen, Das in den Steinen strebt. Ich bin die schwebende Wolke, Die Sonne, die sie durchglüht, — In schwellender Bogelkehle Das quellende Frühlingslied. Ich lebe im Wachstum der Erde, Als Puls in der Woge Schwall, Ich bin das Geheimnis der Tiefe, Ich selbst das unendliche All. Es ist nicht das Verlieren in Unendlichkeiten, es ist nicht der Flügelschlag in der Verblendung durch allzu grelles Licht, es ist nur die Überwindung des Irdischen durch den Geist. Sie sagt es selbst, wenn sie vom Glücke spricht: Suche nicht Glück auf Erden. Weißt du's noch nicht: Glück kann im Dunkel nicht werden, Glück ist nur Licht. Bei alledem ist sie nicht weltfremd, hat sie nicht den Boden des Diesseits unter den Füßen verloren. Sie kennt die Menschen genau, vielleicht gerade deswegen noch viel genauer, weil sie nach ihrem eigenen Worte handelte: „Wir müßen immer ein wenig zurücktreten von den Dingen, um sie überschauen zu können". Und wenn sie sich vor den Menschen im gewißen Grade verschloß, so legt sie auch darüber Rechenschaft ab: »Wir sollten uns nicht vor Menschen aufschließen, die uns nicht ver stehen. Unsere Herzensglut wird vor ihrem Atem Asche und grauer Staub". Und sie kannte auch die Äußerlichkeiten der Menschen, sonst hätte sie wohl kaum gesagt: „Manche Menschen haben gerade so viel Naturgefühl, Kunstsinn und Religion, wie sich in anständiger Gesellschaft gut ausnimmt". Aber auch bei der Beurteilung ihrer Mitmenschen weiß Carola von Roon eine Stellung einzunehmen, die im vollsten Einklang mit ihren großen Gedankenzügen steht, die sich frei hält von Kleinlichkeiten und menschlichen Äußerlichkeitsschwächen, die nur das Bestreben nach Vollendung kennt. Daher sagt sie: „Kein Mensch ist zu schade für die Stelle, an der er im Leben steht; denn jeder Beruf, jede Tätigkeit, jeder Kreis, in dem er wirkt, kann durch einen edeln Menschen veredelt werden." Ihrem Volke und ihrer Zeit weiß Carola von Roon manches wahre und erkenntnisreiche Wort zu sagen. Auch hier hat sie genau beobachtet, wenn sie spricht: „Man redet so oft von trennenden Abgründen, nur weil man zu bequem ist, die einenden Brücken hinüber zu schlagen" oder: Freiheit ist geistiges Machtgefühl gegenüber den Hemmungen der äußeren Welt. Freiheit ist aber vor allem inneres Verantwortungsgefühl für das, was das Leben aus uns bildet. * * * In drei Gedichtbändchen hat Carola von Roon die in gebundener und ungebundener Sprache abgefaßten Formge staltungen ihrer Gedanken niedergelegt. Die Berlagsanstalt Görlitzer Nachrichten und Anzeiger verlegte ihre beiden Gedichtsbände „Lebenskristalle" (1921) und „Worte im Traum" (1922), während im Berlage Univer sitas Buch und Kunst, Berlin, der Band „Um den Tropfen am Eimer" (Erschautes und Erdachtes) 1922 erschien. Carola von Roon findet in der Lausitz nur einen, der ihr in ihrer Art annähernd seelenverwandt ist, Gustav Wolf, Weifa. In reifen Jahren entschloß sie sich, das, was sie in feste Formen fügte, ihren Mitmenschen mitzuteilen, und sie darf davon mit vollem Rechte sagen: So hängen meiner Jahre runde Trauben — geschwellt von weltenschweren Sonnensäften, gestählt in herber Nächte Sternenkräften, in des Gedenkens Kühlen Schattenlauben. Ich will sie Kellern und den Duft genießen, der mich durchdringt mit Schauern reifen Freuens, und meinen Trank voll ewigen Erneuens noch in der Zukunft weite Schalen gießen. Was Carola von Roon bescheiden und schlicht aus ihrer irdischen Schale ist* die Schale ewigen Geistes umgoß, wird lebendig bleiben und ihr Angedenken sichern. Am 29. April wurde die sterbliche Hülle der Dichterin in der stillen Kapelle im Friedenstale beigesetzt. Keiner mochte besser berufen sein, ihr ein letztes Wort der Würdigung und Anerkennung ihres Werkes am Grabe nachzurufen, als Pfarrer Fröhlich, Melaüne. Und nun ruht sie aus neben ihrem berühmten Großvater, indes ihr Werk den Namen Carola von Roon weitertragen wird durch die Lande. Herbert Henkner, Bautzen. LNe Heil se Gtunde Don Helene Helblg.TränVner An jedem Tag, der in das Dunkel steigt, Schlägt eine Stunde, die ihn sanft verklärt; And aus dem Herzen, da die Freude schweigt, Den sreien Blick ins Himmelreich gewährt. Schlägt eins Stunde, dis uns froh erzählt, Daß in des Alltags unerlöstsm Grau Non Gottes sw'ger Liebe sie erwählt, Daß sie der Seele tragend Feld betau. Aus Ewigkeiten kündet sine Ahr, Daß jeder Brust ein Körnlein Glück beschert, And eins sonnenklare Freudenspur Den Weg erhellt, den unser Fuß beschwert- Dem Edelstein in alltagdunkler Nacht Gleicht diese Stunde, die uns Gott geschenkt, Da ferner Sonnen holde Aaubsrmacht Sich lichtem Glanze gleich hsrniedscjenkt. And lauschen wir dem wundersamen Schlag, Verkündend dieser heil'gen Stunde Nahn, Dünkt uns zu grau und unerlöst kein Tag, And keiner Nacht geheimnisvolle Dahn, — Aus der Gberlausitz Hoyerswerda. Ansammlungen von Störchen wurden kürzlich in der Nähe des Jagdhauses Koblenz be obachtet. Man zählte 16 Tiere. Trotzdem hat die Zahl der wieder bezogenen Nester sich weiter verringert. Ein Storch flog gegen die Starkstromleitung und stürzte tot herab. Er hatte zwei Drähte zugleich berührt. Bautzen. „Die Glocke von St. Peter", ein histo risches Schauspiel in 5 Akten von dem Oberlausitzer Dichter Rudolf Gärtner-Hellerau, ist aus dem Manuskript für das Stadttheater Bautzen von Direktor Irmler erworben worden und wird in vollständig historisch getreuer Ausstattung als Eröffnungsvorstellung in kommender Spielzeit herausgebracht werden. Das Drama, deßen Stoff aus der Geschichte der Stadt Bautzen entnommen ist, spielt um das Jahr 1590 in Dudissin.